dm trickst beim Medikamentenversand- "Apotheke in Tschechien"
Autor: Strahinja Bućan, Agentur dpa, Daniel Krüger
Karlsruhe (Baden), Mittwoch, 17. Dezember 2025
dm bietet jetzt auch apothekenpflichtige Medikamente an. Weil das dem Unternehmen in Deutschland aber verboten ist, muss der Drogerie-Riese in die Trickkiste greifen.
Im Vorfeld hatte es daran Kritik gegeben: Mit einer eigenen Online-Apotheke baut die Drogeriemarkt-Kette dm ihre Ambitionen auf dem Gesundheitsmarkt aus und sagt klassischen Apotheken einmal mehr den Kampf an. Seit Dienstag (16. Dezember 2025) können Kundinnen und Kunden über die dm-Internetseite rezeptfreie Medikamente wie Schmerzmittel kaufen.
"Zum Start konzentrieren wir uns auf nicht verschreibungspflichtige Apothekenprodukte", erklärte dm-Chef Christoph Werner der dpa in Karlsruhe. Bei diesen entscheiden Kundinnen und Kunden selbst, welches Produkt sie wählen, wie Werner argumentierte. Im Gegensatz zu verschreibungspflichtigen Medikamenten, deren Auswahl Ärzte treffen. Etwa 2500 verschreibungsfreie Arzneimittel und 1000 Produkte aus dem Bereich Hautkosmetik werde "dm-med" anbieten, berichtete das Handelsblatt vorab.
Update vom 17.12.2025: Weshalb versendet dm-med Arzneimittel aus Tschechien?
Drogeriemärkten ist es in Deutschland verboten, apothekenpflichtige Arzneimittel zu verkaufen, auch wenn sie rezeptfrei sind. Dafür muss nämlich eine Apothekenzulassung und eine Behördenerlaubnis zum Versand vorliegen. Deshalb greift dm zu einem Trick für sein neues Angebot. "dm-med ist deine Online-Apotheke mit Sitz in Tschechien. Als Partnerunternehmen von dm bietet dm-med eine vielfältige Auswahl an rezeptfreien Arzneimitteln sowie apotheken-exklusiven Produkten an", heißt es zur Erklärung auf der Website des Unternehmens. Das verkaufte Sortiment sei "ausschließlich online verfügbar und ist nicht in den dm-Märkten erhältlich, da es ein eigenständiges Unternehmen ist", heißt es weiter. Aus rechtlicher Sicht sind dm und dm-med also nicht das Gleiche.
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Trotzdem gibt sich der Drogerie-Gigant alle Mühe, den Kunden das neue Angebot vertraut erscheinen zu lassen. "Das charakteristische dm-med-Blau ist vertraut und entspricht dem bewährten dm-Blau, das wir seit vielen Jahren als verbindende Markenfarbe gemeinsam mit Gelb und Rot nutzen", erklärt dm. "Der Gesundheitsmarkt in Deutschland ist stark reguliert. Wenn wir weiterhin ein relevanter Anbieter von Gesundheitsprodukten sein und den Kundenwünschen in diesem Bereich entsprechen wollen, können wir unsere Sortimentskompetenz nur ausweiten, indem wir mit einer Versand-Apotheke kooperieren", äußert sich Geschäftsführer Christoph Werner in einer Mitteilung.
Auch beim Bestellen und Liefern will das Unternehmen vereinheitlichen. "Du kannst Drogerieprodukte von dm und Apothekenprodukte von dm-med gemeinsam bestellen", erläutert dm. Es gebe sogar die Möglichkeit, die Lieferung in einen dm-Markt zu wählen. Für den Versandhandel von nicht verschreibungspflichtigen, in Deutschland zugelassenen Arzneimitteln, sind derzeit Island, Niederlande, Großbritannien und Tschechien zugelassen, wie das Landesamt für Gesundheit und Arbeitsschutz Nordrhein-Westfalen erklärt. Die Versandapotheke von dm sitzt übrigens im Gewerbegebiet der 10.000-Einwohner-Stadt Bor - neben großen Playern wie Schenker und Bosch.
Erstmeldung vom 12.12.2025: dm nimmt Schmerzmittel und Co. in Sortiment - rund 3500 Produkte im Angebot
Das Unternehmen sieht darin eine Sortiment-Erweiterung, wie der Geschäftsführer im Ressort Marketing und Beschaffung, Sebastian Bayer, jüngst erklärt hatte. Kunden hätten auf der dm-Homepage häufig etwa nach Aspirin oder Voltaren gesucht - hätten diese Produkte also bei dm vermutet. In Zeiten von Selbstoptimierung und steigendem Gesundheitsbewusstsein liegen dm und auch andere Anbieter voll im Trend - und dürften auf großes Kundeninteresse stoßen: Laut einer im November präsentierten YouGov-Studie fühlen sich viele Menschen in Deutschland (47 Prozent) nicht gesund. Die Belastungen reichen demnach vom Körpergewicht über Schlafprobleme bis zu Stress.
Mit der Online-Apotheke geht dm auch aus Sicht von BWL-Professor Carsten Kortum von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn den nächsten logischen Schritt. Überschneidungen im Angebot gebe es ohnehin schon - etwa bei Nasensprays und Sonnencreme. "Bei dem Thema Gesundheit haben Kunden auch hohes Vertrauen in dm, daher passt das gut." Wegen des neuen Medikamente-Angebots gibt es übrigens bereits jetzt große Änderungen bei der dm-App.