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BKW: Sind für Balkonkraftwerke Batteriespeicher die richtige Option?
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Sonntag, 22. Dezember 2024
Ist für ein Balkonkraftwerk der Batteriespeicher eine wirklich gute Lösung? Diese Frage bewegt viele Mini-PV-Besitzende, insbesondere seitdem die kleinen Speicher deutlich preiswerter sind. Wir haben mit dem Stecker-Solar-Simulator nachgerechnet.
Soll ich einen Batteriespeicher für das Balkonkraftwerk anschaffen? Wer ein Steckersolargerät am Balkon oder auf der Terrasse hat, beschäftigt sich früher oder später mit dieser Frage.
Denn die Geräte können zwar ordentlich Solarstrom produzieren, aber dein nicht genutzter Strom landet automatisch im allgemeinen Netz – und zwar ohne jegliche Vergütung. Ob sich ein Speicher lohnt, ist bei der PV-Anlage auf dem Dach keine Frage: Er lohnt sich immer. Aber bei einer Mini-PV-Anlage?
Die Ausgangsüberlegung ist richtig
Ein Speicher kann die gewonnene Solarenergie aufnehmen und bereitstellen, wenn du sie im Lauf des Tages brauchst. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn der Solarstrom zum Zeitpunkt der Erzeugung nicht sofort verbraucht wird. Bei Balkonkraftwerken wird der Großteil der Energie um die Mittagszeit erzeugt.
Um diese Uhrzeit befinden sich meistens die Bewohner der Wohnung entweder auf der Arbeit, in der Schule oder in der Uni. Es ist also vorteilhaft, den Strom für einen späteren Zeitpunkt zu speichern. Dann musst du ihn nicht ans Netz kostenlos abgeben und du kannst ihn abends nutzen. Zusätzlich sparst du dann auch noch Stromkosten. Die meisten Balkonkraftwerke sind mit zwei Solarmodulen bestückt, die zwischen 800 und 1.100 Wattpeak produzieren. Pro Tag liefert so eine Mini-PV-Anlage zwischen zwei und vier Kilowattstunden. Der Ertrag ist abhängig vom Wetter, Ausrichtung der Module und Modulleistung. Hier stellen wir dir die besten Balkonkraftwerke unter 200 Euro vor.
Dagegen ist der Verbrauch zu kalkulieren. Im Schnitt verbraucht ein deutscher Haushalt (ohne Wärmepumpe oder eine Wallbox für das E-Auto), rund zwei Kilowattstunden pro Tag. Das Balkonkraftwerk reicht also aus, um einen Haushalt rund um die Uhr mit Strom zu versorgen. Wären da nicht die schon genannten Störfaktoren. Ein Speicher schafft da Abhilfe: Er verlängert den Zeitraum, in dem das Balkonkraftwerk deinen Strombedarf deckt, also in den Abend- und Nachtstunden.
Der Preisverfall verändert die Rentabilität eines Speichers
Seitdem es, zumindest teilweise, eine drastische Preissenkung bei den Speichern für Steckersolargeräte gibt, musst du neu überlegen und rechnen. Bislang musstest du für einen kleinen Speicher (bis zu einer kWh) rund 1.000 Euro bezahlen. Diese Zeiten sind vorbei.
Ein solides und preisgünstiges Angebot bietet der Hersteller Anker mit seinem SOLIX Solarbank E1600 Balkonkraftwerk-Speicher. Die Anker SOLIX Solarbank ist ein langlebiger Speicher für Balkonkraftwerke mit 6.000 Ladezyklen, 15 Jahren Lebensdauer und einer Ladekapazität von 1,6 kWh. Der Stromspeicher lässt sich per App überwachen und steuern und ist mit fast allen Standard-Modulwechselrichtern bzw. PV-Solarmodulen kompatibel. Im Internet liegt der Verkaufspreis bei einigen Online-Händlern bei 489 Euro (18. Dezember 2024, Amazon). Der Lieferumfang besteht aus: einer Solarbank E1600, einem 0W-Ausgangsschalter, zwei MC4-Kabel (3 Meter) und vier Solarpanel-Erweiterungskabel (3 Meter). Das Gewicht der Batterie liegt bei 20 Kilogramm.
Ebenfalls unter 500 Euro, nämlich für exakt 449 Euro, kostet der Speicher von Marstek: P2500-D mit 2,249 kWh-Kapazität im Online-Handel (ohne Versandkosten). Der Marstek-Speicher hat zusätzlich nur das Notwendigste: neben der Bedienungsanleitung, dem Zugang zu einer Mobil-App, nur ein Batterie-Verbindungskabel. Der Preisverfall hat Auswirkungen auf die Rentabilitätsüberlegungen von Speichern. Die Einschätzung, dass es keine Produkte gibt, die finanziell attraktiv sind, lässt sich so nicht mehr aufrechterhalten.
Ohne Speicher sind maximal 70 % nutzbare Energie drin
Zu bedenken ist allerdings, dass bei allen Speichern noch ein Laderegler zum Preis von 17 Euro bis 360 Euro hinzukommt. Ohne dieses Zusatzgerät besteht das Risiko, den Speicher zu überladen, was zu Schäden führt. Ohne den Regler müsstest du regelmäßig den Ladestand überwachen und die Solarmodule vom Speicher trennen, sobald die Kapazitätsgrenze erreicht ist.
Ohne Speicher können Haushalte laut TüV-Verband nur durchschnittlich nur 55 bis 70 % des erzeugten Stroms direkt nutzen. Unter optimalen Bedingungen und bei einer Leistung von 800 Watt sind das circa 550 Kilowattstunden im Jahr. "In einer normalen Arbeitswoche deckt sich der Strombedarf oft nicht mit den Produktionsspitzen um die Mittagszeit", erklärt Hermann Dinkler, Energieexperte beim TüV-Verband. Praktisch ist deshalb eine Speicherbatterie. Um diese mit Strom zu "befüllen", lohnt es sich, die maximale Einspeiseleistung von 2000 Watt auszunutzen. Diese XXL-Balkonkraftwerke unter 700 Euro eigenen sich dafür besonders gut.
Der TÜV-Experte ist allerdings skeptisch, ob sich das wirklich lohnt. "Für Haushalte mit kleinen Anlagen mit ein oder zwei Modulen lohnt sich ein Speicher oft nicht, da der überschüssige Strom gering ist. Bei größeren Anlagen mit vier oder fünf Modulen kann ein Speicher jedoch sinnvoll sein, insbesondere, wenn er günstig erworben wird."
TüV und Verbraucherzentrale bewerten Batteriespeicher skeptisch
Die Verbraucherzentrale teilt die Skepsis. Auf die Frage: Brauche ich einen Batteriespeicher für überschüssigen Strom? antworten die Verbraucherschützer: "Nein. Batteriespeicher speziell für Steckersolar-Geräte sind zwar am Markt erhältlich, lohnen sich aber finanziell nicht."
Schließlich gebe es unabhängig davon die Möglichkeit, den Eigenverbrauch auch ohne Speicher zu optimieren, zum Beispiel durch den gezielten Einsatz von Elektrogeräten in sonnenreichen Zeiten. Dafür könnten Verbraucherinnen und Verbraucher Zeitschaltuhren nutzen und beispielsweise die Spülmaschine dann laufen lassen, wenn die Sonne mittags am stärksten scheint.
Trotzdem lohnt es sich, noch einmal nachzurechnen. Schließlich haben TüV und Verbraucherzentrale haben ihre skeptischen Haltung unter dem Eindruck der mangelnden Aromatisierung bei hohen Kosten für die Speicherbatterie formuliert. Die Anschaffungskosten sind aber zwischenzeitlich rapide gefallen, deshalb lohnt es, den Kauf noch einmal zu prüfen.
Die Modellrechnung zeigt die Veränderungen
Dabei hilft dir der Stecker-Solar-Simulator der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin. Um ihn zu nutzen, gibst du deine Werte ein. Dieser Rechner zeigt dir, wie viel Strom und Geld du mit einem Steckersolargerät einsparen kannst. Zum Vergleich wirft er die Werte aus, die du mit einem Speicher erreichen kannst. Die Hilfe ist kostenlose und steht dir sofort zur Verfügung. Und sie hat einen großen Vorteil: Sie ist unabhängig von den Herstellern von Speichern oder den Stromlieferanten. Die allesamt eigene wirtschaftliche Interesse haben und ihre Argumentation pro und contra Batteriespeicher entsprechend ausrichten.
inFranken.de hat für die Anwendung des Stecker-Solar-Simulators einen Beispielfall entwickelt. Dafür sind einige Angaben notwendig, die du, entsprechend angepasst auf deine Situation, in den Simulator eingeben musst. Es liegen unserer Rechnung folgende fiktiven Angaben zugrunde:
Drei-Personen-Haushalt (Wohnung)
Stromverbrauch: 3.000 kWh pro Jahr
10 Jahre Betrachtungszeitraum
40 Cent Strompreis
489 Euro Speicher,
Batteriekapazität: 1,5 Wh
Solarsystemkosten: 770 Euro
Zwei Solarmodule (DC): 400 W
Wechselrichterleistung (AC): 800 W
Anstellwinkel: 90 Grad
Modulausrichtung: Süd, keine Verschattung
Das sind die Werte für ein Balkonkraftwerk mit Speicher
Und das ist das Ergebnis der Modellrechnung für ein Balkonkraftwerk mit einem Batteriespeicher, bei dem die Anschaffungskosten für den Speicher mit 489 Euro veranschlagt sind:
Stromerzeugung pro Jahr: 552 kWh
Vermiedener Strombezug pro Jahr: 525 kWh
Nutzungsgrad: 95 %
Selbstversorgung: 17 %
Jährliche Ersparnis: 210 Euro
Ersparnis während der Betriebszeit: 2.099 Euro
Bilanz nach Betrachtungszeitraum: 829 Euro
Stromgestehungskosten pro kWh: 24,2 ct
Amortisationszeit: 7 Jahre
Vermiedene CO₂-Emissionen während der Betriebszeit: 1.680 kg
Um eine Bewertung der errechneten Werte zu ermöglichen, sind Vergleichsdaten notwendig. Und zwar die Werte für ein Balkonkraftwerk ohne Speicher. Auch die liefert der Stecker-Solar-Simulator.
Beim Balkonkraftwerk ohne Batteriespeicher mit 400 Watt sind die Kosten mit insgesamt 470 Euro (für eine Paneel und laufende Systemkosten) veranschlagt. Daraus ergeben sich folgende Vergleichsdaten:
Stromerzeugung pro Jahr: 278 kWh
Vermiedener Strombezug pro Jahr: 240 kWh
Nutzungsgrad: 87 %
Selbstversorgung: 8 %
Jährliche Ersparnis: 96 Euro
Ersparnis während der Betriebszeit: 958 Euro
Bilanz nach Betrachtungszeitraum: 488 Euro
Stromgestehungskosten pro kWh: 19,6 ct
Amortisationszeit: 5 Jahre
Vermiedene CO₂-Emissionen während der Betriebszeit: 767 kg
Das Fazit des Vergleichs: So völlig daneben, wie einige behaupten, ist die niedrigpreisige Investition in einen Batteriespeicher dann doch nicht. Wer bereit ist, eine längere Amortisationszeit von zwei Jahren in Kauf zu nehmen (anstatt 5 Jahre sind es dann 7 Jahre) und höhere Stromgestehungskosten pro kWh von 24,2 anstatt 19,6 Cent, bekommt dafür im Gegenzug deutlich bessere Werte bei anderen wichtigen Parametern.
So ist der Wirkungs- und Nutzungsgrad deutlich besser, deine Unabhängigkeit vom allgemeinen Stromnetz (Autarkiegrad) nimmt zu. Die Werte bei der erzeugten Energie fällt höher aus und die eingesparten CO₂-Emissionen verdoppeln sich. Letztlich bleibt es deine Entscheidung, wie du die Daten bewertest und ob du dich für einen kostengünstigen (unter 500 Euro Anschaffungspreis) Speicher für dein Balkonkraftwerk entscheidest.
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