Spannende Reise durch die dunkle Geschichte: So entdeckst du Deutschlands düstere Orte hautnah
Autor: Susy Bergmann
Deutschland, Samstag, 07. Sept. 2024
Dark Tourism in Deutschland: Besuche Orte mit schauriger Vergangenheit und erfahre mehr über ihre Geschichten und die Erinnerungskultur.
Verbrechen, Tragödien, Tod - Orte mit dunkler Geschichte haben eine starke Anziehungskraft. Bezeichnungen wie "Katastrophentourismus" oder Dark Tourism signalisieren vor allem Sensationsgier. Solltest du solche Orte überhaupt besuchen? Viele dieser Stätten sind als Erinnerungsorte erhalten worden und für Besuche gedacht. Hier kannst du mit den Opfern fühlen und der Toten gedenken. Du erfährst mehr über vergangene Ereignisse.
Auch Geschichte zu verstehen und aus ihr zu lernen, ist Sinn solcher Plätze. Es kommt auf deine Einstellung an: Suchst du einfach Gänsehautfeeling, gehst du besser in ein Dark Dungeon (Hamburg und Berlin) oder Grusellabyrinth (Bottrop). Hier wird auch Geschichte vermittelt, im Vordergrund steht aber reine Unterhaltung. Willst du dagegen historisch bedeutsame Orte des Gedenkens besuchen, ist Respekt und taktvolles Benehmen gefragt.
Allerletzte Ruhestätten: Beinhäuser
Ein Beinhaus, auch Ossarium oder Karner genannt, ist ein Raum zur Aufbewahrung von Gebeinen. Früher wurden, um Platz auf Friedhöfen zu schaffen, die Gebeine Verstorbener nach einer gewissen Zeit hierher umgebettet. Solche Beinhäuser gab es in vielen Gegenden Deutschlands und einige sind bis heute erhalten. Du kannst sie besuchen, allerdings normalerweise nicht hineingehen. Fenster in der Türe, Luken oder ein Gitter, ermöglichen dir einen Blick auf die aufgeschichteten Gebeine. Zahlreiche Legenden und Gruselgeschichten ranken sich um Ossarien. Doch die letzten Ruhestätten geben dir auch Einblick in alte Traditionen und religiöse Sitten. Ein Besuch ist ein guter Anlass, um sich mit dem Tod zu befassen und über Vergänglichkeit nachzudenken.
In Oppenheim in Rheinland-Pfalz findest du das größte und am besten erhaltene Beinhaus Deutschlands. Hier sind in der zweistöckigen Michaelskapelle Skelette und Totenschädel von 20 000 Menschen aufgeschichtet. Sie stammen aus den Jahren 1400 bis 1750. Die Michaelskapelle mit Beinhaus kannst du täglich während der Öffnungszeiten der St. Katharinenkirche besichtigen.
In Franken kannst du diese drei gut erhaltenen Beinhäuser besuchen: In Waischenfeld in Oberfranken unter der St. Anna-Kapelle ruhen die Gebeine des im Jahre 1837 aufgelassenen Friedhofes der Pfarrkirche. In Greding, im Untergeschoss der im 12. Jahrhundert erbauten Michaelskapelle, ist ein Karner aus dem 14. Jahrhundert mit Gebeinen von etwa 2.500 Menschen. Die gotische Michaelskapelle in Iphofen wurde um 1380 erbaut. Im Untergeschoss der Kapelle befindet sich das einzig erhaltene Beinhaus Unterfrankens.
Hexenverfolgung auch in Franken
Im Mittelalter liegt der Beginn eines der dunkelsten Kapitel europäischer Geschichte: die Zeit der Hexenverfolgung. Zwischen 1560 und 1650 war der Höhepunkt der Massenprozesse. Die Forschungen berichten von geschätzten 15.000 bis 20.000 in Deutschland hingerichteten Beschuldigten, hauptsächlich Frauen. Die meisten Orte dieses furchtbaren Geschehens existieren heute nicht mehr. Du kannst aber Gedenktafeln, Straßennamen oder Erinnerungssteine besuchen. Eine Auflistung vieler Orte und Denkmäler in Deutschland findest du hier.
Lost Places: Die besten Bücher auf AmazonAuch in Franken hatte der mittelalterliche Hexenwahn schreckliche Folgen. Das Bamberger Erzbistum war eine der Hochburgen der Prozesse. In Bamberg starben bis 1632 etwa 1.000 unschuldige Menschen unter der Folter und auf dem Scheiterhaufen. Das war fast jeder zehnte Bewohner. Am Schloss Geyerswörth in Bamberg erinnert heute ein Brandmal an die mittelalterliche Hexenverfolgung in der oberfränkischen Stadt. Die Stadt Zeil am Main war im 17. Jahrhundert Hinrichtungsstätte des Hochstifts Bamberg. Über 400 verurteilte „Hexen“ wurden damals hier verbrannt. Die Originalschauplätze Stadtturm (Zeller Hexenturm) mit Resten eines Kerkers und die Fronveste (Gefängnis) existieren noch. In der Fronveste kannst du heute eine Ausstellung über die Hexenverfolgung besuchen. Zahlreiche Dokumente wie Tagebücher, Briefe und Verhörprotokolle bringen dir die Geschichte der Hexenverfolgung sehr anschaulich nahe. Der historische Zugang zum Stadtturm wurde wiederhergestellt und du kannst ihn besichtigen.