Cobh: Was eine Stadt in Irland mit zwei der größten Schiffskatastrophen zu tun hat
Autor: Werner Diefenthal
Deutschland, Freitag, 18. November 2022
Eine Stadt in Irland hat mit zwei der größten Schifffahrtskatastrophen zu tun. Was ist geschehen und was haben Auswanderer mit der Stadt zu tun?
- Wo liegt Cobh?
- Was haben die Titanic und die Lusitania mit der Stadt zu tun?
- Wer war Annie Moore?
Cobh. Eine Stadt im Süden Irlands mit etwa 12800 Einwohnern. Sie liegt inmitten des Cork Harbour, einem der weltgrößten Naturhäfen. Eine farbenprächtige und malerische Stadt. Dennoch hat Cobh eine bemerkenswerte und auch bewegte Vergangenheit. Was haben die Titanic und die Lusitania mit der Stadt zu tun? Und warum war Cobh so wichtig für die irischen Auswanderer?
Titanic und Lusitania - zwei Schiffe, eine Stadt.
Die Titanic war das damals größte Passagierschiff der Welt. Auf ihrer Reise von Southhampton nach New York war Cobh, das damals vor der Unabhängigkeit der Republik Irland noch Queenstown hieß, der letzte Hafen, den dieses Schiff noch ansteuerte. Sieben Passagiere hatten Glück, denn ihr Ziel war Irland und sie verließen das Schiff am 11. April 1912. Danach legte die Titanic ab, mit 123 dort an Bord gegangenen Passagiere. Was danach geschah, ist hinlänglich bekannt. "She was alright when she left here", steht auf einem Gedenkstein zu lesen.
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Dramatische Folgen hatte ein Unglück, welches sich am 7. Mai 1915, im Ersten Weltkrieg, vor Cobh ereignete. Die Lusitania, ein unter amerikanischer Flagge fahrendes Passagierschiff, war mit 1962 Passagieren an Bord auf dem Weg von New York nach Liverpool; darunter befanden sich auch 159 amerikanische Staatsbürger. Zwar hatte es im Vorfeld Warnungen gegeben, dass die Deutschen die Lusitania als legitimes Ziel ansahen und sie auch mit U-Booten angreifen würden, doch der Kapitän war der Meinung, er wäre schneller als jedes deutsche U-Boot und daher würde keine Gefahr drohen. Als das Schiff jedoch um die Südspitze Irlands fuhr, lauerte dort das deutsche U-Boot U-20. Die Lusitania lief zu diesem Zeitpunkt 18 Seemeilen, was in der Tat wesentlich mehr war, als ein U-Boot erreichen konnte. Allerdings war der Torpedo, der sie traf, mit 27 Seemeilen noch schneller – zu schnell für die Lusitania. Um 14.11 Uhr schlug er zwischen dem ersten und zweiten Schornstein ein und riss ein gewaltiges Loch in den Rumpf. Wenige Sekunden später erschütterte eine zweite Explosion das Schiff. In nur 18 Minuten sank die Lusitania auf den Grund der irischen See. Lediglich 761 Menschen überlebten das Unglück.
Von Cobh (damals Queenstown) machten sich sofort nach den SOS-Rufen Fischtrawler auf den Weg, um Hilfe zu leisten. In Cobh kümmerten sich die Einwohner um die Überlebenden, so gut es ging. In den Tagen nach dem Unglück wurden immer wieder Leichen an Land getrieben. 150 von ihnen wurden in Massengräbern beerdigt, 80 wurden nie identifiziert. Unter den Opfern war auch der amerikanische Multimillionär Alfred Vanderbilt, dessen sterbliche Überreste nie gefunden wurden. Schnell erzählte man sich auch Sagen über den Untergang, so zum Beispiel über Frank Tower, der sowohl den Untergang der Titanic, der Empress of Ireland und nun auch der Lusitania überlebt haben soll. Dies ist jedoch nur ein Märchen. Im Cobh Heritage Center kann man sowohl die Geschichte der Titanic als auch der Lusitania nachverfolgen.
Unter den Toten der Lusitania waren 128 Amerikaner. Der Angriff auf die Lusitania wird mit als Grund für den Eintritt Amerikas in den Ersten Weltkrieg gesehen.
Cobh und die Auswanderer - Die Geschichte von Annie Moore
Cobh ist allerdings auch ein Ort, an dem die Hoffnung vieler Menschen begann. Die Hoffnung auf ein besseres Leben, auf Wohlstand und Glück. Während der großen Hungersnot von 1845 bis 1851 war Cobh der Hafen, von dem aus mehr als zwei Millionen Iren nach Amerika aufbrachen.