Auf dem Königsstuhl
Autor: PR-Redaktion
, Mittwoch, 05. Oktober 2016
Für Wanderer und Ausflügler empfiehlt sich vom Rheinstädtchen Rhens ein Aufstieg zum Königsstuhl - Panoramablick inklusive!
Einen wahrhaft königlichen Ausblick kann genießen, wer vom kleinen Rheinstädtchen Rhens hinaufsteigt zum Königsstuhl. Der etwas südlich von Koblenz gelegene Ort am linken Mittelrhein ist wenig bekannt, obwohl er seit 2002 mit dem imposanten Titel "Weltkulturerbe" ausgezeichnet ist. Der Weg vom Städtchen Rhens hinauf ist weder weit noch beschwerlich, man geht etwa eine Viertelstunde.
Wer oben angelangt ist, staunt zunächst über das seltsame gemauerte Objekt, das da in einer kleinen Parkanlage vor ihm prangt: der Nachbau des vor 500 Jahren noch hochbedeutenden Königsstuhls - einem groß dimensionierten begehbaren Achtecksbau, der an einen zu groß geratenen Thron erinnert.
Herrlicher Blick von oben auf den Rhein
Steigt man die 17 Stufen zur oberen Etage des Königsstuhls hinauf, kann man von einer Plattform aus über eine mächtige Brüstung hinabschauen auf den Rhein, die herausragenden größeren Gebäude von Rhens und weit hinüber auf das rechte Rheinufer: Dort, in nicht allzu großer Entfernung, fällt sofort eine große Höhenburg auf, die sich markant in den Horizont schiebt - die Marksburg bei Braubach - eine der bekanntesten und besterhaltenen Burganlagen Deutschlands. Der heutige Nachbau des Königsstuhls hoch über dem Rheintal stammt von 1929, in den 80er Jahren wurde er renoviert. Ursprünglich, also im 14. Jahrhundert, stand er einige hundert Meter entfernt vom heutigen Ort unten am Rheinufer, in einem Nussbaumgarten. Dort erinnert heute eine Hinweistafel an den eigentlichen historisch korrekten Ort.
Warum der Königsstuhl gerade hier errichtet wurde, wird schnell klar, wenn man sich die spätmittelalterlichen Machtverhältnisse vor Augen führt. Denn genau auf diesem Areal grenzten gleich vier bedeutende Kurfürstentümer aneinander: die von Mainz, Köln, Trier und des Pfalzgrafen bei Rhein. Man traf sich hier, um wichtige Dinge zu beraten. So besprachen die Kurfürsten hier z.B. die Wahl Rudolfs von Habsburg 1273, und 1346 soll hier sogar Karl IV., dem heuer in Prag und Nürnberg große Ausstellungen gewidmet sind, zum Gegenkönig erhoben worden sein. In späteren Jahren wurden hier im Vierländereck neue Könige vor allem der Öffentlichkeit präsentiert, hier leisteten sie Treueeide.
Wahl des Königs fand in Frankfurt statt
Denn die eigentliche Wahl des Königs fand üblicherweise in Frankfurt statt, die Krönungszeremonie war Aachen vorbehalten - aber der "Königsstuhl zu Rhense" blieb weiterhin von Bedeutung, bis der Ort und die mit ihm verbundenen Bräuche ab etwa 1550 mehr und mehr in Vergessenheit gerieten. 1795 wurde die ursprüngliche Anlage am Rheinufer von den Franzosen zerstört, Reste wurden 1806 beseitigt, ein Neubau von 1842 hatte keinen Bestand.
Hier kann man sich in Ruhe niederlassen
Auf dem heutigen Königsstuhl hoch oben treffen sich nicht nur Geschichts-Interessierte, sondern Ausflügler, Radler und Wanderer.
Zum Glück finden nicht allzu viele Touristen zu diesem bedeutenden Eckpunkt der deutschen Geschichte, und man kann sich auf der Aussichtsplattform in Ruhe niederlassen, Mitgebrachtes verzehren und abseits allen Rummels den Blick über das Rheintal schweifen lassen.
Joachim Rübel