Smarte Technik fürs Studentenwohnheim - wenn die Heizung aufs Wort hört
Autor: Stefan Fößel
Bamberg, Montag, 09. Oktober 2017
Der eine will Einbrecher verschrecken, der andere Heizkosten sparen. Auch Vermieter versprechen sich viel von smarter Technologie.
Für vergessliche Menschen kann ein Smart Home, ein intelligent vernetztes Zuhause, eine große Hilfe sein. Wo die entsprechende Technik installiert ist, schaltet sich zum Beispiel der Herd selbstständig aus, wenn der Bewegungsmelder eine ganze Weile keinen potenziellen Koch mehr erkannt hat. Oder der gemessene CO2-Gehalt sorgt für die Empfehlung, dringend ein Fenster zu öffnen. Smarte Technologie kann aber auch dafür sorgen, dass in einem Bamberger Studentenwohnheim die Heizung immer dann ausgeht, wenn das Fenster offen steht.
Smarte Technik fürs Studentenwohnheim
"Wir bauen demnächst solche Fensterkontakte in 56 Wohneinheiten des St.-Anno-Wohnheims ein", sagt Gerhard Nunner, Abteilungsleiter Smart Home bei Fidentia, einer Tochter der Bamberger Joseph-Stiftung. Sein Unternehmen arbeitet mit der Wohnungswirtschaft zusammen und baut in größere Wohneinheiten vor allem Technik in den Bereichen Heizen, Komfort und Sicherheit ein. Alexa, der sprachgesteuerte Service-Computer von Amazon, darf da nicht fehlen. "Computer, Heizung auf 17 Grad", fordert Nunner und bekommt auch gleich die Bestätigung durch die weibliche Computerstimme. "Damit werden auch gleich die Thermostate entsprechend eingestellt", sagt der 53-Jährige.
Von Lanzarote aus einen Installateur in die Bamberger Wohnung lassen
Wobei er Alexa durchaus ein bisschen kritisch sieht, schließlich würden hier auch Daten gesammelt. Sicherheit sei ein wichtiger Aspekt, nicht nur wenn jemand seinen Türöffner oder die Alarmanlage aus der Ferne steuere. "Wir haben unsere Web-Anwendung erst von Datenschutztechnikern prüfen lassen, sie ist über eine VPN-Verbindung verschlüsselt und absolut sicher", sagt Nunner. Aber auch bei den Kundenwünschen spielt Sicherheit eine große Rolle. "Es gibt zum Beispiel auch Sensoren, die ein Hundebellen oder eine Sirene auslösen, wenn ein Fenster aufgeht."Nunner weist auch auf den Verein "Smarthome Franken" (smart-home-franken.org)hin, der vor allem für Endkunden und deren Beratung im Bereich intelligentes Wohnen da sei. Der Verein veranstaltet jedes Jahr eine Messe mit Ausstellung und Fachvorträgen (bei freiem Eintritt). Darüber hinaus gebe es Ansprechpartner für Bürger und regelmäßige Treffen, bei denen man mit ehrenamtlichen Smarthome-Profis ins Gespräch kommen könne, um für sich und seine Immobilie eine gute Lösung zu finden. In vielen Bereichen sollen Smart-Home-Anwendungen das Leben etwas erleichtern. Ein Kunde, der im Rollstuhl sitzt, kann schwer erreichbare Fenster mit der Stimme öffnen. Nunner kennt auch einen Bamberger, der vom Urlaub in Lanzarote aus einem Installateur die Tür geöffnet hat. "Möglich ist vieles, aber das Gesamtpaket wird eher selten abgerufen", sagt der Abteilungsleiter.
Das Projekt im St.-Anno-Studentenwohnheim ist für ihn zugleich eine interessante Vergleichsstudie. "In einem Turm des Wohnheims bauen wir die Sensoren ein, im anderen nicht. Und nach einem Jahr vergleichen wir die Verbrauchswerte." Freilich werden dann auch die Studenten zu fragen sein, ob die Temperaturen noch so waren, wie sie es sich von Alexa gewünscht hätten.