Post aus Franken in der Fifth Avenue: Als die Liebe noch ohne Handy funktionierte
Autor: Brigitte Krause
Eltmann, Montag, 02. Oktober 2017
Handgeschriebene Briefe, analoge Fotos und kurze Telefonate statt WhatsApp und Video: Maria Göbhardt erinnert sich, wie Liebespaare früher kommunizierten.
Faschingstanz, die Nachricht verbreitete sich Anfang der 1950er Jahre unter der Jugend um Maria Roppelt und Robert Göbhardt von Mund zu Mund. Plakate? Gab es nicht. Telefon? Auf dem Dorf erst recht nicht. Und ein Smartphone schon gar nicht. Zu Fuß ist man in Grüppchen am Wochenende zum Tanz in den Steigerwalddörfern gelaufen. Der Kirchaicher Bursche Robert eroberte dort Maria Roppelts Herz. Doch sie hatte bereits Papiere beantragt, um nach Amerika auszuwandern. Eineinhalb Jahre später fuhr Maria.
Post aus Franken in der Fifth Avenue
Ab da schrieb sich das Paar Briefe, hörte über zwei Jahre nur alle paar Wochen voneinander. Die 84-Jährige erinnert sich heute an eine Zeit, in der es keine anderen Kommunikationsmöglichkeiten gab. Die Kuverts aus Franken und ihr aufregender Inhalt waren in der Fifth Avenue heiß ersehnt: "Mary" arbeitete als "Waitress" bei einer Tochter der Hacker-Pschorr-Familie in deren New Yorker Haushalt und hatte erst dort entdeckt, dass sie schwanger war. Das erste halbe Jahr nach der Geburt lebte die kleine Barbara in der Großstadt in der Nähe der Mama, dann nahm sie die Roppelt-Familie in Kirchaich: Robert machte Fotos, brachte sie zum Entwickeln ins Labor und legte sie den Briefen an seine Maria bei. "Meine Missis", erzählt die 84-Jährige, brannte auf die Bilder, ebenso die Hausdame, die in Mary fast eine Tochter sah.
Das erste Telefon und heute die Handyfotos
Die Liebe hielt. Nicht nur per Brief. Mary kehrte heim, das Paar heiratete in dem Haus, das man vom eisern gesparten Geld in Weisbrunn gebaut hatte. Einen Festnetztelefonanschluss bekamen sie Anfang der 1970er Jahre, und wenn ihr Mann jetzt beruflich unterwegs war, konnten sie einfach miteinander sprechen. Nicht so einfach wie heute, aber ein Handy braucht die 84-Jährige nicht mehr. Die Bilder auf dem Smartphone, ja, "die schau ich mir schon gerne an." Lesen Sie hier, wie die Liebe in Zeiten des Web 2.0 funktioniert.