Das macht zu viel Bildschirmzeit mit deinem Kind
Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa
Deutschland, Donnerstag, 15. Mai 2025
Achtjährige, die stundenlang am Bildschirm kleben - vor einigen Jahren noch undenkbar, inzwischen beim Nachwuchs aber Realität. Was sind die Folgen?
Kinder und Jugendliche verbringen immer früher immer mehr Zeit vor Bildschirmen – sei es für TikTok, Online-Gaming oder zu Bildungszwecken. Besonders deutsche Jugendliche fallen durch eine intensive Nutzung auf. Eine neue Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) warnt, dass dies zu Depressionen, einem ungesunden Körperbild oder Einsamkeit führen kann, obwohl die Forschungslage nicht immer eindeutig ist.
Bereits in sehr jungen Jahren machen sich Kinder mit Bildschirmen vertraut, und ihre Bildschirmzeit nimmt dann rapide zu, wie die Autorinnen und Autoren der OECD berichten. Demnach verbringen Sieben- bis Zwölfjährige in Frankreich bereits mehr als zwei Stunden täglich am Bildschirm. 15-Jährige in Deutschland kommen bereits auf 48 Stunden wöchentlich, also fast sieben Stunden täglich.
Deutsche Jugendliche mit Spitzenwert
Insgesamt erreichen deutsche Jugendliche bei der Nutzung einen Spitzenwert. Fast drei Viertel der 15-Jährigen verbringen pro Schultag mehr als zwei Stunden zu Unterhaltungszwecken vor dem Bildschirm. Nur in vier der 36 untersuchten Nationen waren die Werte noch höher, darunter Polen und Estland.
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Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt Teenagern in diesem Alter, nicht mehr als zwei Stunden mit digitalen Medien zu verbringen. "Je weniger Bildschirmzeit, desto besser."
Während der Pandemie erlebte die Nutzung digitaler Medien einen regelrechten Aufschwung. Fußballtraining, Tanzkurse und andere Aktivitäten fielen aus - folglich fand deutlich mehr vor Bildschirmen statt. In den Jahren danach ging die Mediennutzung sogar teilweise zurück, wie die Digitalstudie der Postbank zeigte. Der langfristige Trend scheint jedoch weiter intakt zu sein.
Schlechter Schlaf führt zu Teufelskreis
Viele Fragen zu den gesundheitlichen Auswirkungen sind noch nicht ausreichend erforscht. Es scheint jedoch erwiesen, dass hoher Medienkonsum insbesondere am Abend die Schlafqualität beeinträchtigt. "Hier entsteht ein Teufelskreis, da ein schlechterer Schlaf bei jungen Menschen zu erhöhter Müdigkeit führt, weshalb sie am nächsten Tag passive Aktivitäten wie Fernsehen bevorzugen", heißt es in der Studie. Besonders ungünstig sei es, wenn Kinder und Jugendliche das Smartphone, den Computer oder den Fernseher direkt im Zimmer hätten.
Laut OECD hat sich die mentale Gesundheit junger Menschen in den letzten 15 Jahren drastisch verschlechtert. Ein Muster, das durch die Pandemie noch verstärkt wurde. In diese Periode fällt auch ein signifikanter Anstieg der Mediennutzung. Die Forschung habe bisher jedoch meist keine eindeutige Kausalität zwischen den Entwicklungen feststellen können. Sicher sei, dass negative Effekte auftreten können, etwa durch übermäßige Nutzung, Cybermobbing oder den Kontakt mit für Kinder ungeeigneten Inhalten.