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Online-Plattform Temu droht hohe Strafe - illegale Produkte angeboten?


Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa

Brüssel, Montag, 28. Juli 2025

Viele Verbraucher lassen sich von den günstigen Preisen von asiatischen Shopping-Portalen locken. Doch es gibt Risiken, befindet jetzt die EU-Kommission. Und macht einer großen Plattform Vorwürfe.


Der chinesische Online-Marktplatz Temu verstößt nach einer Analyse von Fachleuten der EU-Kommission gegen europäisches Digitalrecht. Es sei nachgewiesen worden, dass für Konsumenten in der EU ein erhebliches Risiko bestehe, dort auf illegale Produkte zu stoßen, teilte die Brüsseler Behörde in einer vorläufigen Bewertung mit. Insbesondere ergab die Untersuchung demnach, dass auf Temu einkaufende Menschen sehr wahrscheinlich Babyspielzeuge oder Elektronikprodukte finden, die nicht den EU-Regeln entsprechen. Der TÜV warnte bereits im vergangenen Jahr davor, dass die Ware teils nicht die notwendige Produktsicherheit erfüllen könnte.

Laut der EU-Kommission wäre Temu gemäß dem Gesetz über digitale Dienste (DSA) eigentlich dazu verpflichtet, Risiken einer Verbreitung illegaler Produkte auf seinem Marktplatz besser zu anzugehen. Kommissionsvizepräsidentin Henna Virkkunen teilte dazu mit: "Die Sicherheit der Verbraucher im Internet ist in der EU nicht verhandelbar."

Online-Plattform Temu droht EU-Strafe - Untersuchung läuft seit Oktober

Das chinesische Unternehmen kann nun auf die Anschuldigungen reagieren. Passt Temu sein Verhalten nicht an oder kann es die Vorwürfe nicht widerlegen, kann die Kommission formell einen Verstoß feststellen. Dies kann eine Geldstrafe von bis zu sechs Prozent des weltweiten Gesamtumsatzes von Temu nach sich ziehen.

Die Behörde unter der Leitung von Ursula von der Leyen betonte am Montag (28. Juli 2025), dass sie noch nicht endgültig entschieden hat, ob Temu wirklich gegen EU-Recht verstößt. Sie betonte jedoch, dass sie weiter auch zu anderen mutmaßlichen Verstößen von Temu gegen das Digitalgesetz ermittelt - einschließlich der Verwendung süchtig machender Gestaltungsmerkmale des Marktplatzes.

Gegen Temu wird schon länger ermittelt. Im Oktober hatte die Kommission bekanntgegeben, dass sie überprüft, ob die Plattform genug gegen den Verkauf illegaler Produkte unternehme. Damals hieß es unter anderem, unseriöse Händler würden auch dann wieder auf der Plattform erscheinen, nachdem sie gesperrt worden seien.

Temu ist sehr beliebt in Europa

Bei Kunden in Deutschland und Europa erfreut sich Temu großer Beliebtheit. Der Anbieter zählt bereits zu den größten Onlinehändlern in Deutschland und plante zuletzt ein neues Angebot. Mehrere Millionen Menschen in der EU nutzen das Portal. Es gilt unter EU-Digitalrecht als sehr große Online-Plattform (VLOP), da das Unternehmen gemeldet hatte, mehr als 45 Millionen aktive monatliche Nutzerinnen und Nutzer in der EU zu haben.

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Unabhängig von der DSA-Untersuchung gehen auch europäische Verbraucherschutzbehörden gegen Temu vor. Wie das Netzwerk für die Zusammenarbeit im Verbraucherschutz (CPC-Netz) im November bekannt machte, verstoßen mehrere Praktiken auf der Plattform gegen EU-Recht.

Als problematische Praktiken wurden damals falsche Rabattaktionen, manipulierte Bewertungen sowie fehlende und irreführende Informationen zu Rechtsansprüchen der Verbraucher genannt. Auch Kontaktangaben verstecke Temu, sodass sich Kundinnen und Kunden nicht ohne Mühe an die Plattform wenden könnten. Zudem werde der Eindruck erweckt, dass Produkte nur begrenzt oder für kurze Zeit erhältlich seien.

Wirtschaftlicher Streit zwischen EU und China 

Das Brüsseler Verfahren gegen Temu fällt in eine Zeit zunehmender wirtschaftlicher Spannungen mit China. Wie letzte Woche beim EU-China-Gipfel deutlich wurde, bleiben Fortschritte - trotz Gesprächsbereitschaft - beim zentralen Streitpunkt Handel aus. Kommissionspräsidentin von der Leyen machte klar, dass die Wirtschaftsbeziehungen der beiden Großmächte ausgewogener werden müssen.

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