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Neue App soll Staus verhindern - kann das funktionieren?


Autor: Patricia Schlösser-Christ

Deutschland, Sonntag, 12. Mai 2024

Eine neue App soll Staus verhindern, indem sie eine optimale Geschwindigkeit berechnet. Erfahre, wie die Technologie hinter diesem Konzept funktioniert!
Kann eine App künftig Staus verhindern?


  • Neues Feature für Google Maps zur Stauvermeidung
  • Kann die App wirklich Staus verhindern?
  • So soll es funktionieren

Ein neues Programm soll künftig in der Lage sein, Staus zu vermeiden. Dahinter verbirgt sich ein simpler, aber womöglich effektiver Gedanke. Das Programm soll bei stockendem Verkehr eine Richtgeschwindigkeit errechnen, mit der ein Stau verhindert werden kann. Hält sich jeder an diese Geschwindigkeit, kommt es den Entwicklern zufolge nicht zum Stillstand. Kann das wirklich funktionieren?

Neues Feature für Google Maps zur Stauvermeidung

Neil Dhillon und Tanmay Wadhwa, die beiden Entwickler des Programms zur Stauvermeidung, sind von ihrem Konzept überzeugt. Sie ließen sich ihr System patentieren und arbeiten nun daran, das Programm in Google Maps zu integrieren. Nach der Integration in Google Maps soll die Karten-App in der Lage sein, sogenannte Geister- oder Phantomstaus zu verhindern. Geisterstaus sind Verkehrsstaus ohne ersichtlichen Grund. Sie entstehen etwa, wenn ein Autofahrer auf der mittleren oder linken Spur der Autobahn plötzlich die Geschwindigkeit verringert. Die folgenden Verkehrsteilnehmer bremsen ebenfalls ab, wodurch es zu einem Rückstau kommt. Nicht selten kommt der Verkehr durch diese Bremskettenreaktion stellenweise komplett zum Erliegen.

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Die App könnte einen solchen Stillstand verhindern. Mithilfe der Google-eigenen Algorithmen könnten die Geschwindigkeiten der vorausfahrenden Autos geprüft und eine Richtgeschwindigkeit ermittelt werden, mit der sich ein Stau verhindern ließe.

Über Google-Maps könnte die Geschwindigkeitsempfehlung die Autofahrer erreichen. Diese würden über farbcodierte Displays visuelle Hinweise darauf erhalten, welche Geschwindigkeit bei den aktuellen Verkehrsverhältnissen angemessen ist. Grün hieße dabei, dass die Autofahrer beschleunigen können, gelb hieße, dass sie abbremsen müssen. Blau würde bedeuten, dass die ideale Geschwindigkeit erreicht ist. Den Entwicklern zufolge ließe sich dadurch ein gleichmäßigerer Verkehrsfluss gewährleisten.

Kann die App wirklich Staus verhindern?

In der Theorie könnte die App tatsächlich funktionieren. Sofern sich bei stockendem Verkehr alle Autofahrer an die vom Algorithmus vorgegebene Geschwindigkeit hielten, könnten Staus vermieden werden. In der Praxis muss das App-Feature jedoch erst zeigen, was es kann. Dafür muss es zunächst in Google Maps eingebunden werden. Gelingt den Entwicklern dieser Coup, könnten Staus der Vergangenheit angehören. Ein schöner Gedanke - findest du nicht?

Experten zeigen sich jedoch weniger euphorisch. Denn: Damit das Programm tatsächlich funktionieren kann, müssten sich alle Autofahrer an die Geschwindigkeitsempfehlung halten. Hier sehen sie zwei große Probleme:

  • Nicht alle Autofahrer nutzen Google Maps. Die Geschwindigkeitsempfehlung wird demnach nicht alle gleichermaßen erreichen.
  • Viele Autofahrer handeln eigensinnig, etwa wenn sie es eilig haben. Sie werden sich nicht an die empfohlene Richtgeschwindigkeit halten.

Der Erfolg des Programms hängt demnach sehr stark vom kollektiven Verhalten der Autofahrer ab. Es ist nicht davon auszugehen, dass alle Verkehrsteilnehmer Google Maps nutzen und sich stets an die Geschwindigkeitsempfehlung halten werden. Bleibt die Stauvermeidung also ein Wunschtraum? Nicht unbedingt! Womöglich könnte das Programm irgendwann beim autonomen Fahren unterstützen. Automatisierte Fahrzeuge könnten das zur Stauvermeidung erforderliche, gleichmäßige Fahrverhalten besser umsetzen. Ob das gelingt, wird die Zukunft zeigen.