Netflix, Prime, Youtube: Streaming-Boom vorbei? So schauen die Deutschen jetzt fern
Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa
Berlin, Freitag, 15. August 2025
Für die Streaminganbieter sind die Jahre des riesigen Wachstums offensichtlich vorbei. Eine aktuelle Untersuchung zeigt einen unerwarteten Trend.
Die Streamingdienste in Deutschland verzeichnen nur bei Menschen über 30 Jahren noch Wachstum. "Erstmals ziehen die 30- bis 49-Jährigen bei der Streaming-Abo-Nutzung mit 68 Prozent an den Jüngeren (14-29 Jahre) mit 66 Prozent vorbei", heißt es in der Bewegtbild-Studie "Screens in Motion 2025" der Zeitschrift TV Spielfilm aus dem Burda Verlag.
Aufgrund des höheren Anteils an der Bevölkerung stelle die mittlere Altersgruppe ohnehin die bei weitem größte Gruppe der Streaming-Abo-Nutzer. Die Autoren der Studie sehen insgesamt erstmals eine "gewisse Sättigung" auf Deutschlands Streamingmarkt.
Streaming schrumpft im jungen Publikum leicht
Die Langzeitentwicklung der Sehdauern seit 2019 zeigt für jüngere Abonnenten sogar einen minimalen Rückgang der täglichen Streaming-Sehdauer auf hohem Niveau von 2 Minuten auf 1 Stunde 16 Minuten, wie in der Studie zu lesen ist. "In der mittleren Altersgruppe (30-49 Jahre) hat die Sehdauer Streaming im gleichen Zeitraum um 32 Minuten zugenommen, auf nun ebenfalls 1 Stunde 16 Minuten."
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Die über 50-Jährigen schauen den Ergebnissen zufolge aktuell nur 42 Minuten täglich Streamingangebote, das ist jedoch eine Zunahme um 25 Minuten. Größeres Potenzial für Neukunden ist demnach bei dem älteren Publikum zu vermuten.
Zwar seien Netflix und Prime Video weiterhin die Marktführer. Auf dem dritten Platz von den Nutzeranteilen her folge allerdings auf ähnlichem Niveau bereits die Video-Plattform YouTube, die ihre Nutzer in den letzten Monaten mit neuen Werbespots verärgerte. "Warum das so ist? Es hängt sicherlich mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis zusammen", sagte die Verantwortliche von "Screens in Motion", Marion Sperlich, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Sie ist zugleich Leiterin der Forschungsabteilung Market Media Insights im Burda-Verlag.
Trend zum Abo-Hopping
"Hier besteht eine zunehmende Sensibilität bei den Streaming-Abonnenten", erläuterte Sperlich. "Stehen Preis und Nutzung nicht mehr im Verhältnis, das heißt sind zum Beispiel nur noch wenige interessierende Formate verfügbar, wird ein Abo gekündigt und ein neues bei einem anderen Anbieter abgeschlossen. Abo-Hopping könnte man das nennen. Prime Video und Netflix scheinen folglich ihre Nutzer am besten mit ihren Inhalten bei Laune zu halten."
Die Mediatheken der Öffentlich-Rechtlichen hätten am Streamingboom der vergangenen Jahre durchaus profitiert, so Sperlich. "Wir wissen, dass die lineare TV-Nutzung zurückgeht, aktuell um 45 Minuten Sehdauer pro Tag im Vergleich zu 2019. Die Mediatheken der Sender allerdings, die im Prinzip die gleichen Inhalte anbieten, werden stärker genutzt. Das heißt, das, was klassisches TV an Sehdauer oder auch Nutzeranteilen verliert, geht nicht allein auf die Streaming-Abo-Anbieter über, sondern auch auf die eigenen Mediatheken."