Fake-Profile auf Facebook melden und löschen lassen - Experte erklärt, wie es funktioniert
Autor: Michi Standl
Deutschland, Dienstag, 19. Sept. 2023
Ein Facebook-Mitarbeiter erklärt exklusiv uns gegenüber, wie das soziale Netzwerk mit den Meldungen von Fake-Profilen umgeht und was du wirklich gegen Fake-Profile machen kannst.
- Aus diesem Grund legen Betrüger*innen Fake-Profile an
- Wer überprüft gefakte Accounts?
- So kannst du deine gestohlene Identität melden
Sabine B.* ist verzweifelt: Mutmaßliche Betrüger*innen haben ein Facebook-Profil mit ihrem Namen und sogar mit einem ihrer Profilbilder angelegt. Der Zweck der Aktion ist offensichtlich, denn ein Facebook-Freund hat ihr einen Screenshot einer Nachricht, die er im Messenger erhalten hat, geschickt. Sabine sieht gut aus, ist auf dem Foto in einem Pool zu sehen. Kriminelle wittern die Chance, mithilfe des Fake-Profils Männer anzulocken und auf betrügerische Seiten zu locken. In der Nachricht werden anzügliche Fotos von Sabine angeboten. Dazu müsse man nur auf den mitgeschickten Link klicken. Einige ihrer Facebook-Freund*innen meldeten das gefälschte Profil. Das ernüchternde Feedback von Facebook: "Unsere Technologie hat deine Meldung eines Verstoßes gegen unsere Gemeinschaftsstandards geprüft. Wir haben uns schließlich dazu entschieden, das Profil nicht zu entfernen."
Was bezwecken Betrüger*innen in Facebook?
Eine Masche: Kriminelle suchen sich ein Profil einer gutaussehenden Frau aus und kopieren es quasi. In deren Namen schreiben sie im Messenger potenzielle Opfer – meist Männer – an. Facebook-Freunde gehen oft davon aus, dass eine ihnen bekannte Userin ein zweites Profil angelegt hat, weil sie zum Beispiel das Passwort vergessen hat. Das bekannte Foto und der Name schaffen Vertrauen. Das Ziel: Die Männer sollen einen Link anklicken, auf dem sie mehr von der Frau sehen können – vermeintliche Nackt-Fotos oder -Videos. Diese existieren natürlich nicht. Vielmehr muss man auf der Website erst einmal Fragen beantworten.
In Sabines Fall weisen diese immer noch auf erotische Inhalte hin. Man soll im ersten Hinweis mit "Ja" bestätigen, dass man die "Identität von Freundinnen und Singlemütter geheim hält." Eine von drei Fragen. Laut den renommierten Faktenchecker*innen von Mimikama wirst du zuletzt aufgefordert, deine E-Mail-Adresse "zur Verifizierung" einzugeben. Sobald du das machst, schnappt die Falle zu.
Das geringste Übel können jede Menge Spammails mit ungebetener Werbung sein. Du kannst aber auch Opfer einer Abo-Falle oder von Phishing-Attacken werden. Die Bandbreite an Betrügereien ist groß, eines ist aber sicher: Die Kriminellen führen nichts Gutes im Schilde. Das Problem: Betroffene bemerken das Desaster selbst nicht, da die Identitätsdiebe das Original-Profil meist blockieren.
Fake-Profile: Überprüfung erfolgt automatisiert
Wie kann es sein, dass Facebook das Offensichtliche ignoriert? Profile werden keineswegs manuell überprüft, vielmehr steckt ein automatisierter Vorgang dahinter. Diesem liegen verschiedene Parameter zugrunde. "Unsere Systeme suchen nach einer Reihe verschiedener Signale, die anzeigen, ob Konten gefälscht sind", erklärt ein Sprecher der deutschen Niederlassung von Meta in Hamburg. Unter diesem Namen firmiert Facebook seit vergangenem Jahr.
Das System überprüft, ob Konten in Massen von einem Ort aus erstellt wurden oder den Accounts verdächtige E-Mail-Adressen zugrunde liegen. "Auch wird automatisch überprüft", so der Sprecher, "ob ein Muster von verdächtigem Verhalten vorliegt oder mit dem Konto bereits entfernte Konten verknüpft sind." Durch den automatischen Überprüfungsprozess können offenbar Fake-Profile, die nicht genau den Parametern entsprechen, durchrutschen. Er fügt hinzu: "Trotzdem sind wir in vielen Fällen weiter darauf angewiesen, dass uns gefälschte Accounts von Nutzer*innen gemeldet werden, damit wir diese überprüfen können."