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Telekom zieht Reißleine bei altem Mobilfunknetz - Termin steht fest


Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa

Bonn, Sonntag, 03. November 2024

Der Mobilfunkstandard GSM (2G) ist technisch betrachtet hoffnungslos veraltet. Doch mit der Abschaltung tun sich die Provider schwer.


Die Deutsche Telekom plant, das veraltete Mobilfunknetz GSM (2G) bis zum Sommer 2028 vollständig abzuschalten. Das Unternehmen erklärte in Bonn, dass der 2G-Mobilfunk voraussichtlich zum 30. Juni 2028 komplett eingestellt werde. Danach werden Mobilfunkgespräche bei der Deutschen Telekom nur noch in den Netzen 4G (LTE) und 5G möglich sein.

Von dieser technischen Umstellung sind vor allem jene betroffen, die noch alte 2G-Handys besitzen. Ab Sommer 2028 werden sie mit diesen Geräten nicht mehr telefonieren können und müssen auf ein Smartphone oder ein LTE-fähiges Einfach-Handy umsteigen.

Aktualisierungsbedarf im Internet der Dinge

Vodafone nimmt sich für den GSM-Ausstieg mehr Zeit und plant, die bestehenden Netzkapazitäten für 2G in Deutschland schrittweise bis Ende 2030 abzubauen. Telefónica O2, der dritte Betreiber eines GSM-Netzes in Deutschland, beabsichtigt hingegen, 2G vorerst beizubehalten und hat noch kein Abschaltdatum genannt.

Die Abschaltung des GSM-Netzes betrifft nicht nur die Telefonie, sondern ebenso Dienste im Internet der Dinge. Hierzu zählen einige vernetzte Stromzähler oder Alarmanlagen, die bisher über GSM online sind. Damit diese Anlagen auch nach der 2G-Abschaltung weiterhin wie gewünscht funktionieren, rät die Deutsche Telekom dazu, dass Anbieter und Nutzer jetzt aktiv werden sollten, um den Austausch der verbliebenen alten Funkmodule vorzubereiten. Besonders bei Geräten oder Anlagen mit langfristigen Servicezyklen könne durch rechtzeitige Planung der Austausch vergleichsweise kostengünstig gestaltet werden.

Der europäische Standard GSM (Global System for Mobile Communications) definierte erstmals digitale Mobilfunknetze und ersetzte in Deutschland zu Beginn der 1990er Jahre die zuvor entwickelten analogen Mobilfunknetze A, B und C. Diese Technologie wird als 2G - die zweite Generation der Mobilfunktechnologie - bezeichnet, während die analogen Technologien zusammengefasst als erste Generation (1G) gelten. GSM wurde in Europa von UMTS (3G) abgelöst.

Mehr Frequenzspektrum für 4G und 5G

Bereits vor über zehn Jahren wurden in Deutschland 4G-Netze (LTE) eingeführt. Diese vierte Mobilfunk-Generation ermöglicht schnellere Datenübertragungen und bietet mit VoLTE (Voice over LTE) eine bessere Sprachqualität als GSM. Seit 2019 ist mit 5G die fünfte Generation des Mobilfunks verfügbar.

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In vielen Ländern, beispielsweise in Skandinavien oder der Schweiz, wurden 2G-Netzwerke bereits abgeschaltet. In Deutschland ist die Telekom der erste Netzbetreiber, der ein endgültiges Datum für die 2G-Abschaltung ankündigt.

Mobilfunk-Provider haben ein Interesse daran, GSM abzuschalten, da der veraltete Standard wertvolle Frequenzbereiche im Mobilfunkspektrum blockiert, die für 4G oder 5G genutzt werden könnten. "Mit dem frei werdenden 2G-Frequenzspektrum können wir unser Netz weiter verbessern", sagt Abdu Mudesir, Geschäftsführer Technik der Telekom Deutschland. "Wir wollen schnelle Datenübertragung für alle - und wir wollen sie überall." Deshalb beabsichtigt die Deutsche Telekom, die Frequenzen zukünftig für 4G und 5G zu verwenden, um das mobile Surfen, insbesondere in ländlichen Regionen, zu verbessern.

2G weiterhin als Basisnetz im O2-Netz

Vodafone plant, GSM in Deutschland bis Ende 2030 schrittweise abzuschalten. "Zu diesem Zeitpunkt wird die Technologie fast 40 Jahre alt sein, und ein Großteil der zugrunde liegenden Geräte wird bis dahin ausgedient haben und von den Anbietern nicht mehr unterstützt werden", sagte Tanja Richter. Man werde eine reibungslose Migration von 2G zu anderen Netzen gewährleisten – sowohl für Handys als auch für das Internet der Dinge.

Ein Telefónica-Sprecher sagte, im O2-Netz bleibe 2G als Basisnetz für mobile Telefonie und SMS vorerst bestehen. Bei Änderungen werde man die Kundinnen und Kunden "rechtzeitig vorab und gemäß ihrem Vertrag informieren". Dennoch empfiehlt auch O2 grundsätzlich "den Umstieg auf zukunftssichere Endgeräte mit 4G/5G bzw. mit Voice-over-LTE (VoLTE)-Funktionalität für die mobile Telefonie über das 4G/LTE-Netz."

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