Druckartikel: Funktionieren Dating-Apps wirklich? Wie Tinder & Co. Nutzer länger halten wollen

Funktionieren Dating-Apps wirklich? Wie Tinder & Co. Nutzer länger halten wollen


Autor: Kathrin Schmitt

Deutschland, Freitag, 22. August 2025

Nur einen Wisch entfernt könnte eine neue Liebe auf dich warten. Das ist das Versprechen vieler Dating-Apps. Doch daran haben die App-Betreiber gar kein Interesse.
Dating-Apps haben große Auswirkungen auf die Partnersuche.


Nur ein paar Mal über den Bildschirm wischen und schon könntest du die Liebe deines Lebens kennenlernen: Das ist bei Dating-Apps angeblich möglich. Doch der Autor Thomas R. Köhler hat nun entlarvt, dass die App-Betreiber gar nicht wollen, dass du dich verliebst.

In seinem neuen Buch "Die Online-Dating-Falle"* entlarvt er das Prinzip von Tinder und anderen App-Anbietern, wie Techbook berichtet.

Wer freut sich über eine steigende Zahl an Singles?

Viele Menschen sind Single, möchten es im Grunde aber gar nicht sein. Und die Zahl der Menschen, denen es so geht, steigt immer weiter an. Parallel dazu gibt es immer mehr Apps, die dir Online-Dating ermöglichen. 

Der Verdacht liegt nahe, dass das Online-Dating nicht die Lösung sein kann. Denn wenn es trotz immer mehr Apps immer mehr Singles gibt, können die Apps nicht dazu beitragen, dass mehr Menschen zueinander finden. Die Erklärung liegt auf der Hand: Alle, die sich verlieben, sei es über die App oder auf einem anderen Weg, sind Menschen, die die Dating-Apps verlassen werden. 

Daher ist es logisch, dass die App-Betreiber ein Interesse daran haben, dass du möglichst lange Mitglied einer Dating-App bleibst. Ein paar technische Kniffe helfen, dass du in der Dating-Welt verweilst, statt auszubrechen.

Wie funktioniert Online-Dating?

Von Berufswegen her beschäftigt sich der Autor Thomas R. Köhler gewöhnlich beispielsweise mit Cybersicherheit. Doch für sein Werk "Die Online-Dating-Falle"* hat er sich damit auseinandergesetzt, wie Dating-Apps funktionieren. 

Er vergleicht die Funktionsweise mit einem Spielautomaten. "Ab und an gibt es für die Spieler eine Belohnung. Und während beim Spielautomaten der Druck auf den blinkenden Knopf zum Suchtfaktor wird, ist es beim Dating in der Online-Welt das Swipen", erklärt Köhler gegenüber Techbook. Beim Spielautomaten möchtest du immer wieder auf den Button drücken und im digitalen Universum immer wieder weiter wischen

Thomas R. Köhler geht davon aus, dass die Partnersuche auf dem Smartphone dir vorgaukelt, dass du losgelöst von Ort und Zeit den perfekten Partner finden kannst. Durch die richtige Filtereinstellung kannst du Menschen in deiner unmittelbaren Umgebung treffen. Zu schön, um wahr zu sein. 

Was tun Apps im Hintergrund?

Die Apps zeichnen dein Nutzungsverhalten auf. Loggst du dich jeden Tag ein, erhältst du bestimmt einige Matches. Wenn du die App vernachlässigst, wird dir nur eine geringe Anzahl an Matches angezeigt. Wenn du eine App also oft nutzt, wirst du dafür belohnt, nutzt du eine App selten, wirst du "bestraft". 

Bei Frauen und Männern gibt es einen Unterschied beim Verhalten in Dating-Apps. Frauen wischen gerade einmal fünf Prozent der Männer nach rechts, die sie zur Auswahl ausgespielt bekommen. Männer hingegen wischen 65 Prozent nach rechts. Natürlich trackt die App, wie oft jemand nach rechts gewischt wird. Laut Techbook werden Nutzer so in drei Attraktivitätsgruppen eingeteilt: oberes Drittel, Mittelmaß und unteres Drittel.

Bist du Mitglied in einer Dating-Anwendung, so wirst du ständig nach deiner Attraktivität bewertet. Manchmal passiert es, dass Menschen, die zur Gruppe Mittelmaß oder unteres Drittel gehören, auch Profile aus dem oberen Drittel angezeigt bekommen. Dies ist dann als Belohnung anzusehen, die jemandem zufällig ausgespielt wird. Darin sieht Thomas R. Köhler wieder die Analogie zum Spielautomaten.

Wieso ist Online-Dating ein Geschäftsmodell?

Wenn du in das Online-Dating einsteigst, ist es teils nicht mehr einfach, auszusteigen. Du möchtest immer weiter wischen. Das Belohnungssystem funktioniert und führt dazu, dass du mit der Suche nicht aufhören möchtest. Die Dating-Anbieter wollen, dass ihre Mitglieder bleiben. Denn nur so verdienen sie Geld. Der Anbieter der Dating-App Tinder betreibt beispielsweise zusätzlich die App Hinge zur Gewinnmaximierung. 

In der Datingbranche gibt es viel Geld zu verdienen. Bei den Männern verhält es sich so, dass diese ohne einen Premium-Zugang meist gar keine Möglichkeit haben, jemanden kennenzulernen. Frauen hingegen bekommen in Dating-Apps sehr viel Aufmerksamkeit. Das sorgt für ein Ungleichgewicht. Und die Dienstleister stehen vor der Herausforderung, die Frustration bei den Männern einzugrenzen. 

Du musst dir darüber bewusst sein, dass du deine Partnerwahl einem digitalen Tool überlässt. Du möchtest die große Liebe in einer App, die auf Gewinnmaximierung ausgelegt ist, finden. Das kann zu Frust führen, wenn kein geeigneter Partner gefunden wird. Die Konkurrenz ist insgesamt sehr hoch.

Wie funktioniert richtiges Online-Dating?

Bei aller Krtik verteufelt der Autor Thomas R. Köhler gegenüber Techbook das Online-Dating aber nicht. Er gibt nur zu bedenken, dass du dir vorher über die Spielregeln im Klaren sein solltest. Das Online-Dating ist eine von vielen Möglichkeiten, einen Partner zu finden

Der Autor rät dazu, wenn sich eine Verbindung über eine Dating-App anbahnt, schnell ins echte Leben zu wechseln und sich real zu treffen. Denn nur so gewinnt man einen echten ersten Eindruck von einer Person und verlässt die digitale Welt. 

Was den Dating-Apps fehlt, ist die menschliche Komponente. Verschiedene Dienstleister arbeiten bereits daran, die Persönlichkeit eines Menschen über eine Anwendung besser darstellen zu können. Bei verschiedenen Apps ist es bereits jetzt möglich, Sprachaufzeichnungen oder Filmmaterial im eigenen Profil hochzuladen. Thomas R. Köhler erklärt gegenüber Techbook: "Das ist immer noch das größte Manko der Online-Dating-Branche. Die Persönlichkeit und der Charakter eines Menschen kommen viel zu kurz". Er glaubt nicht daran, dass sich an diesem Zustand zeitnah etwas ändern wird.

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