Fast 1 Million Dollar - wie zwei Studenten Apple betrogen haben
Autor: Tobias Utz
oregon, Samstag, 13. April 2019
Zwei chinesische Studenten haben Apple fast um eine Million Dollar gebracht. Ihr Geschäftsmodell flog nach drei Jahren auf: Derzeit stehen sie vor Gericht. Die Geschichte dahinter.
Zwei Studenten haben Apple fast um eine Million Dollar gebracht - wie haben sie das gemacht?
Yangyang Zhou und Quan Jiang, zwei Chinesen, die in USA mit Hilfe von Visa studieren, müssen sich aktuell vor Geschworenen der Bundesanwaltschaft im US-amerikanischen Oregon verantworten: Der Prozess wegen Handels mit gefälschter Ware sowie Postbetrug läuft seit Anfang März 2019. Die Geschichte dahinter:
Die beiden jungen Männer machten sich einen Trick zu eigen, der in China bereits für große wirtschaftliche Schäden gesorgt hat. Wie das Magazin macwelt.de berichtet, wurde dort in den vergangenen Jahren die großzügige Firmenpolitik von Apple ausgenutzt: Hatte ein Nutzer ein defektes iPhone, so verließ er einen Applestore nicht ohne Ersatzgerät. Reihenweise Betrugsfälle waren das Ergebnis, kriminelle Banden machten daraus ein Geschäftsmodell. So nun auch in den USA angewandt: Zwischen 2015 und 2018 sollen Zhou und Jiang über 3000 Mal gefälschte iPhones zum Hersteller geschickt haben, unter dem Vorwand, das Gerät lasse sich nicht einschalten. In knapp 1500 Fällen schickte Apple ein neues iPhone zurück, welches teuer weiterverkauft werden konnte. Für die abgelehnten Fälle, gab es keine Konsequenzen.
Wie die Weltin ihrer kompakt-Ausgabe berichtet, fing die Sache 2017 an, aufzufliegen: Ein Paket aus Hongkong geriet in den Fokus der amerikanischen Zollbehörden. Die 95 Smartphones darin, schienen herkömmliche Apple-Produkte zu sein. Was die Ermittler am Paket stutzig machte, war die Versandmethode sowie die Verpackungen. Der Fall wurde hochgestuft: Das "Department of Homeland Security" übernahm den Fall.
Apple kooperierte mit den Behörden
Die Ermittler nahmen die Fährte auf und fanden die Adresse von Yangyang Zhou heraus. Quan Jiang war sein Nachbar, etwa 130 Kilometer von Portland entfernt. In Zusammenarbeit mit Apple stießen die Ermittler auf eine erhebliche Datenmenge: Jiang war mit seinem Namen, seiner E-Mail-Adresse, seiner Postadresse und mehreren IP-Adressen mit 3069 Fällen von Garantieansprüchen bei iPhones in Verbindung zu bringen - darunter auch die 1500 Fälle, in denen Apple neue Smartphones geschickt hatte.
Im März letzten Jahres durchsuchten die Behörden schließlich Jiangs Haus: Mehr als 300 gefälschte Geräte und belastende Unterlagen konnten sichergestellt werden. Wie bereits angedeutet, stehen die beiden Männer mittlerweile vor Gericht. Jiang steht zudem unter GPS-Überwachung. Zhou werfen die Behörden vor, falsche Angaben bei Ausfuhranmeldungen getätigt zu haben, wie die Lokalzeitung The Oregonian berichtet. Demnach droht den Männern im schlimmsten Fall eine Haftstrafe von fünf Jahren Gefängnis.
So funktionierte die Masche
In den Befragungen der Ermittler erläuterte Jiang das Vorgehen etwas genauer: Allein im Jahr 2017 habe er 2000 Smartphones eingereicht. Regelmäßig habe er aus China Pakete mit gefälschten Handys bekommen - 20 bis 30 iPhones pro Paket. Diese habe er dann einzeln an Apple geschickt. Die neuwertigen Smartphones schickte er schließlich einem Komplizen in China, der sich um den Vertrieb vor Ort kümmerte. Jiangs Mutter überwies ihm seinen Anteil anschließend auf sein amerikanisches Konto.
Die Behörden haben ausgerechnet, dass bei 1500 iPhones, mit je einem Wert von 600 Dollar, insgesamt ein Schaden von circa 900.000 Dollar (umgerechnet 780.000 Euro) für Apple entstanden ist.