3D-Druck in Franken: die radikalen Möglichkeiten der Wundermaschine (interaktiv)
Autor: Natalie Schalk
Coburg, Donnerstag, 12. Oktober 2017
Lebensmittel, Flugzeugteile, Herzgewebe: Wie 3D-Drucker funktionieren und was sie heute und in naher Zukunft herstellen können. Erstaunliches aus Franken.
Ich druck mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt - viele sehen den 3D-Druck als revolutionärste, als radikalste Entwicklung seit der Erfindung des Internets an. War es am Anfang ein Thema, das vor allem Wissenschaftler und Maschinenbauer begeisterte, ist es inzwischen im Alltag angekommen.
"Im Automobilbereich lassen sich einzelne Bauteile für Luxuskarossen und Oldtimer herstellen. Die Materialeigenschaften sind super, das eröffnet ein breites Feld an Anwendungen. Bei Kunststoff hat der Spritzguss zwar bei großen Stückzahlen deutliche Vorteile - aber 3D-Verfahren werden besser und schneller", sagt der Coburger Professor für Maschinenbau Markus Stark. "Großes Potenzial sehe ich auch im Dienstleistungsbereich, wo Kunden sich beispielsweise Schmuck oder eigene Kreationen in Wunschfarbe und -material bestellen können." Stark kennt die Einsatzbereiche des 3D-Drucks schon lange. Im Interview erklärt er hier ausführlich, wo er die wichtigsten Anwendungsbereiche sieht.
An der Hochschule Coburg gibt es verschiedene Bereiche, die das Verfahren nutzen - beliebt ist es auch am Lehrstuhl für Integriertes Produktdesign, den Professor Peter Raab leitet. Seine Devise:
"Grenzen gibt es nur im Kopf"
Revolutionäre Idee: Körperteile aus dem 3D-Drucker
Die revolutionärsten Ideen in diesem Bereich ist es aber wohl, menschliche Körperteile auszudrucken. Dass im OP-Saal eines Krankenhauses standardmäßig ein 3D-Drucker steht, ist zwar noch Zukunftsmusik, aber Professor Thomas Scheibel vom Bayreuther Lehrstuhl für Biomaterialien hat schon mal ein Ohr ausgedruckt. Er arbeitet mit "Biotinte" aus lebenden Zellen und Spinnseidenmolekülen. "Spinnenseide ist bakteriostatisch. Ihre Oberfläche ist so aufgebaut, dass sich Bakterien oder Pilze nicht daran festhalten können." Bereits die alten Griechen wussten das und nahmen Spinnweben als Wundpflaster. Scheibel nutzt künstlich hergestellte Spinnseide als Werkstoff für das 3D-Druckverfahren. Das Material ist nicht nur steril und löst keine Immunreaktion aus, es ist auch recycelbar, es ist belastbarer als Nylon und alle anderen bekannten Fasern. Gemeinsam mit Felix Engel aus der Nephropathologischen Abteilung des Uni-Klinikums Erlangen arbeitet Scheibel derzeit daran, individuell auf Patienten abgestimmte Implantate auszudrucken. Dabei geht es um Organe: "Funktionierendes Herzgewebe kann sehr bald künstlich hergestellt werden. Die Frage ist nun, wann und wie dies in der Klinik ankommt", sagt Scheibel. In der Medizintechnik, vor allem bei Prothesen, ist 3D-Drucktechnik bereits häufiger zu finden.
So funktioniert ein 3D-Drucker
Die Technik kann je nach Material und Anforderungen unterschiedlich funktionieren, aber im Großen und Ganzen kommt es auf diese Aspekte an: