Interdisziplinäre Patientenversorgung: Im Universitätsklinikum Erlangen trainiert ein Team aus Unfallchirurgen und Anästhesisten
regelmäßig die gemeinsame Behandlung von schwerstverletzten Menschen.
Kerstin Bönisch / Uni-Klinikum Erlangen
"Die Bevölkerung kann ihren
Aktivitäten rund um die Uhr mit
dem sicheren Gefühl nachgehen, dass
allen geholfen wird, falls etwas passiert. Wir
versorgen jedes Jahr mehr als 240 Schwer- und ...
Neben der Versorgung akuter Notfälle nach Unfällen jeglicher Art ist die Behandlung aller Verletzungen und degenerativen Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats Teil des breiten Leistungsspektrums der Unfallchirurgischen Klinik – Orthopädische Chirurgie des Universitätsklinikums Erlangen.
Bei komplizierten Fällen ist Prof. Dr. Mario Perl immer erreichbar: „Mein Team kann mich zu jeder Tages- und Nachtzeit kontaktieren, und bei Bedarf komme ich gern als Unterstützung hinzu“, erläutert der Direktor der Unfallchirurgischen Klinik – Orthopädische Chirurgie des Uni-Klinikums Erlangen. Auch am diesjährigen Vatertag stand er nachts im OP-Saal, um einen Patienten zu retten, der sich die Halswirbelsäule schwer verletzt hatte. Für alle unvorhersehbaren Notfalleingriffe hält die Erlanger Unfallchirurgie stets OP-Kapazitäten bereit, um ohne Verzug helfen zu können. „Als Uni-Klinikum gewährleisten wir für die Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Metropolregion Nürnberg die Sicherheit, dass wir kleinere und auch große Unfälle zu jeder Tages- und Nachtzeit optimal versorgen können“, betont Prof. Perl. Eine Daseinsvorsorge, die gerade bei schweren Verkehrsunfällen oder Stürzen aus großer Höhe erhebliche Ressourcen bindet und hohen organisatorischen Aufwand erfordert. „Wir nutzen dabei die hervorragend etablierten interdisziplinären Prozesse des Uni-Klinikums, zum Beispiel gemeinsam mit der Anästhesie, der Radiologie und den anderen chirurgischen Disziplinen. Damit diese Abläufe im akuten Notfall ganzjährig rund um die Uhr funktionieren, müssen sie jedoch nicht nur organisiert, sondern auch regelmäßig trainiert werden.“
Modernste Therapien für Sportler
Neben der Versorgung von Schwerstverletzten aus der gesamten Metropolregion bildet die Erlanger Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie ein breites Leistungsspektrum mit zahlreichen Schwerpunkten ab. Einer davon ist die langjährige Erfahrung in der Betreuung von Spitzensportlern. Dazu Prof. Perl: „Wir haben Kooperationen mit diversen Sportvereinen wie der Spielvereinigung Greuther Fürth und den Höchstadt Alligators, für die wir sowohl bei den regelmäßigen Reihenuntersuchungen als auch bei Sportverletzungen der primäre Ansprechpartner sind.“ Die dafür vorgehaltene Ausstattung und Infrastruktur kommen auch den hiesigen Amateursportlern zugute. „Sie profitieren nicht nur von unseren modernsten Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, sondern auch von einer hochauflösenden Bildgebung bei der Kernspintomografie sowie der engen Kooperation bei Rehabilitationsmaßnahmen. Wir begleiten die Nachbehandlung unter der Prämisse, eine schnellstmögliche Wiedereingliederung in sportliche Aktivitäten zu erreichen“, betont der Klinikdirektor.
Beratung in Spezialsprechstunden
Als Anlaufstelle für die Patientinnen und Patienten bieten Prof. Perl und sein Team eine eigene Hochschulambulanz mit diversen Spezialsprechstunden an. Neben Beratung im Bereich Sportorthopädie und -traumatologie erhalten Betroffene hier individuelle Auskünfte bei Arbeitsunfällen sowie Beschwerden an der Wirbelsäule, der Schulter und den Ellenbogen sowie für Knie- und Hüftgelenke. Eltern können sich über traumatologische Verletzungen bei Kindern informieren lassen.
Interdisziplinäre Konzepte
Der besonderen Breite seines Fachgebiets begegnet der 44-jährige Klinikdirektor mit einer in Sektionen aufgeteilten Organisationsstruktur. Prof. Perl: „Unser Team besteht aus 25 erfahrenen Ärztinnen und Ärzten, die ihre Schwerpunkte eigenverantwortlich betreuen.“ Die Alterstraumatologie gehört zu den Kernsektionen, die Prof. Perl zukünftig ausbauen möchte: „Der steigenden Nachfrage wollen wir mit erhöhten Kapazitäten und neuen Konzepten begegnen.“ Gerade bei älteren Menschen zeigt sich die hohe Wirksamkeit interdisziplinärer Behandlungen. „Wenn wir z. B. einen frischen Oberschenkelhalsbruch bei einer über 80-jährigen Seniorin operieren, binden wir auch die Anästhesie und die Innere Medizin ein. Anschließend folgt eine speziell auf den älteren Menschen abgestimmte Reha-Behandlung – all das steuern wir in der Unfallchirurgie bereits bei der Patientenaufnahme. Unser Ziel ist es, jeden Menschen wieder dorthin zurückzubringen, von wo er zu uns kam. Sprich: Wenn die Seniorin vor dem Unfall ihren Haushalt eigenständig versorgen konnte, soll sie dazu auch nach der Behandlung wieder in der Lage sein.“
Neueste Implantate und Planungstechniken
Ist eine Wirbelsäule hochgradig abgenutzt oder schwer verletzt, müssen in letzter Konsequenz Wirbelsegmente operativ stabilisiert (versteift) werden. Hierzu werden modernste und individuell abgestimmte Implantate sowie Operationsmethoden eingesetzt – mit kleinen Schnitten und unter größtmöglicher Schonung von Muskeln und Faszien. Die Operationsplanung ist ebenfalls sehr spezifisch und berücksichtigt die individuelle Anatomie des Patienten. Die Erlanger Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie verwendet hierfür auch die neueste 3-D-Drucktechnik. Dabei wird mithilfe von computertomografischen Bildern das einzusetzende Implantat samt Verschraubung individuell berechnet. Anschließend ist die Darstellung des Implantats durch den 3-D-Drucker so präzise, dass eine optimale Planung des Eingriffs und der Nachbehandlung unter modernsten Gesichtspunkten möglich ist. Das ermöglicht den Patientinnen und Patienten kürzere Operationszeiten und die Anwendung gewebeschonender Verfahren.