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Uni-Klinikum Erlangen ermöglicht Familiengründung – trotz Krebs


Autor: PR-Redaktion

, Mittwoch, 25. Sept. 2019

Dank moderner Therapien haben Krebspatienten heute gute Überlebenschancen. Doch die Behandlung hinterlässt ihre Spuren: Viele Betroffene sind hinterher unfruchtbar. Mediziner des Uni-Klinikums Erlangen ermöglichen ihnen trotzdem eine Familiengründung.
Prof. Dr. Matthias W. Beckmann, Direktor der Erlanger Frauenklinik, berät die Patienten professionell über die Retransplantation von Eierstockgewebe.


Vor allem wenn Kinder und Jugendliche an Krebs erkranken, ist der Schock groß und der Wunsch nach Heilung bestimmt alles. Tatsächlich verbessern sich die Prognosen dank neuer Therapien stetig: Mehr als 80 Prozent der jungen Krebspatienten überleben heute ihre Erkrankung und können danach ein fast normales Leben führen.

Gewebe rechtzeitig schützen

Die Experten des onkologischen Spitzenzentrums Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN am Uni-Klinikum Erlangen blicken aber schon weiter voraus – auf den drohenden Verlust der Fruchtbarkeit (Fertilität) durch eine Strahlen- oder Chemotherapie. „Wir verfügen heute über verschiedene Maßnahmen, um die Fruchtbarkeit rechtzeitig zu schützen“, erläutert Prof. Dr. Ralf Dittrich, Reproduktionsmediziner in der Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. Matthias W. Beckmann) des Uni-Klinikums Erlangen. „Während wir hier für Jugendliche in der Pubertät schon viel Erfahrungen haben, müssen wir diese für präpubertäre Jungen und Mädchen noch weiter sammeln.“

Mutter sein - trotz Krebs

Einem Team um Klinikdirektor Prof. Beckmann und Prof. Dittrich gelang es 2011, einer jungen Frau ihr eigenes Eierstockgewebe zu retransplantieren. Die Ärzte hatten ihr das funktionierende Gewebe vor ihrer Krebstherapie entnommen und es tiefgefroren. Nach der erfolgreichen Brustkrebsbehandlung konnte die 33-Jährige so eine gesunde Tochter zur Welt bringen. Seither setzten die Gynäkologen am Uni-Klinikum Erlangen 60 Krebspatientinnen das ihnen zuvor entnommene Ovarialgewebe wieder ein. Das Universitäts-Fortpflanzungszentrum Franken (UFF) am Uni-Klinikum Erlangen ist heute deutschlandweit eines der größten Zentren für die Retransplantation von Eierstockgewebe.

Fruchtbarkeitserhalt in der Pubertät

Anders als bei Erwachsenen ist der Fertilitätserhalt bei Jugendlichen komplizierter. „Einige Techniken können wir bei Mädchen nicht anwenden, etwa wegen ihres Reifezustands oder weil wir nur ein kleines Zeitfenster für die Behandlung haben“, bedauert Prof. Dittrich. „Die Kryokonservierung von Ovarialgewebe ist aber auch bei Mädchen gut geeignet, weil ihre Eierstöcke viele Eizellen enthalten und die Chancen für eine erfolgreiche Retransplantation groß sind. Das gelingt auch bei präpubertären Mädchen.“ Entscheidender Vorteil des Verfahrens: „Eine Kryokonservierung kann ohne medikamentöse Vorbehandlung und unabhängig vom Zyklus rasch vorgenommen werden“, betont der Erlanger Spezialist.

Der Sonderfall: Präpubertäre Jungen 

Krebskranke Männer und Jungen können zum Schutz ihrer Fruchtbarkeit Spermien einfrieren lassen. Präpubertäre Jungen bilden allerdings noch keine Spermien. Für sie kommt die Kryokonservierung von unreifem Hodengewebe infrage. Dieses Gewebe soll später dazu dienen, aus den Spermien-Stammzellen Spermien zu züchten. „Das Verfahren ist noch experimentell, aber aussichtsreich“, sagt Dr. Brigitte Schwaiger, Ärztin in der Urologischen und Kinderurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Bernd Wullich) des Uni-Klinikums Erlangen. Die Erlanger Urologie hat sich deshalb dem 2012 in Münster gegründeten Netzwerk „Androprotect“ angeschlossen. „Mit Androprotect wollen wir krebskranken Jungen eine Perspektive zum Schutz ihrer Fertilität bieten“, sagt Dr. Schwaiger. „Wir wollen sie und ihre Eltern intensiv und strukturiert beraten und aufklären – und das in einer meist lebensbedrohlichen Situation, in der wir nur begrenzt Zeit haben, zu handeln.“

Erfolgreiches Mediziner-Netzwerk

Wie erfolgreich solche Netzwerke sind, zeigt ein Gesetzesbeschluss vom 10. Mai 2019: Demnach fallen nun die Kosten für die Kryokonservierung für krebskranke Kinder, Jugendliche, Frauen (bis 40 Jahre) und Männer (bis 50 Jahre) in die Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenkassen. Die Arbeit des medizinischen Netzwerks FertiPROTEKT, das Experten des Uni-Klinikums Erlangen 2006 mit initiierten, und die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs trugen maßgeblich zu diesem Gesetzesentwurf bei. Bislang mussten Krebskranke, die sich für fruchtbarkeitserhaltende Maßnahmen entschieden, die Kosten dafür komplett selbst tragen.


Kontakt

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91054 Erlangen
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Urologie des Uni-Klinikums Erlangen
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E-Mail brigitte.schwaiger@uk-erlangen.de

 

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