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Altkleider: Wo landen deine alten Klamotten wirklich?


Autor: Klaus Heimann

Deutschland, Donnerstag, 25. Mai 2023

Mit alten Klamotten lassen sich gute Geschäfte machen. 85 % der Spendenden von Altkleidern wollen, dass ihre Sachen nicht im Textil-Schredder landen.
Viele Altkleider landen im ersten Schritt in diesen Containern.


  • Das Ausmaß ist riesig: Unmengen alte Kleider
  • Was passiert mit den Klamotten aus illegal aufgestellten Containern?
  • Wer verdient an den Altkleidern?
  • Alternativen: Wohin mit den Altkleidern?

Kleidung aus zweiter Hand ist bei den meisten Deutschen wenig beliebt: Von 1,3 Millionen Tonnen Altkleider trennen wir uns jedes Jahr problemlos. Die Textilien wandern meistens in die Altkleider-Container. Was wir einfach so wegwerfen, ist für andere ein großes Geschäft.

Das Ausmaß ist groß: Unmengen alte Kleider

Von 1,3 Millionen Tonnen Altkleider trennten sich die Deutschen in 2020; genauer: Sie gaben sie in die Altkleidersammlung. Meistens in dafür extra bereitgestellte, große Metall-Container (88 % der gesammelten Kleider). Um den Inhalt wegzutransportieren, wären 62.000 Lkw nötig. 

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Die Bürger*innen verfolgen mit der Abgabe der Altkleider eine ganz bestimmte Absicht: 85 % wollen, nach einer Forsa-Befragung, ihre Sachen am liebsten weitergetragen wissen. Weitere Beweggründe sind die Unterstützung von hilfsbedürftigen Menschen und karitativen Organisationen (88 %) sowie der Schutz der Umwelt (54 %). Für 99 % der Bürger*innen sind Altkleider kein Abfall. Stattdessen vergleichen 76 % der Befragten die Altkleidersammlung mit dem Gang zur Kleiderkammer. 20 % ziehen den Vergleich zur Glas- oder Papiersammlung.

Hilfsbedürftige Menschen unterstützen, Umwelt schützen – funktioniert das wirklich? Die Verbraucherzentrale NRW bezweifelt das schon länger. Erst jüngst hat sie ihre Warnung vor Mythenbildung bei den Altkleidern erneuert. Klare Ansage: Es ist vielfach eine Illusion, dass du auf diese Weise deine gut erhaltenen Kleidungsstücke an bedürftige Menschen weitergibst. Vielleicht hilfst du wenigstens karitativen Organisationen, wenn du in deren Container deine Altkleider wirfst. Wie die Sächsische Zeitung berichtet, erhalten sie von den Verwertern ("Kiloshops") pro Kilo Textilien ca. 15 Cent, für die Tonne sind es 130 bis 150 Euro (der Preis ist rapide gesunken). Einige der Organisationen durchkämmen die Säcke nach gut erhaltenen Stücken, die sie dann verschenken oder günstig verkaufen. Der Rest geht an die "Kiloshops". Sind die Container von der Stadt oder der Gemeinde aufgestellt, landen die Einnahmen im Kommunalhaushalt und stabilisieren die Müllgebühren, wie beispielsweise in München.

Was passiert mit den Klamotten aus illegal aufgestellten Containern?

Der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM) München sammelt pro Jahr etwa 4.800 Tonnen Altkleider und weiß natürlich, was dann damit passiert:

  • 40 % werden als Kleidung exportiert (insbesondere nach Afrika und Osteuropa).
  • 10 % der Kleidung landet in deutschen Secondhand-Läden.
  • 20 % werden zu Putzlumpen wiederverwertet.
  • 20 % werden zu Dämmstoffen oder zur Fasergewinnung verwertet.
  • 10 % werden verbrannt.

"Die Kleidung wird an einen zertifizierten Händler verkauft. Die Erlöse fließen in den Gebührenhaushalt und kommen so der gesamten Münchner Bürgerschaft zugute", berichtete AWM-Sprecherin, Evi Thiermann, der AZ-Abendzeitung

Aber die AWM hat Konkurrenz: Über 1.000 Altkleider-Container sind in München illegal aufgestellt – die Spenden landen nicht bei Hilfseinrichtungen. Statt kommunalem Abfallwirtschaftsbetrieb oder einer karitativen Einrichtung stehen hier Privatfirmen dahinter.

Wer verdient an den Altkleidern?

Und was machen die Verwerter mit den Altkleidern? Gewerbliche Firmen transportieren sie, zu Ballen gepresst, auf dem Seeweg nach Afrika in Länder wie Ghana oder Nigeria. Kritische Stimmen bemängeln, dass ein großer Teil der verschifften Ware unbrauchbar sei und auf dem Müll lande. Gebrauchte Kleider dominieren in Afrika, gleichzeitig sind dort Textil-Abfälle auf den Straßen, an Stränden oder Gewässern ein großes Problem.

Die Europäische Umweltagentur (EEA) hat die Mengen der aus der EU exportierten Alttextilien ermittelt. In den letzten zwei Jahrzehnten sind sie von etwas über 550.000 Tonnen im Jahr 2000 auf fast 1,7 Millionen Tonnen im Jahr 2019 angestiegen. 2019 landeten 46 % der aus der EU exportierten Alttextilien in Afrika. Die Textilien gehen in erster Linie in die lokale Wiederverwendung, da eine Nachfrage nach billiger gebrauchter Kleidung aus Europa besteht. Eine nennenswerte eigene Textilindustrie gibt es nicht mehr. 

Eine französische Dokumentation "Das Geschäft mit den Altkleidern", zu sehen bei arte-tv, rechnet vor: Der Ankauf der gesammelten Altkleider in Frankreich (mit Deutschland vergleichbar) kostet den Händler 130 Euro pro Tonne. Die Kleiderberge gehen dann in eine der vielen Sortieranstalten in Europa. Auf internationalen Märkten verkauft der Händler die sortierte Ware dann für 650 Euro. In Ghana erstehen die kleinen Händler den Ballen sortierter Ware für 1.600 Euro – ein lukratives Geschäft. 

Gibt es Alternativen: wohin mit den Altkleidern?

Wer will, dass seine Altkleider weiterhin genutzt werden, sollte zunächst einmal in seiner Stadt Ausschau halten, ob es Alternativen zum Container gibt. Die AWM listet für München beispielsweise fünf gemeinnützige Einrichtungen auf, die gut erhaltene Textilien in ihren Kleiderkammern armen Menschen anbieten. Das sind: Aktion Hoffnung - die Kleiderspende, Bayerisches Rotes Kreuz Kleiderkammer, Caritas Kleiderkammern, Kaufhaus Diakonia, Condrobs Spendenladen. Die Organisationen sind ebenso in anderen Städten in Bayern vertreten.

Außerdem lässt sich gut erhaltene Kleidung über Secondhand-Läden, im Internet und auf Flohmärkten gut weiterverkaufen. Für Baby- und Kinderkleidung finden sich in allen Städten Tauschbörsen.

Am wichtigsten ist es aber, dass der Altkleiderberg nicht weiter anwächst. Deshalb: Gekaufte Kleidung möglichst lange tragen und bei kleinen Schäden ausbessern. Und ganz wichtig: Beim Kauf auf Qualität zu achten, schont die Umwelt und spart am Ende des Tages Geld. 

Fazit

Wirf deinen Kleidersack nicht in irgendeinen Container. Verlässliche Altkleidersammler haben das Logo "FairWertung" oder das "BVSE Qualitätssiegel Alttextilsammlung" auf ihren Containern oder mindestens auf der Homepage. In jedem Fall sollte auf dem Metallkasten ein Impressum angebracht sein. Aber auch seriöse Altkleidersammler verkaufen die Altkleider weiter.