Kuriose Regel: Was Piloten bei Start und Landung niemals machen dürfen
Autor: Werner Diefenthal
Deutschland, Montag, 20. Februar 2023
Es gibt Regeln, die sorgen manchmal für Verwunderung, ergeben aber durchaus einen Sinn. Was zum Beispiel Piloten bei Start und Landung nicht dürfen und warum es diese Regel gibt.
- Welche Phase im Flug ist die gefährlichste?
- Welche Regel gilt?
- Warum sie sinnvoll ist
Gerade Start und Landung sind beim Flug kritisch. Auf dem Boden muss der Verkehr von allen möglichen Fahrzeugen beachtet werden, bei der Landung kann es immer zu kritischen Situationen kommen. Warum es eine bestimmte Regel gibt.
Warum die Regel sinnvoll ist
11. September 1974. Ein Flugzeug der Eastern Airlines startete in Charleston mit Ziel Chicago. Doch die Maschine kam nie an. Sie stürzte beim Landeanflug bei der Zwischenlandung in Charlotte, North Carolina, ab. 72 der 78 Passagiere kamen ums Leben. Die US-amerikanische Verkehrsbehörde stellte bei der Untersuchung des Absturzes fest, dass die beiden Piloten durch private Gespräche, die über den Voice-Recorder ermittelt wurden, zu sehr abgelenkt waren und dadurch dem Landeanflug nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt und dadurch nicht die notwendigen Schritte eingeleitet hätten. Als Konsequenz wurde die "Sterile Cockpit Rule" eingeführt, die besagt, dass sich kein Crew Mitglied während der kritischen Phasen Aktivitäten hingeben darf, die andere Crew-Mitglieder von ihren Aufgaben ablenken oder die in irgendeiner Form die ordnungsgemäße Wahrnehmung der Aufgaben behindern könnte. Dazu gehören:
- das Einnehmen von Mahlzeiten
- nicht relevante Gespräche
- das Lesen von Publikationen, die nicht mit der ordnungsgemäßen Durchführung des Fluges zu tun haben.
Als kritische Phasen wurden definiert:
- das Taxiing (Bewegung auf dem Rollfeld)
- Start
- Landung
- Flugoperationen unterhalb von 10000 Fuß (ca. 3000 Meter).
Auch wenn diese Regel so nur für die USA gilt, so gibt es eine ähnliche in Europa, die EU-OPS 1.085. In dieser heißt es: "Der Kommandant darf den Besatzungsmitgliedern die Ausübung von Tätigkeiten während des Starts, des Anfangssteigfluges, des Endanfluges und der Landung nicht gestatten, wenn diese nicht für den sicheren Betrieb des Flugzeuges erforderlich sind." Doch das ist nicht die einzige Regel. So erhalten die Pilot*innen immer unterschiedliche Mahlzeiten. Der Grund: Sollte aufgrund einer möglichen Lebensmittelvergiftung eine*r der Pilot*innen ausfallen, so ist immer noch die zweite Person einsatzfähig. Einige Airlines lassen ihre Pilot*innen zu unterschiedlichen Zeiten essen, um solche Vorfälle zu verhindern. Diese Regel ist zwar nicht offiziell, aber wird meistens so angewandt.