Kuba, die Mafia und Fidel Castro: Wie alles zusammenhängt
Autor: Werner Diefenthal
Deutschland, Freitag, 20. Mai 2022
Kuba kam nicht zur Ruhe. Batista kämpfte sich an die Macht zurück, die er mithilfe der Mafia aufrechterhielt. Doch er musste fliehen, als Castros Revolution ihn entmachtete. Der zweite Teil zur Geschichte Kubas.
- Die Rückkehr Batistas
- Kuba und die Mafia
- Erneut eine Revolution
- Fidel Castro gelangte an die Macht
1948 kehrte Batista nach Kuba zurück und wurde Senator. Doch das genügte ihm nicht. Inzwischen hatte sich die Mafia auf Kuba breitgemacht, Batista profitierte davon. Wie kam er letztlich wieder an die Macht und was bedeutete das für Kuba und den Rest der Welt? Und wie endete seine Herrschaft?
Batistas Rückkehr zur Macht und seine Beziehungen zur Mafia
1948 kehrte Batista von seinem Aufenthalt in Miami zurück. Dort war er inzwischen zum Lobbyisten der Mafia geworden, die auf Kuba ein El Dorado für Glücksspiel aufgebaut hatte. Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der Mafia-Boss Meyer Lansky, ein gebürtiger Weißrusse, in Casinos und Hotels auf Kuba investiert und war dementsprechend daran interessiert, jemanden an der Staatsspitze zu haben, der ihm wohlgesonnen war. Diesen jemand sah er in Batista. Doch die Wahlen 1948 machten Batista zunächst zum Senator, was diesem nicht reichte. So gründete er im Vorfeld der Wahlen 1952 eine eigene Partei, allerdings fehlten ihm zum Erfolg die Wahlbündnisse. Damit rückte der Traum vom Wahlsieg in weite Ferne. Als er von Offizieren Kubas ein Angebot erhielt, sich an die Spitze eines Militärputsches zu stellen, nahm er die Offerte an. Präsident war zu dieser Zeit Carlos Prío Socarrás, der als korrupt galt und große Reichtümer während seiner Amtszeit angehäuft hatte. 1948 hatte er sich gegen Eduardo Chibas durchsetzen können, doch 1952 sah es so aus, als wenn dieser die Wahl gewinnen würde. Er prangerte die Korruption des amtierenden Präsidenten sowie dessen Verbindungen zur Mafia an, vertrat allerdings auch einen strikt antikommunistischen Kurs. Am 5. August 1951 erschoss Chibas sich nach einer Radiosendung. Über die Gründe gibt es unterschiedliche Aussagen. Zum einen sollte er geplant haben, mit seinem Selbstmord ein Fanal zu setzen und damit das Volk Kubas zum Aufstand zu bewegen, andererseits soll er durch Intrigen an den Rand der Glaubwürdigkeit getrieben worden sein. Dennoch, oder vielleicht deswegen, standen die Zeichen für einen erneuten Wahlsieg des amtierenden Präsidenten schlecht.
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Das veranlasste Batista, drei Monate vor dem Wahltermin zu putschen. Daraufhin floh Socarrás nach Mexiko und dann weiter in die USA. Ein versuchter Generalstreik wurde unblutig beendet, Batista setzte kurzerhand die Verfassung außer Kraft und beurlaubte den Kongress. Der Staatsstreich wurde offiziell damit begründet, dass er dem Kampf gegen die Korruption diente. Streiks und Demonstrationen wurden verboten, die Pressefreiheit wurde jedoch kaum angetastet. Die USA waren vom Vorgehen Batistas überrascht. Als er jedoch verkündete, die Kommunisten unter Kontrolle zu halten, erkannten die Vereinigten Staaten und nachfolgend viele europäische und lateinamerikanische Länder die neue Regierung an. Fidel Castro klagte gegen die korrupte Regierung und Socarrás und auch gegen den Putsch Batistas vor dem Obersten Gericht. Doch Castro, Doktor der Rechtswissenschaften, verlor, da seine Klagen abgewiesen wurden. Im November 1954 ließ Batista erneut Wahlen durchführen. Da jedoch die Opposition die Wahl boykottierte und Batista die Wahl manipulierte, war dies eine gigantische Farce.
Nun war Kuba wieder unter Batistas Herrschaft geraten und damit war auch der Weg frei für Meyer Lansky, der zum Berater des Präsidenten wurde, um insbesondere das Glücksspiel zu einer erfolgreichen Einnahmequelle zu entwickeln. Bereits während Batistas Aufenthalt in Miami war vereinbart worden, dass Batista gegen gewisse Zahlungen Lansky und der Mafia die Kontrolle der Rennbahnen und Casinos überlassen wurde. 1955 kündigte Batista an, dass Kuba jedem eine Glücksspiellizenz erteilen würde, der 1 Million US-Dollar in ein Hotel oder 200.000 Dollar in einen Nachtclub investieren würde. Jedes Casino sollte der Regierung 250.000 Dollar plus einen gewissen Prozentsatz des Gewinns für die Lizenz zum Glücksspiel zahlen. Zusätzlich würde die Regierung öffentliche Mittel für den Bau bereitstellen, eine zehnjährige Steuerbefreiung gewähren und auf Zölle für importierte Ausrüstung und Möbel für die Hotels verzichten würde. Das führte unter anderem dazu, dass kubanische Geschäftsleute ihre Gewinne steigerten, indem sie mehr Material einführten, als gebraucht wurde, dies aber für diesen Zweck deklarierten und den Überschuss verkauften. Ein lohnendes Geschäft also.
Fidel Castro und das Ende Batistas
Batista hatte das Land fest im Griff. Doch er hatte einen Widersacher: Fidel Castro, ein junger Rechtsanwalt, der bereits früh durch seine Intelligenz und sein exzellentes Gedächtnis aufgefallen war. Schon während des Studiums stellte er sich gegen die Korruption, setzte dies als Rechtsanwalt weiter fort. Nachdem sein Versuch, eine Klage gegen das Regime einzureichen, gescheitert war, organisierte er den Sturm auf die Moncada-Kaserne. Es war ein eher kläglicher Versuch, etwa 160 schlecht bewaffnete und ausgebildete Kämpfer gegen die zweitgrößte Armee-Einrichtung des Landes. Castro unterlag, wurde festgenommen und zu 15 Jahren Haft verurteilt. Doch seine Bekanntheit und sein Ansehen stiegen im Land immens. 1955 wurde er im Zuge einer Generalamnestie vorzeitig entlassen und ging ins Exil nach Mexiko. Dort bereitete er die Revolution vor. Im November 1956 versuchte er es erneut. Mit 82 Guerilleros startete er mit dem Schiff "Granma" Richtung Kuba, doch er lief in einen Hinterhalt. Viele seiner Männer wurden getötet oder festgenommen, er selber konnte mit Che Guevara und seinem Bruder Raúl sowie einigen Getreuen in die Berge der Sierra Maestra fliehen. Dort wuchs seine Widerstandsarmee. Bald hielten fast 2000 Dschungelkämpfer Batistas hochgerüstete 30.000-Mann Armee in Atem. Die schlagkräftigste Waffe Castros waren die medienwirksamen Überfälle und Sabotageakte. Stück für Stück entrissen sie Batista Ort für Ort und damit auch immer mehr Rückhalt.
Doch noch gab sich der Diktator nicht geschlagen. Mit brutaler Tyrannei hielt er sich an der Macht. Willkürliche Verhaftungen und Folter waren an der Tagesordnung. Ausgerissene Fingernägel, Kastrationen oder Säurebäder waren Mittel der Wahl. Morgens fanden die Anwohner*innen die Opfer an Laternen der Hauptstadt hängend - als Abschreckung. Gleichzeitig ließ Batista die Luftwaffe Angriffe auf Siedlungen im Osten Kubas fliegen, im Westen dominierte die Geheimpolizei. Wie viele Opfer insgesamt zu beklagen waren, ist nicht genau bekannt. Und der Westen, vor allem die USA, sahen tatenlos zu. Für sie war Kuba der letzte Vorposten gegen den Kommunismus vor der Haustür. Sie bereicherten sich an Tabak und Zuckerrohr, viele der Plantagen waren in US-amerikanischer Hand. Im Jahr 1957 verlieh die Bundesrepublik Deutschland Batista das Bundesverdienstkreuz. Erst 1958 verhängten die Amerikaner ein Waffenembargo gegen Kuba.