Gendern in der Arbeitswelt: Streit bei Audi landet vor Gericht - was bedeutet das für Unternehmen?
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Mittwoch, 03. August 2022
Gendern ist in der Gesellschaft umstritten. Manche sprechen von "Gender-Unfug", für andere ist es Ausdruck geschlechtlicher Vielfalt und Gleichberechtigung. Der Streit geht weiter, jetzt ist er auch in der Arbeitswelt angekommen.
- Krieg der Sternchen
- Rechtsschreib-Räte bleiben skeptisch
- Volkswagen Manager klagt gegen Gender-Gap
- Rechtsprechung ist noch uneinheitlich
- So sehen die Deutschen das Gendern
Ein Prozessmanager von Volkswagen ist gegen Audi vor das Landgericht (LG) Ingolstadt gezogen, weil er nicht als "Audianer_in" bezeichnet werden will. Erfolg hatte er damit nicht. Die Debatte um die Notwendigkeit einer geschlechtersensiblen Sprache ist damit aber nicht erledigt. Das generische Maskulinum ist noch lange nicht besiegt.
Krieg der Sternchen
Sprachforschende sprechen sich in einem Aufruf gegen geschlechtersensible Sprache bei den Fernsehsendern in Österreich und Deutschland aus und fordern eine klare Richtungsvorgabe der Intendanzen für das generische Maskulinum. Initiator des Aufrufs, den bisher u.a. rund 80 Sprachforschende aus beiden Ländern unterzeichnet haben, ist der Musiker und Autor Fabian Payr. Er ist bekennender Gegner des Genderns.
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Aber was ist das generische Maskulinum in der deutschen Sprache? Die männliche Form wird im allgemeingültigen Sinne für Männer, Frauen und Menschen diversen Geschlechts gebraucht. Der Autor Dirk Assendorf hat in SWR-Wissen dafür in seiner Sendung: Geschlechtergerechte Sprache – Was bringt das Gendern? zwei überzeugende Beispiele parat: Im Plural findet es sich, wenn von den 100 Sängern, von denen 99 Frauen sind, die Rede ist. Aber auch im Singular hat es seinen Platz, wenn es heißt, dass wir zum Arzt gehen oder uns beim Bäcker ein Brötchen kaufen. "Denken wir dann auch an eine Ärztin und eine Bäckerin?", fragt der SWR-Autor.
Oft ist die geschlechtliche Vielfalt der Sprache durch die Verwendung des generischen Maskulinums nicht sichtbar. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, schriftlich gendersensibel zu kommunizieren. Erste Strategie heißt Neutralisieren: mithilfe von neutralen Formulierungen, wie "Mitarbeitende" statt "Mitarbeiter" oder "Führungskraft" statt "Chef". Dabei entstehen zwar teilweise 'gewöhnungsbedürftige Wortkonstruktionen', aber trotzdem ist es viel leichter als du vielleicht denkst. Die zweite Strategie ist das Sichtbarmachen; entweder durch einen statischen Unterstrich, auch Gender-Gap genannt (Beispiel: Mitarbeiter_innen), oder durch die Sternchen-Form (Beispiel: Mitarbeiter*innen). Ergänzend dazu gibt zwei weitere Varianten: der Schrägstrich (Beispiel: Mitarbeiter/in) oder der Gender-Doppelpunkt (Beispiel: Mitarbeiter:in).
Rechtsschreib-Räte bleiben skeptisch
Diese gendersensiblen Schreibweisen sind aber keineswegs unumstritten. So hat der Rat für deutsche Rechtschreibung in seiner Empfehlung "Die Entwicklung und Bewertung des Themas Geschlechtergerechte Schreibung" seine Auffassung bekräftigt, dass allen Menschen mit geschlechtergerechter Sprache begegnet werden muss und sie sensibel anzusprechen sind.
Dies sei allerdings eine gesellschaftliche und gesellschaftspolitische Aufgabe, die nicht allein mit orthografischen Regeln und Änderungen der Rechtschreibung zu lösen sei. Der Rat hat vor diesem Hintergrund die Aufnahme von Asterisk ("Gender-Stern"), Unterstrich ("Gender-Gap"), Doppelpunkt oder anderen verkürzten Formen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinnern in das amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung nicht empfohlen.