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Wozu gehören Rentner: Zur Unter-, Mittel- oder Oberschicht?


Autor: Klaus Heimann

Deutschland, Samstag, 12. April 2025

Klar, die Bezieher der gesetzlichen Altersrente gehören nicht zur Einkommens-Oberschicht. Viele sind armutsgefährdet oder leben schon jetzt in Armut. Sie können nur träumen von der besseren Einkommensschicht, dem Mittelstand.
Rentner in Deutschland kämpfen oft mit finanziellen Herausforderungen und gehören selten zur Mittelschicht, was durch die durchschnittlichen gesetzlichen Renten und die ungleiche Verteilung von Rentenhöhen beeinflusst wird.


Mit welchem Einkommen gehörst du als Rentnerin oder als Rentner zur Mittelschicht? Die Mittelschicht ist eine wichtige soziale Gruppe, die in Deutschland für politische und gesellschaftliche Stabilität sorgt. Sie ist in Deutschland in den letzten zehn Jahren etwas geschrumpft, schreibt das Ifo-Institut. Gehörten 2007 noch 65 % der Bevölkerung der Mittelschicht an, waren es im Jahr 2019 nur noch 63 %. Tendenz fallend. Der Grund dafür ist, dass sowohl durch sozialen Aufstieg als auch Abstieg die Ränder der Mitte schrumpfen. Aber: Mehr als 80 % der Deutschen fühlen sich selbst der Mittelschicht zugehörig. Offensichtlich besteht viel Unklarheit darüber, wer eigentlich dazu gehört. 

Die Mittelschicht ist für viele Rentner eine Fata-Morgana

Die Mittelschicht einer Gesellschaft gehört weder zu den ärmsten noch zu den reichsten Gruppen. Sie umfasst in der Regel Arbeitnehmende, die ein mittleres Einkommen haben, über eine grundständige Bildung und berufliche Qualifikation verfügen.

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Können Rentner mit ihrem Einkommen überhaupt zu den Reichsten in einer Gesellschaft gehören?  Ein Großteil der Rentner ist allein mit seiner staatlichen Rente der unteren Einkommensschicht oder maximal der unteren Mittelschicht zugehörig.

Die obere Einkommensschicht ist mit dem Rentenbezug nicht unerreichbar. Leichter wird das aber, wenn es noch andere Einnahmequellen, zusätzlich zur gesetzlichen Altersrente, gibt.

Fakten zu Einkommensgruppen und der gesetzlichen Rente

Die Übersicht der Bertelsmann-Stiftung zeigt die Richtwerte, ab welchem Nettoeinkommen du zu welcher Einkommensklasse gehörst. Die Werte geben dabei die jeweiligen Obergrenzen an: 

  • Untere Einkommensschicht
  • Monatliches Netto-Einkommen: 1.500 Euro

 

  • Untere Mittelschicht
  • Monatliches Netto-Einkommen: 2.000 Euro

 

  • Mittlere Mittelschicht
  • Monatliches Netto-Einkommen: 3.000 Euro

 

  • Obere Mittelschicht
  • Monatliches Netto-Einkommen: 4.000 Euro

 

  • Obere Einkommensschicht
  • Monatliches Netto-Einkommen: über 4.000 Euro

Und das sind die harten Fakten zur gesetzlichen Altersrente: Die Durchschnittsrente nach mindestens 45 Versicherungsjahren beträgt bundesweit 1.604 Euro. Im Westen sind es (Stand Dezember 2023) 1.663 Euro, im Osten 1.471 Euro. 3.000 Euro Rente bekommen in Deutschland nicht viele Menschen. Wie dem Rentenversicherungsbericht 2022 zu entnehmen ist, haben das gerade einmal 50 Rentner geschafft. Männer hatten 2022 mit durchschnittlich 1.278 Euro je Monat eine deutlich höhere Altersrente als Frauen, deren durchschnittliche Altersrente 1.072 Euro liegt. Bei dem sogenannten Rentenzahlbetrag sind die Eigenbeiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung der Rentnerinnen und Rentner bereits abgezogen.

Es heißt, mit 70 % des letzten Nettogehalts könntest du im Alter gut leben. Heute nennt die Stiftung Warentest aber sogar 80 % des letzten Nettogehalts als Richtwert, um während der Rentenzeit ein komfortables Leben führen zu können. Üblich sind nur 48 % des letzten Nettogehalts als Rente, also deutlich weniger. Unter Durchschnittsrente, auch Standardrente oder Eckrente genannt, versteht der Gesetzgeber die Rente eines Bürgers, der 45 Jahre lang Beiträge in die Rentenversicherung gezahlt hat und dabei jedes Jahr exakt so viel verdient hat wie der Durchschnitt aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Dadurch hat er genau 45 Rentenpunkte erworben. Die Standardrente lag ab Juli 2024 und einem Rentenwert von 39,32 Euro bei 1.769,40 Euro brutto.

Die Verteilung der Rentenhöhe schließt viele vom Mittelstand aus

Frauen beziehen deutlich niedrigere Renten als Männer. Die Gründe liegen in der unterschiedlichen Erwerbsbiografie und in der meistens geringeren Bezahlung. Fast jeder fünfte Mann und jede dritte Frau erhielten monatlich weniger als 600 Euro gesetzliche Rente. Im Gegensatz dazu bezogen jeder fünfte Mann und 3 % der Frauen eine hohe gesetzliche Altersrente von über 1.800 Euro je Monat. Die Verteilung der Rentenhöhe stellt sich so dar:

  • Mehr als 2.400 Euro Rente:
  • Frauen: 0,3 %
  • Männer: 3 %

 

  • 1.800 bis 2.400 Euro
  • Frauen: 3 %
  • Männer: 19 %

 

  • 1.200 bis 1.800 Euro
  • Frauen: 19 %
  • Männer: 37 %

 

  • 600 bis 1.200 Euro
  • Frauen: 44 %
  • Männer: 23 %

 

  • Weniger als 600 Euro
  • Frauen: 33 %
  • Männer: 18 %

Rentnerinnen gehören selten zum Mittelstand

Egal, wie man es dreht und wendet: In die obere Mittelschicht (monatliches Nettoeinkommen: 4.000 Euro) oder zur oberen Einkommensschicht (monatliches Netto-Einkommen: über 4.000 Euro) schafft es keine Rentnerin oder Rentner mit seiner gesetzlichen Rente. Ein Großteil der Rentner gehört allenfalls der unteren Einkommensschicht oder der unteren Mittelschicht an. 

Zur mittleren Mittelschicht (monatliches Netto-Einkommen: 3.000 Euro) schaffen es nur 30 Rentner. In die untere Mittelschicht (monatliches Netto-Einkommen: 2.000 Euro) schaffen es zwar mehr Rentnerinnen, aber richtig viele sind es auch nicht.  Sehr viele Rentner liegen mit ihrer gesetzlichen Rente deutlich außerhalb der fünf Kategorien, die die Soziologen und die Statistiker zur Mittelschicht zählen. Die obere Einkommensschicht ist für Rentner fast unerreichbar, außer wenn du noch andere Einnahmen als die staatliche Rente hast.

Die Mittelschicht ist zwar immer noch die größte gesellschaftliche Gruppe im Land. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) gehört ihr jeder Zweite an. Bei den Rentnern sieht das anders aus: Von ihnen gehört nur eine Minderheit zur Mittelschicht. Und zu den "Reichsten im Land" gehören Beziehende einer gesetzlichen Rente ganz sicher nicht. 

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