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Witwenrente: Kürzungen treffen tausende Frauen – was Betroffene wissen sollten


Autor: Tamara Schneider

Deutschland, Sonntag, 09. November 2025

Weniger Sicherheit im Trauerfall: 750.000 Witwen und Witwer müssen sich auf Kürzungen bei der Hinterbliebenenrente einstellen.
Im Durchschnitt 208 Euro weniger pro Monat: Die Kürzungen treffen Hinterbliebene hart.


  • Was ist die Einkommensanrechnung? Darum kommt es zu den Kürzungen
  • Bist du auch betroffen? Das solltest du wissen
  • Witwenrente Freibetrag: Tipps zur finanziellen Planung

Wer in Deutschland einen Ehepartner verliert, hat Anspruch auf eine Hinterbliebenenrente, bei Frauen auch Witwenrente, bei Männern Witwerrente genannt. Das soll im Trauerfall finanzielle Sicherheit bieten. Doch für Tausende in Deutschland wird sie zunehmend zu einem finanziellen Risiko. Laut einer aktuellen Auswertung sind mehr als 750.000 Menschen von teils erheblichen Kürzungen bei der Witwenrente betroffen. 

Darum kommt es zu den Kürzungen

Der Grund für die Kürzungen kommt mit einem sperrigen Namen daher: Einkommensanrechnung nach § 97 des SGB VI. Dabei werden Einkünfte, die Hinterbliebene über die Witwenrente hinaus erzielen — etwa aus eigener Erwerbstätigkeit, Betriebsrenten oder Abfindungen — berücksichtigt und oberhalb eines Freibetrags zum Teil auf die Rente angerechnet. 

Diese Einkommensanrechnung hat Auswirkungen. Von den etwa sechs Millionen Menschen mit Hinterbliebenenrente in Deutschland bekommen rund 2,6 Millionen eine gekürzte Leistung. Besonders schlimm: Über 750.000 davon - meist Frauen - sind besonders stark betroffen, mit durchschnittlich 208 Euro weniger pro Monat. 

Wenn eigene Einkünfte erzielt werden, zieht die Rentenversicherung zunächst pauschal 40 Prozent vom Bruttoeinkommen ab. Anschließend wird der gesetzliche Freibetrag abgezogen. Von dem dann verbleibenden Betrag wird wiederum 40 Prozent angerechnet. Im Endeffekt können dann auch bei relativ moderaten Nebenverdiensten relativ hohe Abzüge anfallen.

Bist du betroffen? Das solltest du wissen

Witwenrente betrifft nicht ausschließlich ältere Frauen bzw. Seniorinnen. Viele Frauen müssen mit der Witwenrente in jungen Jahren als Beitrag zum Lebensunterhalt rechnen und manchmal auch Familien durchbringen. Bist du davon betroffen, dann solltest du deinen Rentenbescheid genau prüfen. Fehler bei der Bewertung von Einkünften oder bei der Anwendung von Freibeträgen können vorkommen. Auch Einmalzahlungen – etwa durch Abfindungen oder Bonuszahlungen im Job – können zu Abzügen führen, wenn sie nicht korrekt eingestuft werden. Prüfe daher sorgfältig und lege im Zweifelsfall Widerspruch ein.

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Zentral bei der Berechnung ist der Freibetrag. Dieser legt fest, bis zu welcher Höhe eigene Einkünfte, etwa aus Arbeit, Betriebsrente oder Kapitalerträgen, nicht auf die Witwenrente angerechnet werden. Es lohnt sich daher, im Vorfeld zu berechnen, welche Bestandteile deines Einkommens relevant sind und wie sich eine Teilzeitbeschäftigung auf die Zahlung auswirken könnte, ohne deine Rentenzahlung im Alter nennenswert zu reduzieren. Eine Beratung bei einem unabhängigen Rentenberater kann da weiterhelfen.

Darüber hinaus solltest du dich mit den unterschiedlichen Rentenarten und Vorsorgemöglichkeiten auskennen, wenn du betroffen bist. Bei der sogenannten großen Witwenrente bekommst du in der Regel 55 bis 60 Prozent der Rente des verstorbenen Partners. Die kleine Witwenrente macht nur 25 Prozent aus und ist meist auf zwei Jahre begrenzt. Wer zusätzlich arbeitet oder eine Betriebsrente erhält, muss damit rechnen, dass dies die Auszahlung weiter mindert. Bei Ehen mit größerem Altersunterschied oder bei unsicheren Einkünften der Ehepartner bzw. Lebenspartner ist es daher ratsam, frühzeitig eine  zusätzliche Vorsorge über private Rentenprodukte oder Sparpläne zu treffen. 

Tipps zur finanziellen Planung

Informiere dich früh über deine finanzielle Lage im Ernstfall. Das hilft, um deine realistischen Einkünfte einschätzen zu können. Mit einem unabhängigen Rentenberater oder einer Beratung bei einem Sozialverband wie der Caritas können verschiedene Szenarien durchgerechnet werden. Wie wirkt sich ein Teilzeitjob, eine Betriebsrente oder eine Abfindung auf die Rentenzahlung aus? Eine kluge Finanzplanung schafft Sicherheit. 

Zusätzlich kannst du deinen eigenen Verdienst gezielt steuern. Nach dem Tod eines Partners kann es guttun, schnell wieder arbeiten zu gehen. Dabei solltest du die Höhe deiner Einkünfte so kalkulieren, dass der Freibetrag möglichst nicht deutlich überschritten wird. Beachte, dass selbst Einmalzahlungen wie Boni, Weihnachtsgeld oder Abfindungen einen Einfluss auf die Rentenhöhe haben können. Du kannst zum Beispiel die Auszahlung der Zusatzzahlung zeitlich verteilt regulieren. 

Ebenso kannst du auch alternative Auszahlungsformen mit deinem Arbeitgeber, zum Beispiel in Sachleistungen, prüfen. Wichtig ist es auf jeden Fall, dass du deinen Rentenbescheid regelmäßig checkst. Werden Einkünfte korrekt berücksichtigt, Freibeträge richtig angewandt und Anrechnungen transparent dargestellt? Im Zweifel solltest du einen Widerspruch prüfen. 

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