Nach dem Vorbild Österreich: Plant die Ampel-Regierung eine "Ausbildungsgarantie"? Das steckt dahinter
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Mittwoch, 09. Februar 2022
Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung wird sie versprochen, die "Ausbildungsgarantie". Noch weiß niemand, wie sie funktionieren soll, aber Anleihen suchen die Koalitionäre schonmal in Österreich.
- Was plant die Ampel-Regierung genau?
- Wie funktioniert die Ausbildungsgarantie in Österreich?
- Geringes Ausbildungsgeld soll betriebliche Ausbildung attraktiv halten
- Wie soll das Ganze in Deutschland ablaufen?
Deutschland bekommt sein Ungelernten-Problem, das sind diejenigen, die keine berufliche Ausbildung durchlaufen haben, nicht in den Griff. Der Anteil der Ungelernten im Alter zwischen 20 und 34 Jahren ist von 1,88 Millionen im Jahre 2014 auf 2,16 Millionen Menschen im Jahre 2019 angewachsen. Und dies trotz aller Erfolgsmeldungen von der betrieblichen Berufsausbildung in Vor-Coronazeiten. Eine fehlende Ausbildung ist auch eines der zentralen Armutskriterien. Jetzt will die Ampelkoalition mit einer Ausbildungsgarantie dem Qualifikationsdefizit beikommen.
Was plant die Ampel-Regierung genau?
Die Ausbildungsgarantie steht nicht allein. Sie ist im Koalitionsvertrag der Ampel-Partner verbunden mit einer Reihe von Maßnahmen zur Veränderung der beruflichen Bildung.
So steht das Ganze da:
- "Zur Stärkung und Modernisierung berufsbildender Schulen legen wir mit Ländern, Kommunen und relevanten Akteuren einen Pakt auf.
- Mit den Ländern bauen wir die Berufsorientierung und Jugendberufsagenturen flächendeckend aus.
- Wir wollen eine Ausbildungsgarantie, die allen Jugendlichen einen Zugang zu einer vollqualifizierenden Berufsausbildung ermöglicht, stets vorrangig im Betrieb.
- Wir führen die Allianz für Ausbildung fort.
- Die Einstiegsqualifizierung, die assistierte Ausbildung, ausbildungsbegleitende Hilfen und Verbundausbildungen bauen wir aus. Wir öffnen die Hilfen für Geflüchtete.
- Wir begrüßen tariflich vereinbarte Ausgleichsfonds.
- In Regionen mit erheblicher Unterversorgung an Ausbildungsplätzen initiieren wir bedarfsgerecht außerbetriebliche Ausbildungsangebote in enger Absprache mit den Sozialpartnern.
- Wir erhöhen die Ausbildungsmobilität."
Wie funktioniert die Ausbildungsgarantie in Österreich?
In Österreich gibt es bereits seit 2008 eine erprobte und funktionierende Ausbildungsgarantie. Sie sorgt dafür, dass Jugendliche bis 25 Jahre, die trotz Bewerbungen bei der Ausbildungsstellensuche leer ausgegangen sind oder ihre Ausbildung abgebrochen haben, eine Ausbildung außerhalb eines Betriebs absolvieren können. Im Mai 2021 lernten 13.000 Jugendliche oder 8 Prozent aller Azubis in diesem Format.
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Der erste Schritt, um die Ausbildungsgarantie zu nutzen, ist der Besuch beim Arbeitsmarktservice (AMS). Je nach Vorkenntnissen und Selbsteinschätzung absolviert der Jugendliche einen mindestens zehnwöchigen Kurs zur Vorbereitung und Orientierung. Dabei geht es um Berufsorientierung, Kompetenzfeststellung und eine sozialpädagogische Betreuung. Bleiben die Vermittlungsbemühungen des AMS in eine betriebliche Ausbildung erfolglos, startet der Jugendliche eine überbetriebliche Ausbildung (ÜBA) in einer Ausbildungseinrichtung.