MINT-Berufe: Warum viele junge Frauen Vorbehalte dagegen haben - und was dahinter steckt
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Freitag, 09. Sept. 2022
Auch wenn MINT-Berufe für viele Frauen interessant klingen, schlagen sie immer noch seltener diesen Weg ein. Eine Studie zeigt, woran das liegt.
- MINT ist keineswegs langweilig, aber durchaus anstrengend
- Schule motiviert nicht genug
- Es mangelt an weiblichen Vorbildern
- Weniger Azubis, Studenten und eine hohe Wechsel- und Abbruchquote
Die MINT-Berufe, eine Abkürzung für Jobs im Bereich der Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaft und Technik, gelten als zukunftssicher, versprechen gute Aufstiegsmöglichkeiten und Gehaltsaussichten. Es wäre eigentlich nur logisch, würde dieser Bereich viele junge Menschen anziehen. Doch dem ist echt so, wie eine neue Studie zeigt.
MINT ist keineswegs langweilig, aber durchaus anstrengend
Die gute Nachricht: Schülerinnen von heute finden MINT alles andere als langweilig. 70 Prozent der Befragten haben ein persönliches Interesse an Themen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Die schlechte Nachricht: Viele junge Frauen haben nach wie vor Bedenken, wenn es um ein MINT-Studium oder eine Ausbildung geht. Je über 40 Prozent fühlen sich mit diesen Themen überfordert, bzw. finden den MINT-Bereich zu schwierig.
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Zudem sind viele der befragten jungen Frauen der Meinung, dass ihnen das Vorwissen und die Fähigkeiten für spezielle MINT-Fächer fehlen. So betrachten sich im Bereich Technik nur 14 Prozent und in Informatik 16,2 Prozent der Teilnehmerinnen als ausreichend vorbereitet. Nicht viel besser sieht es aus im Bereich Physik (19,2 Prozent) und Chemie (21,4 Prozent). Anders ist es lediglich in der Biologie: Hier geben 41,2 Prozent an, über viel Vorwissen zu verfügen. In Mathematik sind es immerhin 25,2 Prozent.
Diese Ergebnisse stammen aus der Kurzstudie "MINT-Bildung. Was junge Frauen darüber denken" der Internationalen Hochschule (IU) in Erfurt. 777 Schülerinnen konnten die Fragen beantworten. Hier wurde untersucht, warum sich viele Schülerinnen trotz großen Interesses gegen einen MINT-Bildungsweg entscheiden. Die Studie ist nicht nur eine Bestandsaufnahme, sie zeigt ebenso Lösungswege.
Schule motiviert nicht genug
Langeweile steht auf dem Lehrplan: In der Schule werden Lehrpläne und Lehrende von den befragten Schülerinnen als wenig motivierend und inspirierend empfunden. 44,9 Prozent finden MINT-Fächer oft trocken und langweilig. Hinzu kommt, dass die Inhalte der MINT-Fächer von 34,8 Prozent zu kompliziert empfunden werden. 42,4 Prozent finden, die Lehrkräfte vermitteln die Inhalte auf eine langweilige Art und Weise.
"Frauen entscheiden sich seltener als Männer für MINT-Studienfächer oder -Ausbildungen", sagt Alexandra Wuttig, Studienleiterin und Kanzlerin der IU. Um dagegen anzugehen, müsse man früh in der Schule ansetzen, "etwa durch gendersensiblen Unterricht, der Mädchen und Jungen gleichermaßen anspricht".