Viele Deutsche greifen auf Dispokredit zurück: Zinsen steigen rasant - was das bedeutet
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Mittwoch, 18. Oktober 2023
Fast jeder zehnte Erwachsene steckt finanziell in der Klemme und muss auf seinen Dispo zurückgreifen. Das ist aber keine gute Idee: Inzwischen sind die Zinsen extrem hoch. Für einige Kunden der Kreditinstitute führt der Dispo direkt in die Armut.
- Neuer Höchststand: Dispozinsen liegen im Schnitt bei rund 12 Prozent
- Die Dispozinsen schwanken je nach Kreditinstitut erheblich
- 8,5 Prozent der Deutschen nutzen den Dispokredit
- Kommt jetzt der Dispozins-Deckel?
- Dispo-Konditionen sollten nicht die Wahl deines Girokontos bestimmen
Bei den Banken und Sparkassen sind aktuell hohe Dispozinsen zu zahlen, wenn du dein Konto überziehst. Zur Erinnerung: Mit deinem Dispo räumt deine Bank oder Sparkasse dir bei deinem Girokonto einen "geduldeten" finanziellen Spielraum ein. Meistens zwei oder drei Monatseinkommen. Nutzt du den, sind allerdings richtig happige Dispozinsen fällig. Es ist also keineswegs so, dass die Kreditinstitute dir aus "Kulanz" oder bei einem guten Kundenservice den Spielraum einräumt. Sie verlangen dafür ordentlich Zinsen, wie jetzt die Zeitschrift Finanztest und die Finanzberatung FMH berichten.
Neuer Höchststand: Dispozinsen liegen im Schnitt bei rund 12 Prozent
Im Herbst haben einige Banken ihre Zinssätze angehoben. "Viele Kreditinstitute haben zum 1. Oktober nochmal nachgelegt", berichtet Heike Nicodemus von der Stiftung Warentest gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa). Inzwischen liegen die Dispozinsen bei ca. 12 % (Stand: 6. Oktober).
Video:
Bestätigt wird dieser Wert von der Finanzberatung FMH aus Frankfurt am Main. Sie scannen täglich den Markt für ihren Index bei 80 ausgewählten Instituten die Dispozinsen. Vor einem Jahr lag der Wert bei 9,5 %, heute 11,89 %.
Heike Nicodemus weiß, woher dieser rasante Anstieg herrührt. Er sei in erster Linie den Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank geschuldet, erläutert sie. Die Eurowährungshüter stemmen sich mit der Serie von zehn Zinserhöhungen seit Juli 2022 gegen die hohe Inflationsrate. Die sinkt inzwischen deutlich, hat aber den unschönen Nebeneffekt, dass du für deinen Dispokredit deutlich tiefer in die Tasche greifen musst.
Die Dispozinsen schwanken je nach Kreditinstitut erheblich
In der letzten großen Dispo-Analyse der Stiftung Warentest, veröffentlicht im Mai 2023, zeigen sich beträchtliche Unterschiede bei den Dispozinsen, je nach Institut. Der Vergleich zeigt: Die Spanne der Dispozinsen im Test reichte von 16,46 % beim teuersten Anbieter, der VR-Bank Landsberg-Ammersee. Bei null Prozent Dispozins lag damals die Skatbank (Kontomodell Flat) mit einer pauschalen Dispositions-Summe von 2.500 Euro. Wer damals bei der günstigsten Bank drei Monate lang mit 1.000 Euro in den Miesen war, zahlte gar nichts. Beim teuersten Kreditinstitut kostet die Überziehung 41,15 Euro.
Seit dem 1. Oktober sind diese Zeiten allerdings vorbei. Jetzt verlangt die Skatbank, sie ist übrigens eine Zweigniederlassung der VR-Bank Altenburger Land im niedersächsischen Schmölln, 8,38 % Dispozins. Angesichts eines durchschnittlichen Zinsniveaus für Dispokredite von 11,89 % gehört sie damit immer noch zu den günstigen Anbietern.