Verlieben am Arbeitsplatz: Was ist erlaubt - und wann wird es heikel?
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Dienstag, 30. Januar 2024
Liebes-Beziehungen zwischen den Mitarbeitenden sind in vielen Firmen heikel. Immerhin fand jedes zehnte Ehepaar hierzulande seine große Liebe am Arbeitsplatz.
Steve Easterbrook, Ex-McDonald's-Chef aus den USA, verlor seinen Job, weil er vor seinem Rauswurf sexuelle Beziehungen mit mindestens vier angestellten Personen hatte. Die ursprünglich vom Burger-Riesen gezahlte gigantische Abfindung von 105 Millionen Dollar, musste der Manager zurückzahlen, weil der Konzern zunächst von einem "leichteren Fehlverhalten" ausgegangen war. Das erwies sich aber als falsch.
Alles kein Problem? Spannende Frage – gerade am Valentinstag, dem Fest der Liebenden: Ist so etwas in Deutschland möglich? Kündigung wegen einer Liebesbeziehung am Arbeitsplatz?
Du bist noch auf der Suche nach dem passenden Job? jobs.infranken.de!Wichtiger Heiratsmarkt: der Betrieb
Dass der Betrieb ein funktionierender Heiratsmarkt ist, erfahren Forschende immer wieder, wenn sie Ehepaare danach fragen, wo sie sich kennengelernt haben. Laut Statista, dem Online-Portal für Daten in Hamburg, sieht die Kaskade der Beziehungsorte 2022 ("Wo haben Sie Ihren Partner/Ihre Partnerin kennengelernt?") so aus:
- Freunde: 28 Prozent
- Internet/Dating-App: 21 Prozent
- Party-Disko: 16 Prozent
- Arbeit: 11 Prozent
- Verein/Hobby: 10 Prozent
- Ausbildung/Studium: 9 Prozent
- Schule: 9 Prozent
- Familie: 4 Prozent
- Urlaub: 2 Prozent
- Sandkasten: 2 Prozent
11 Prozent der Verheirateten haben ihre Beziehung also im Betrieb angebandelt. Für japanische Verhältnisse ist das verschwindend gering. Denn: Was in den USA eher tabu ist und bei uns nur auf jede zehnte Ehe zutrifft, gilt in Japan als Tradition. Da die Menschen in Japan die meiste Zeit des Tages an ihrem Arbeitsplatz verbringen, verwundert es nicht, dass sich viele junge Paare auf der Arbeit kennengelernt haben, schreibt Sumikai, ein Nachrichtendienst aus Japan. Bei einer Befragung kam heraus, dass die Mehrheit, nämlich 61 Prozent, eine romantische Beziehung zu einem Teammitglied hatten oder haben. 72 Prozent der Befragten erklärten, sich schon einmal in eine Person aus der Arbeitsgruppe verliebt zu haben. Vor allem Dates mit älteren Mitarbeitenden oder sogar Vorgesetzten sind besonders beliebt.
Deutsches Recht ist nicht so streng
Was in den USA durch betriebliche Code of Conduct (Verhaltenskodex in Arbeitsbeziehungen) verboten ist, kann auf Deutschland nicht übertragen werden. Bei McDonald's in den USA heißt es beispielsweise in den Standards of Business and Conduct: "Um Situationen zu vermeiden, in denen sich das Verhalten am Arbeitsplatz negativ auf das Arbeitsumfeld auswirken könnte, ist es Mitarbeitern, die in direkter oder indirekter Berichtsbeziehung zueinander stehen, verboten, sich zu verabreden oder eine sexuelle Beziehung zu haben." Solche Regelungen sind in den USA verbreitet und sollen dabei helfen, sexuelle Belästigungen zu verhindern. Es geht also nicht darum, Liebesbeziehungen zu verhindern, sondern dass Arbeitnehmende bei sexueller Belästigung durch eine mitarbeitende Person das Unternehmen mit teuren Schadensersatzklagen überziehen.
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In Deutschland hätte ein solches Verbot wie bei McDonald's in den USA keine Chance vor den Arbeitsgerichten zu bestehen. So stellte das Landesarbeitsgericht (LAG) Düsseldorf (Urteil vom 14.11.2005, Az.: 10 TaBV 46/05) zu einer Betriebsvereinbarung, die in Deutschland gelten sollte, von Walmart (US-amerikanischer Einzelhandelskonzern) fest: Eine Ethikrichtlinie, die bestimmt, dass Mitarbeitende nicht mit jemandem ausgehen oder eine Liebesbeziehung eingehen dürfen, die Einfluss auf die Arbeitsbedingungen nehmen kann oder deren Arbeitsbedingungen von der anderen Person beeinflusst werden können, verstößt gegen das Grundgesetz.