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Sparkasse und Volksbank: Änderung beim Geldabheben


Autor: Stefan Lutter

Deutschland, Dienstag, 22. Oktober 2024

Volksbanken und Sparkassen sehen sich mit steigenden Kosten konfrontiert. Um die Ausgaben zu senken, gehen die Banken neue Wege. Diese Zusammenarbeit hat Auswirkungen auf die Kunden.
Bundesweit teilen sich Sparkassen und Genossenschaftsbanken bereits etwa 430 Geldautomaten-Standorte.


Sparkassen-Kunden, die sich ihr Bargeld an einem Raiffeisenbank-Automaten holen - und umgekehrt. Dieses Szenario wird es in Deutschland künftig immer häufiger geben. Gezwungenermaßen haben die nämlich die beiden alteingesessenen Banken eine verstärkte Kooperation bei den Geldautomaten auf den Weg gebracht. Wir erklären die Ursachen für die Maßnahme - und was die Änderung beim Geldabheben für Bankkunden bedeutet.  

Wie das Handelsblatt berichtet, haben Sparkassen und Volksbanken an über 400 Standorten in ganz Deutschland beschlossen, in Zukunft beim Betrieb von Bankautomaten enger zusammenzuarbeiten. Ziel dieser Kooperation sei es, Kosten zu sparen, insbesondere angesichts der hohen Ausgaben durch häufige Sprengangriffe auf Geldautomaten. Laut Stiftung Warentest bieten mehrere Banken in Deutschland wieder kostenlose Girokonten an. Allerdings zeigen sich im Test deutliche Unterschiede bei den Dispozinsen.

Sparkassen und Volksbanken teilen sich immer mehr Geldautomaten

Nach auf eigenen Recherchen basierenden Angaben des Handelsblatts teilten sich Sparkassen bundesweit rund 430 Geldautomaten-Standorte mit Genossenschaftsbanken. Das entspreche insgesamt zehn Prozent aller sogenannten SB-Standorte der Sparkassen. Diese bestehen aus "Selbstbedienungseinrichtungen", die neben Geldautomaten teilweise auch Kontoauszugsdrucker umfassen, jedoch ohne Personal auskommen.

In einigen Landstrichen sei die Kooperation besonders ausgeprägt. Als Beispiel nennt das Handelsblatt die Region Westfalen-Lippe. Dort würden 24 Prozent der Sparkassen-Automaten in gemeinsamer Verantwortung mit Volks- und Raiffeisenbanken betrieben, im Vergleich zu 20 Prozent vor zwei Jahren. Auch in Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland sei die Kooperation in Bezug auf Geldautomaten weit verbreitet. Der Sparkassenverband bestätigte, dass zwischen 16 und 19 Prozent der SB-Standorte in diesen Regionen gemeinsam mit Genossenschaftsbanken betrieben werden.

Ziel sei es, die Bargeldversorgung trotz sinkender Bargeldnutzung und steigender Betriebskosten weiterhin zu gewährleisten. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband schätzte kürzlich die Kosten für die Bargeldversorgung auf bis zu einer Milliarde Euro jährlich. "Die Verbraucher in Deutschland begleichen zwar den Großteil der Einkäufe an der Ladenkasse noch mit Bargeld", erklärte ein Sprecher des EHI-Instituts für Handelsforschung, "doch Kartenzahlungen nehmen beständig zu." Große Beträge würden vermehrt per Karte oder Smartphone beglichen. Um dein Konto vor Diebstahl zu schützen, gibt es übrigens einen kuriosen Lifehack: Du solltest deine PIN auf deine Bankkarte schreiben.

Auch Sprengstoffattacken sind ein Grund

Der Betrieb von Geldautomaten werde zunehmend teurer, wie ein Sparkassen-Sprecher gegenüber dem Handelsblatt gestand. Folglich geht es bei den Geldautomaten-Kooperationen darum, die Bargeldversorgung überhaupt noch aufrechterhalten zu können. Laut Sparkassenverband Baden-Württemberg handele es sich oft um Standorte, an denen ohne Kooperation kein Geldautomat betrieben werden könne.

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Die steigenden Kosten für die Infrastruktur und die Bedrohung durch Sprengangriffe seien Gründe für die Intensivierung der Kooperation, wie ein Sprecher der Sparkasse mitteilte. "In Zeiten, in denen wir uns in erheblichem Ausmaß von verbrecherischen Geldautomatensprengern bedroht sehen, ist die Bündelung der Kräfte und Nutzung gemeinsamer Technologie umso wichtiger," äußerte sich Sparkassenchef Svend Larsen gegenüber dem Handelsblatt.

Nach Angaben des Bundeskriminalamts habe die Zahl der Automaten-Sprengungen 2022 einen Höchststand seit Beginn der Erhebungen 2005 erreicht. So gab es im vorletzten Jahr bundesweit 496 Geldautomatensprengungen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) kürzlich mitteilte. Im vergangenen Jahr verzeichneten die Behörden einen Rückgang: Es gab demnach 461 Fälle. Den Rückgang führt das BKA auf eine verbesserte Zusammenarbeit der Polizei im In- und Ausland zurück. Es gab mehrere Festnahmen von mutmaßlichen Automaten-Sprengern. Das Bundeskriminalamt gab an, dass die Täter fast 30 Millionen Euro erbeuteten. Sachschäden würden diese Summe bei Weitem übersteigen. 

Zahl der Geldautomaten sinkt

Zum Ende des Jahres 2023 gab es laut Statista-Angaben in Deutschland etwa 52.166 Geldautomaten (Automaten mit Geldausgabefunktion). Das seien rund 2,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Jahr 2016 markierte mit 58.909 Geldautomaten einen Höchststand. Seitdem nimmt ihre Zahl wieder ab, nachdem in den Nuller- und 2010er-Jahren kontinuierlich gewachsen war. 

Wie die Stiftung Warentest ermittelt hat, haben Sparkassen sowie Volks- und Raiff­eisen­banken das größte Filialnetz und somit auch die meisten Geld­automaten deutschlandweit. Den Angaben zufolge stehen 22.000 Auto­maten mit dem roten "S" und 15.500 Auto­maten mit dem blau-orangefarbenen Logo der VR-Banken zur Verfügung.

Für die traditionsreichen Geldinstitute Sparkasse und VR-Bank ist die Zusammenarbeit ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite steht neben der Kostenteilung auch die Möglichkeit, weiter Präsenz zu zeigen. "Andererseits sind die rund 350 Sparkassen sowie 700 Genossenschaftsbanken die schärfsten Konkurrenten, gerade im ländlichen Raum", verdeutlicht das Handelsblatt. Gemeinsame Geldautomaten-Standorte mit Privatbanken gelten erst recht als Tabu, so die Zeitung weiter. 

Das bedeutet die Kooperation für Kunden

In der Regel müssten Sparkassen-Kunden laut Neuer Osnabrücker Zeitung (NOZ) zwischen 3,50 Euro und 5,95 Euro Gebühren zahlen, wenn sie Bargeld am Geldautomat der Volksbank abheben wollen - andersherum gelte dies genauso. Bei den Doppelautomaten entfalle diese Gebühr beim Abheben und bei der Einzahlung.

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Übrigens müsse der Auto­maten­betreiber die fälligen Kosten vor der Geld­ausgabe auf dem Auto­maten­bild­schirm anzeigen, damit der Kunde den Vorgang notfalls abbrechen kann, erklärt test.de.

Wer einen Betrag am Automaten überweisen oder seinen Kontoauszug drucken möchte, muss allerdings "aus technischen Gründen" weiterhin zu der Filiale gehen, in der er selbst Kunde ist, so die NOZ.

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