Die Wirtschaftsauskunftei argumentiert: Eine kürzere oder die komplette Streichung der Speicherfrist wäre von Nachteil für Verbraucherinnen und Verbraucher und die deutsche Wirtschaft. Schließlich würden die Zinsen steigen, weil die höheren Risikokosten auf die Kunden umzulegen sind. Statistiken belegen, so die Schufa, dass Personen, die in den vergangenen drei Jahren eine erledigte Zahlungsstörung hatten, ein zehnfach höheres Risiko aufweisen, erneut ihren Zahlungspflichten nicht nachzukommen.
Oberlandesgericht in München entscheidet das genau das Gegenteil
Nur einen Tag nach Verkündung des Urteils des OLG Köln hat eine Entscheidung des OLG München erneut die Speicherfrist von 36 Monaten bestätigt (Urteil vom 11.04.2025, Az.: 14 U 3590/24). Der Kläger wollte erreichen, dass die verklagte Wirtschaftsauskunftei zwei Einträge über erledigte Zahlungsausfälle vorzeitig löscht. Die Einträge betrafen zwei Kreditverträge, bei denen er die Ratenzahlungen eingestellt hatte und erst später sein Schuldenkonto ausglich. Durch die gespeicherten Einträge hatte der Kläger Schwierigkeiten, neue Kredite und Finanzierungen zu erhalten.
Das OLG München wies die Berufung des Klägers gegen das erstinstanzliche Urteil zurück. Die Auskunftei darf die Einträge drei Jahre nach Tilgung speichern. Der Kläger habe keinen Anspruch auf vorzeitige Löschung oder Neuberechnung seines Basis-Scores. Die Speicherung der Daten über einen Zeitraum von drei Jahren sei erforderlich. Eine frühere Löschung komme nicht in Betracht, da sonst die Gefahr bestehe, dass ein falscher, weil zu positiver Eindruck erweckt werde.
Das Interesse der Auskunftei und ihrer Vertragspartner an einer zuverlässigen Bonitätsprüfung sei höher zu bewerten als das Interesse des Klägers an einer schnelleren Löschung. Daran ändere auch der Umstand nichts, dass Eintragungen in einem amtlichen Schuldnerverzeichnis nach sechs Monaten gelöscht werden. Denn diese Regelungen seien auf private Wirtschaftsauskunfteien nicht übertragbar. Man darf gespannt sein, wie der BGH sich letztlich entscheidet.
Wie funktioniert der Schufa-Bonitätsscore?
Der Bonitätsscore der Schufa ist eine statistische Zahlungsprognose über den Schuldner. Wie wahrscheinlich ist es, dass Verträge erfüllt werden, also beispielsweise geliehenes Geld in Form eines Kredits pünktlich zurückbezahlt oder eine Rechnung beglichen wird? Je höher ein Score ist, desto besser die Zahlungswahrscheinlichkeit. Und: Je höher der Schufa-Score, desto besser ist deine Chance, einen Kredit zu bekommen. Folgende Risiken verbinden sich mit den Score-Werten:
- Höher als 97,5 %: sehr geringes Risiko
- 95 bis 97,5 %: geringes bis überschaubares Risiko
- 90 bis 95 %: zufriedenstellendes bis erhöhtes Risiko
- 80 bis 90 %: deutlich erhöhtes bis hohes Risiko
- 50 bis 80 %: sehr hohes Risiko
- niedriger als 50 %: kritisches Risiko
Die Schufa hat bonitätsrelevante Informationen für rund 68 Millionen Personen gespeichert. Unternehmen dürfen auf Basis eines sogenannten berechtigten Interesses Bonitätsinformationen zu einer Person bei der Schufa abfragen. Ein berechtigtes Interesse besteht immer dann, wenn Unternehmen in Vorleistung gehen. Das sind Geschäfte, bei denen Kunden die Waren oder Dienstleistungen vor der Bezahlung in Form eines Kredits zur Verfügung gestellt bekommen.
Was wirkt sich positiv oder negativ auf den Schufa-Score aus?
Den einen Schufa-Score gibt es nicht. Stattdessen gibt es sechs branchenspezifische Scores für Banken, Sparkassen, Genossenschaftsbanken, Telekommunikation, Handel und den Versandhandel/E-Commerce. Zudem gibt es noch einen spezifischen Score für Immobilienkredite. Der Schufa-Basis-Score ist ein branchenübergreifender Orientierungswert. In ihn und in den für dich abrufbaren Score-Simulator fließen folgende Aussagen ein:
- Zeitraum von Girokonten
- Nutzung von Kreditkarten
- Ratenkredite und deren Anzahl
- Immobilienkredite
- Onlinekauf auf Rechnung innerhalb der letzten 12 Monate als Neukunde
- Alter der Anschrift: Wann zum letzten Mal umgezogen?
- Zahlungsausfälle
Der Schufa-Score wird auf der Grundlage gesammelter positiver und negativer Einträge berechnet. Folgendes wirkt sich positiv aus: zuverlässiges Zahlungsverhalten, schnelle Rückzahlungen, wenige Verträge und Verträge mit langen Laufzeiten. Negativ wirken sich aus: verspätete Zahlungen von Rechnungen, Insolvenz- oder Mahnverfahren, Haftbefehle und häufige Kredit- und Finanzierungsanfragen. Du kannst deine Schufa-Daten kostenlos als Datenkopie nach Art. 15 DSGVO oder als Schufa-Basisscore anfordern.
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