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Deutsche Rüstungsindustrie: Aktienkurse dieser Firmen steigen stark an - wer profitiert jetzt besonders?


Autor: Lennard Scheibli

Deutschland, Dienstag, 01. März 2022

Infolge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine steigen die Aktienkurse von deutschen Rüstungsunternehmen immens. Doch um welche Rüstungskonzerne handelt es sich dabei und wird dieser Trend anhalten?
Die Aktienkurse der Rüstungsunternehmen steigen seit Wochenbeginn rasant an. (Symbolbild)


  • Rüstungsindustrie ist momentan die Gewinnerin der russischen Invasion der Ukraine
  • Viele Rüstungskonzerne mit deutlichen Zugewinnen auf Aktienmarkt
  • 100 Milliarden "Sondervermögen" der Bundesregierung ermutigt Aktionäre

Am vergangenen Sonntag ist der Bundestag aufgrund des Krieges in der Ukraine zu einer Sondersitzung zusammengekommen. Dabei kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz an, noch in diesem Jahr ein "Sondervermögen" von 100 Milliarden Euro an die Bundeswehr auszuschütten. "Die Mittel werden wir für notwendige Investitionen und Rüstungsvorhaben nutzen", erklärte Scholz sein Vorhaben.

Rüstungsindustrie: Mehrere deutsche Unternehmen mit immensem Plus auf Aktienmarkt

Diese quasi 180-Grad Drehung in der deutschen Sicherheitspolitik verspricht vor allem Rüstungskonzernen Großaufträge. Dabei profitiert eine Branche, die in den letzten Jahren aufgrund des Anlagetrends Nachhaltigkeit etwas ins Abseits geraten ist, von den direkten Folgen des Ukraine-Kriegs. Aufgrund der derzeitigen Ereignisse investieren viele Anleger in Rüstungsaktien. Die Kurse dieser Unternehmen schnellen dementsprechend nach oben. Dabei handelt es sich um eine ethisch fragwürdige Investitionsentscheidung, die jedoch der aktuellen Situation entsprechend lukrativ zu sein scheint.

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Seit Bekanntgabe der deutschen 100 Milliarden Euro-Investition in das Verteidigungsressort am Sonntag gewannen viele Rüstungsunternehmen auch an der Börse an Zustimmung. Am Montag kostete die Rheinmetall-Aktiebis zu 180 Euro. Damit steigerte sich der Wert des Papiers im Vergleich zum vorherigen Freitag um knapp 80 Prozent.

Bei Rheinmetall handelt es sich um einen der größten Lieferanten der Bundeswehr Hauptwaffensysteme, der sich vor allem auf militärische Radfahrzeuge, wie Panzer, spezialisiert hat. Derzeit liegt der Kurs des Rüstungsunternehmens bei fast 140 Euro. Dabei handelt es sich immerhin noch um ein Plus von 43,5 Prozent zur Vorwoche.

Rüstungskonzerne europaweit profitieren von Ukraine-Krieg

Auch andere deutsche Rüstungsunternehmen konnten deutliche Kursgewinne vermelden. Hensoldt, Spezialist für Rüstungselektronik, liegt derzeit bei knapp 22 Euro und legt im Vergleich zur Vorwoche um 76,5 Prozent zu. Am vergangenen Montag stieg der Kurs kurzzeitig sogar 89 Prozent auf bis zu 28 Euro. Alle Kurswerte sind der Website finanzen.net entnommen.

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Bei dem Rüstungskonzern Thyssenkrupp, Deutschlands größter Stahlhersteller, zeichnet sich auch ein deutliches Plus ab. Die Unternehmenspapiere legten mit einem Plus von gut 8 Prozent zur Vorwoche ordentlich zu. Auch die Aktie von Secunet, einem Spezialisten für IT-Sicherheit, erhöhte mit einem Plus von fast 37 Prozent deutlich ihren Wert.

Doch nicht nur von deutschen Rüstungsunternehmen stiegen die Aktienwerte. Beim französischen Rüstungs- und Raumfahrtkonzern Thales legten sie um knapp 27 Prozent zu und auch beim britischen Unternehmen BAE Systems erhöhten sich die Aktien um mehr als 22 Prozent. Der israelische Konzern Elbit Systems konnte in der vergangenen Woche immerhin eine Wertsteigerung von knapp 20 Prozent verzeichnen.

Rüstungsunternehmen blühen Großaufträge durch deutsches Verteidigungsministerium

Auch US-Rüstungsunternehmen profitierten in den vergangenen Tagen von dem russischen Angriffskrieg. Der Rüstungs- und Technologiekonzert Lockheed Martin legte in den vergangenen sieben Tag 13,7 Prozent zu. Einen nicht weniger hohen Kursgewinn konnte das Unternehmen Northrop Grumman, Hersteller von Rüstungstechnik für Schiff-, Luft- und Raumfahrt,  in den letzten Tagen erzielen. Sein Kursgewinn innerhalb der vergangenen Woche liegt sogar bei 14 Prozent.

Neben dem "Sondervermögen" von 100 Milliarden Euro in diesem Jahr möchte die Bundesregierung ab 2024 auch jährlich mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die deutsche Verteidigung investieren. Wie Analysten vom Investmenthaus Stifel in der Süddeutschen Zeitung zitiert werden, könnten infolgedessen geschätzte 33,5 Milliarden Euro pro Jahr in die Ausrüstung der Bundeswehr gesteckt werden. Das wäre rund viermal so viel Geld wie bisher. Viele der genannten Rüstungskonzerne können sich demnach nicht nur aktuell, sondern auch in Zukunft auf Großaufträge vonseiten des deutschen Verteidigungsministeriums freuen.

Diese Entwicklung steht in einem großen Widerspruch zum Anlagetrend der vergangenen Jahre: Nachhaltigkeit als eines der wichtigsten Kriterien bei Investitionen. Rüstungsaktien wurde dabei oftmals als Investitionsziel ausgeschlossen. Diese Denkweise könnte sich laut David Perry, Analyst bei der US-Bank JPMorgan, drastisch verändern. Perry, der vom Redaktionsnetzwerk Deutschland in einem aktuellen Bericht zitiert wird, geht davon aus, dass Russlands Invasion in die Ukraine das Umfeld für den gesamten europäischen Verteidigungssektor grundlegend verändert hat.

Verteidigungs-Investitionen nachhaltig?

Demnach können nun europaweit mit deutlich höheren Verteidigungsausgaben gerechnet werden. Die derzeitige Invasion würde vielen Investoren zeigen, dass Verteidigung notwendig sei, um Frieden und Demokratie zu bewahren. Dementsprechend könnten Investitionen in die Verteidigung zukünftig möglicherweise Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Noch wenige Tage vor dem Ukraine-Krieg wollte die Rüstungsbranche in der EU-Taxonomie als nachhaltig eingestuft werden: Die Ampel-Koalition winkte zu diesem Zeitpunkt jedoch ab.

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