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Börsen-Boss mit Lösung für die Rente: Einfach "4000 Euro für jedes Kind"


Autor: Dominik Jahn

Deutschland, Dienstag, 25. März 2025

Deutschland steht vor einer Rentenkrise, während eine Umfrage zeigt, dass das Vertrauen in die gesetzliche Rente sinkt.
Stephan Leithner, der Chef der Deutschen Börse, schlägt vor, jedem Kind 4000 Euro bei der Geburt zu geben, um langfristig das Rentenproblem in Deutschland zu lösen.


Die Rente steckt in Deutschland in der Krise. Zwar gibt es ab Juli 2025 eine Erhöhung und die Senioren können sich in der großen Renten-Tabelle anschauen, wie groß das Plus für bestimmte Renten ausfallen wird, für zukünftige Generationen könnte es mit dem Geld im Ruhestand aber schlecht aussehen.

Eine aktuellen Umfrage von inFranken.de (direkt runter zur Umfrage klicken) zeigt dazu passend, dass bei bisher fast 70 Prozent der Teilnehmer das Vertrauen in die gesetzliche Rente eher schwindet. Jetzt macht Stephan Leithner, Vorstandschef der Deutschen Börse, einen etwas speziellen Vorschlag.

Problem der Rente gelöst: Einach "4000 Euro für jedes Kind"

In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) erklärt er ganz einfach: "4000 Euro für jedes Kind und das Rentenproblem wäre für Generationen gelöst." Leithner nimmt dabei Bezug auf die Pläne der CDU für eine sogenannte Frühstartrente.

Bei diesen Plänen würde der Staat für jedes Kind ab dem sechsten Geburtstag zehn Euro pro Monat in ein Depot einzahlen als Start für die private Altersvorsorge. Die Kosten für den Staat wären relativ gering. 

Der Börsen-Boss geht mit seiner 4000 Euro-Forderung noch einen Schritt weiter. Leithner im FAZ-Interview: "Geben wir doch jedem Kind 4000 Euro bei Geburt, verbinden das mit einem Arbeitslebenszyklus und aus den 4000 Euro werden mit sieben Prozent Verzinsung knapp über 370.000 Euro Pensionskapital."

Was würden die 4000 Euro für die Rente bringen?

Stephan Leithner sieht die Politik in der Pflicht zu handeln: "Man muss sich gegenüber den eigenen Kindern wirklich schlecht fühlen. Es ist offensichtlich, dass deren Altersvorsorge nicht gesichert sein wird." Die Entwicklung bei der Rente sei demnach "berechenbar". 

Die Finanzexperten beim Nachrichtenmagazin Focus haben bei der Rechnung etwas genauer hingeschaut. Grundsätzlich stimmt die Rechnung – unter den Annahmen von Leithner. Dazu heißt es im Bericht: Ein neugeborenes Kind würde aktuell mit 67 Jahren in Rente gehen. In diesen 67 Jahren würden 4000 Euro mit einer Verzinsung von 7 Prozent pro Jahr zu 372.197 Euro. Wer die Rente für besonders langjährig Versicherte nach 45 Arbeitsjahren und mit dem 65. Geburtstag in Anspruch nähme, der hätte 325.091 Euro angespart.

Doch wie viel Rente würde alleine damit bleiben? Der Focus geht bei seiner Rechnung davon aus, "dass eine Auszahlungsstelle auch länger Lebende absichern müsste, könnte diese mit 25 Jahren Rentenbezugsdauer kalkulieren". DENN: Männer beziehen in Deutschland aktuell etwa 18,8 Jahre Rente. Frauen 21 Jahre. 

Nimmt man jetzt die 25 Jahre als Grundlage, dann käme man bei 372.197 Euro auf eine Rente von  1240 Euro pro Monat. Nicht berücksichtigt ist dabei, dass nicht ausgezahlte Vermögen noch weiter anwachsen würden. 

Start in die Rente mit 4000 Euro: Idee ist nicht neu

Bei den Zahlen, die der Vorstandschef der Deutschen Börse nennt, ist kein wirklicher Grund zu erkennen, warum gerade 4000 Euro einen entsprechenden Vorteil gegenüber 3000 oder 5000 Euro mit sich bringen würde laut Focus-Artikel.

Allerdings ist diese Forderung nicht ganz neu. Im Jahr 2012 machte CDU-Politiker Kai Whittaker bereits den Vorschlag. Whittaker erklärte damals gegen über dem Spiegel zu seiner Forderung nach einer staatlichen Anschubfinanzierung für das Aktiensparen künftiger Generationen in der gesetzlichen Rente: "Der Staat legt bei Geburt eines Kindes 4000 Euro in einem Staatsfonds an. Das Geld bleibt bis zum Renteneintritt im Staatsfonds, erst dann kann es ausgezahlt werden."

Die Idee fand damals innerhalb seiner Partei keine Zustimmung. Partei-Chef Friedrich Merz setzte dagegen voll auf die Frühstartrente. 

Bei den sieben Prozent Verzinsung bedient sich Börsen-Boss Leithner laut Focus wohl beim Renditedreieck des Deutschen Aktieninstitutes – hier wird in einem Schaubild, die durchschnittliche jährliche Rendite einer Anlage in den deutschen Leitindex Dax angegeben. Der Wert liegt hier im Durchschnitt bei 7,8 Prozent. Die Rendite-Annahme wäre demnach durchaus realistisch, aber wohl auch gleichermaßen optimistisch. 

Was die "4000 Euro-Rente" den Staat kosten würde

Gegenüber der FAZ spricht Leithner von rund drei Milliarden Euro Kosten für den Staat und erklärt im Interview: "Das ist im Vergleich zum Ergebnis, das man damit erreicht, nicht besonders viel. Das wäre ein sehr starkes Signal."

Bei der Rechen-Überprüfung durch das Magazin Focus zeigt sich: Geht man davon aus, dass laut Statistiken im vergangenen Jahr in Deutschland 680.000 Kinder geboren wurden, dann müsste der Staat bei den 4000 Euro pro Kind unterm Strich rund 2,7 Milliarden Euro aufbringen.  

Eine wirkliche Lösung der Probleme der Rente dürfte die "4000 Euro-Rente" allerdings nicht sein. Zu simpel erscheint der Ansatz, als dass er nicht schon von irgendeiner Bundesregierung der letzten Jahre umgesetzt worden wäre. Was bleibt sind die wackeligen Säulen, auf denen das Rentensystem offensichtlich aufgebaut ist und die Notwendigkeit von Reformen.

Ein Faktor könnte zum Problem werden

Die Probleme für die Rente sind greifbar. Der Blick auf die Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD zeigt es: Das Rentenniveau könnte zum Streitpunkt werden. DENN: Ab Juli 2025 könnte ein fast vergessener Faktor für die Rente zum Problem werden.

Für die Union geht es dabei grundsätzlich aber schon in die Richtung ihres Wahlprogramms. Bei der SPD sieht es da ganz anders aus. Sie wollten diese drohende Maßnahme noch zusammen mit den Grünen und der FDP abwenden. Mit dem Ampel-Aus ist diese Chance nicht mehr gegeben.

Jetzt droht der Rente der Nachhaltigkeitsfaktor aus der Rentenformel. Die 48 Prozent Mindestrentenniveau wären wohl weiter umsetzbar. 

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