Rente und Krankenkassen immer teurer: "Atemberaubende Entwicklung"
Autor: Dominik Jahn
Deutschland, Montag, 14. Juli 2025
Kritiker warnen vor den finanziellen Folgen für die Bürger ohne umfassende Reformen in der Renten- und Krankenversicherung.
Die Regierung um Bundeskanzler Friedrich Merz arbeitet aktuell an ihrem Bundeshaushalt 2025. Seit 8. Juli stellt Finanzminister Klingbeil die Pläne im Bundestag vor. Besonders viel Applaus erhält die Politik derzeit nicht für die ausgearbeiteten Maßnahmen. Den meisten Experten sind die Reformen für Rente und die Krankenkassen schlichtweg zu wenig.
Wirtschaftsweise Martin Werding hat jetzt seine Kritik und seine Befürchtungen erneuert. Die Beiträge würden sich massiv erhöhen in Zukunft. Gegenüber der Rheinische Post hat er erklärt: "Die aktuelle Entwicklung ist atemberaubend. Die Frage ist nicht, ob die Beitragssätze irgendwann 50 Prozent erreichen, sondern wann das geschieht." Aktuell betragen die Sozialabgaben für Beschäftigte und Arbeitgeber zusammen rund 42 Prozent des Bruttoeinkommens.
In Zukunft immer höhere Beiträge
Bereist wenige Tage zuvor hatte sich der Experte zu einer Studie zu den Auswirkungen der Haltelinie der Rente geäußert. Die Analyse fand im Auftrag von Fidelity International statt. Werding kam hier zu dem Ergebnis, dass die Festlegung des Rentenniveaus bei 48 Prozent "zur finanziellen Belastung" wird.
Die Mehrausgaben für die gesetzliche Rentenversicherung aufgrund dieser Haltelinie sind eine enorme Belastung für die Bundesfinanzen. Damit die Rechnung aufgeht, müsste der Staat laut Werding entweder erhebliche zusätzliche Steuereinnahmen generieren oder er müsste bei anderen Haushaltsposten massiv einsparen – etwa bei der Verteidigung oder im Bereich Soziales."
Dem Bericht der Rheinische Post zufolge würde laut dem Wirtschaftsweisen durch die Alterung der Bevölkerung der Aufwärtstrend bei den Beiträgen ohne Reformen in den 2030er Jahren unverändert anhalten.
Beiträge für Rente drohen ab 2027 zu steigen
Der Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen an der Ruhr-Universität Bochum erwartet, dass sie im Laufe des Jahres auf 43 Prozent steigen.
Erst im Juli hatten sechs Krankenkassen Beiträge erhöht. Zur Lage der Kassen hat sich auch Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse (TK) sehr kritisch geäußert: "Wenn nichts passiert, dann steigen die Beiträge immer weiter. Es gibt keine natürliche Grenze." Auch in der Pflegeversicherung müsse dann zum Jahreswechsel mit einer neuerlichen Anhebung gerechnet werden.