Druckartikel: Bei der Rente geht der Streit um eine Lösung weiter: Ablehnung und Blockade

Bei der Rente geht der Streit um eine Lösung weiter: Ablehnung und Blockade


Autor: Dominik Jahn

Deutschland, Freitag, 28. November 2025

Die Regierung ringt weiter um eine Lösung für die Rente. Rentenpaket, Haltelinie und Nachhaltigkeitsfaktor stehen im Zentrum hitziger Debatten.
Politik, Experten und Parteien streiten über das geplante Rentenpaket. Bärbel Bas steht weiter unter Druck.


Vorschläge, Ablehnung, Streit und Blockade. Das Chaos rund um die Rente spitzt sich weiter zu. Heute, am Donnerstag, befasst sich auch der Koalitionsausschusses mit der Suche nach einer Lösung. Nachdem sich zuletzt die Junge Gruppe der Unionsfraktion im Bundestag immer wieder klar gegen das Rentenpaket ausgesprochen hat, droht die erhoffte Reform zu scheitern. 

Hauptkritikpunkt ist dabei der Umgang mit dem Rentenniveau nach dem Jahr 2031. Nachhaltigkeitsfaktor, Haltelinie oder Rentengarantie sind entscheidende Stichworte. Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) und auch Bundesarbeitsministerin und SPD-Chefin Bärbel Bas haben inzwischen versucht, ein Rentenangebot an die Gruppe abzugeben.

Streit ums Rentenpaket: Angebote an die Junge Gruppe der Union

Spahn brachte ein Rentenpaket 2 ins Gespräch. In der Generaldebatte im Bundestag erläuterte er, dass man darüber nachdenken müsse, auf das kritisierte Rentenpaket ein Rentenpaket 2 folgen zu lassen. Die Rentenkommission solle demnach Mitte 2026 mit der grundlegenden Reform beginnen. Ziel müsse es sein Stabilität für die Alterssicherung im nächsten Jahrzehnt zu erreichen. 

Und gegenüber der Rheinischen Post erklärte Bas: "Ein Teil der Lösung kann sein, dass wir genauer beschreiben, was die Ziele der Kommission für die weiteren Rentenreformschritte sein sollen, die ich im Dezember einsetzen werde." Außerdem wäre Bas kompromissbereit bei der Zusammensetzung der Kommission: "Es kann sein, dass wir keine reine Expertenkommission machen."

Zudem stellte Bas der Jungen Gruppe der Union in Aussicht, dass man einen sogenannten Entschließungsantrag machen könnte. Bas: "Wir können den Auftrag an die Kommission erweitern, der etwas vage im Koalitionsvertrag steht."

Vorschläge zum Rentenpaket reichen Kritikern nicht aus

Über eine solche Lösung ist die Gruppe allerdings wenig begeistert. Schon vor Tagen hatte dazu Pascal Reddig, Vorsitzender der Jungen Gruppe der Unionsfraktion, gegenüber dem Stern Stellung bezogen: "Ein Entschließungsantrag ist viel zu unverbindlich."

Das Problem an diesem Punkt. Die Bundesarbeitsministerin ist ihrerseits nicht dazu bereit, sich in größerer Form von den bisherigen Plänen zu entfernen.  Bas: "Von dem von der Bundesregierung gemeinsam beschlossenen Gesetzentwurf kann und wird die SPD nicht abrücken." 

Die Antwort der Renten-Rebellen aus der Union darauf war abzusehen. Reddig macht gegenüber dem Spiegel erneut klar, wo die Junge Gruppe steht: "Wir können dem Paket so, wie es im Moment ist, nicht zustimmen." Er demnach auch nur davon abraten, "dass wir in eine Abstimmung gehen, bei der wir nicht wissen, wie sie ausgeht". Man würde eine Verschiebung der Entscheidung zustimmen: "Wir hätten überhaupt keinen Schmerz, einfach zu sagen, wir können das Rentenpaket auch erst im April beschließen. Und vorher tagt die Rentenkommission, legt Empfehlungen vor, und dann beschließen wir gemeinsam das Rentenpaket I und II."

Rentenpaket: Sozialverband SoVD wünscht sich verantwortungsvolles Handeln

Mit Blick auf die aktuelle Lage rund um das Thema Rente sind laut Sozialverband Deutschland SoVD die Verantwortlichen dazu aufgefordert, umsichtig mit ihren Entscheidungen umzugehen.

Gegenüber inFranken.de erklärt dazu SoVD-Vorstandsvorsitzenden Michaela Engelmeier: "Über 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner brauchen Planungssicherheit. Denn für die übergroße Mehrheit stellt die gesetzliche Rente den Sockel ihrer Altersversorgung dar. Darum muss das Rentenpaket jetzt auch schnell verabschiedet werden. Wir fordern daher Beteiligten auf, hier ihrer Verantwortung nachzukommen und das Paket nun auf den Weg zu bringen."

Das derzeitige Rentenpaket steht nicht im Weg.

SoVD-Vorstandsvorsitzenden Michaela Engelmeier

Wie Engelmeier allerdings auch herausstellt in ihrer Antwort, müsse die Rentenkommission "selbstverständlich trotzdem die großen Fragen für die Zukunft der Rente beantworten". Engelmeier: "Das derzeitige Rentenpaket steht aus SoVD-Sicht hier allerdings nicht im Weg. Ganz im Gegenteil: Wir brauchen auch weiterhin eine starke erste Säule. Die langfristige – besser noch: dauerhafte – Stabilisierung ist dafür der absolute Grundpfeiler."

Wer macht bei der Rente Druck auf die Bundesregierung?

Neben der drohenden Blocke der Reform erhöht sich auch der Druck von außen auf die Bundesregierung. So haben sich 22 Ökonomen zusammengeschlossen und ein Schreiben formuliert, dass über das ifo Institut veröffentlicht wurde. Die Experten fordern darin das Aus für das geplante Rentenpakets.

Die Pläne der Bundesregierung bestehend aus Rentenniveauhaltelinie, Mütterrente, Aktivrente und Frühstartrente, würde demnach das Ziel für Stabilität, Verlässlichkeit und Vertrauen in eine Rentenpolitik verfehlen. 

Auch für die Experten ist dabei der Nachhaltigkeitsfaktor und damit verbundene Rentengarantie ein ganz wesentlicher Baustein: "Solange es an einem umfassenderen Reformkonzept und Ausgleich fehlt, müssen bewährte Prinzipien gelten und eingespielte, aus gutem Grund beschlossene Mechanismen wie der Nachhaltigkeitsfaktor wirken."

Worum geht es im Rentenpaket beim Punkt der Rentengarantie?

Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales erklärt dazu: "Die Rentenanpassungsformel enthält jedoch auch sogenannte Dämpfungsfaktoren, durch die die Renten auf lange Sicht geringer steigen als die Löhne und Gehälter. Um eine Entkoppelung der Renten von den Löhnen und Gehältern zu verhindern, gilt seit 2019 die sogenannte Haltelinie, die dafür sorgt, dass das Rentenniveau nicht unter 48 Prozent fällt. Nach geltendem Recht würde diese Haltelinie jedoch Ende 2025 auslaufen. Mit dem Rentenpaket 2025 soll die Geltung der Haltelinie bis 2031 verlängert werden."

Und hier setzt die Kritik der Jungen Gruppe der Union an. Pascal Reddig hatte in der Vergangenheit auch schon mehrfach das Ende der Garantie für die Rente gefordert. Der CDU-Politiker will den wichtigen Nachhaltigkeitsfaktor wieder aktivieren

Eine weitere Verlängerung über das Jahr 2031 ist für ihn nicht machbar: "Das müssen wir so schnell es geht rückgängig machen und nach 2032 wieder zur vollen Wirksamkeit des Nachhaltigkeitsfaktors zurückkehren. Er sollte sogar verdoppelt werden, damit die Lasten der demografischen Alterung gerecht auf die Generationen verteilt werden."

Warum ist der Nachhaltigkeitsfaktor wichtig für die Kritiker des Rentenpakets?

Schon seit Beginn des Jahres 2025 ist der Nachhaltigkeitsfaktor auch bei inFranken.de immer wieder ein großes Thema. So hat sich gegenüber unserer Redaktion das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) geäußert.

Dazu gab es von Seiten des Sozialverbandes Deutschland SoVD durch Henriette Wunderlich, SoVD-Referentin für Rente und Arbeit, im Interview eine Einschätzung dazu, warum der Faktor in der Rentenformel steht, aber nicht berücksichtigt wird.

Die BMAS verwies in seiner Antwort darauf, dass für "die langfristige Finanzierbarkeit der Renten" eben auch steigende Beiträge in Kauf genommen werden müssten. Die Regierung würde der Entwicklung mit einer "aktiven Arbeitsmarktpolitik" entgegentreten. Platz für den Nachhaltigkeitsfaktor bleibt bei dem ausgegebenen Rentenniveau nicht. Das Ministerium erklärt: "Das Rentenniveau ist in Deutschland in der Vergangenheit bis zum Einsetzen der Haltelinie bereits gesunken. Ein weiteres Absinken wäre nicht gerecht gegenüber den vielen Menschen, die über lange Jahre das Rentensystem mit ihren Beiträgen gestützt haben und nun verdient in Rente gehen."