Druckartikel: Politiker sollen für ihre Rente zahlen: Minister bisher ohne Beiträge

Politiker sollen für ihre Rente zahlen: Minister bisher ohne Beiträge


Autor: Dominik Jahn

Deutschland, Freitag, 17. Oktober 2025

In Deutschland wird debattiert, ob auch Politiker und Beamte in die Rentenkasse einzahlen sollten. Der Vorstoß stößt auf vielfältige Reaktionen.
Politiker diskutieren über die Einbeziehung von Beamten und Abgeordneten in die gesetzliche Rentenversicherung, um Generationengerechtigkeit zu fördern und das Vertrauen in soziale Sicherungssysteme zu stärken.


Politiker zahlen keine Beiträge in die gesetzliche Rentenkasse? Ja. Wie der Bunde der Steuerzahler dazu auf seiner Seite schreibt, bekommt ein Abgeordneter aber bereits nach einem Jahr im Bundestag einen Pensionsanspruch von knapp 296 Euro im Monat. Für einen solchen Anspruch müsste ein Arbeitnehmer mit Durchschnittsverdienst 29 Jahre lang in die Rentenkasse einzahlen.

Jetzt hat sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Wilhelm Gebhard für eine Veränderung ausgesprochen: "Wir Politiker müssen bei den dringend notwendigen Sozialreformen Verantwortung übernehmen und im Sinne der Generationengerechtigkeit das Thema glaubwürdig beginnen, beispielsweise in dem auch wir in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen."

Beiträge für die Rente: Politiker müssten "als Vorbild vorangehen"

Im Gespräch mit der Bild-Zeitung machte Gebhard aber dann auch gleich klar, dass dies ein langer Prozess werden würde: "Wir sollten ihn aber jetzt einschlagen und den Reformzug aufs Gleis setzen."

Der CDU-Politiker betonte im Interview zudem, dass dies "keine Entscheidung einer Fraktion oder einer Koalition sei. Dies sei in seinen Augen eine Gewissensentscheidung die jeder einzelne Abgeordnete für sich selbst zu treffen hat. 

Für ihn ist aber klar: "Vertrauen gewinnt man nur, indem man als Vorbild vorangeht."

Politiker sollen Rentenbeiträge zahlen: Was hält der Sozialverband VdK von der Forderung?

Auf Nachfrage von inFranken.de hat sich VdK-Präsidentin Verena Bentele zu den Aussagen des CDU-Politikers geäußert. Für sie durchaus wichtige Worte: "In einer Zeit, in der das Vertrauen in unsere sozialen Sicherungssysteme spürbar schwindet, haben Aussagen wie diese mehr als nur symbolische Bedeutung." 

Es seien "faktisch unverzichtbar, um Gerechtigkeit und insbesondere Generationengerechtigkeit zu stärken". Und auch Bentele ist sich sicher: "Angesichts der immer deutlicheren Belastungen für jüngere und zukünftige Beitragszahler erscheint die Einbeziehung aller Erwerbstätigen in ein gemeinsames Rentenversicherungssystem notwendiger denn je."

Allerdings müssten auch Taten folgen von der Politik. Bentele: "Damit ein solches System nicht reine Rhetorik bleibt, braucht es Weitsicht und entschlossenen politischen Willen. Darauf warten Millionen Bürgerinnen und Bürger." Für die VdK-Präsidentin sei es "kaum noch nachvollziehbar, dass Personengruppen mit vergleichbaren Arbeits- und Leistungsbeiträgen weiterhin in getrennten Versorgungssystemen stehen und dabei Privilegien genießen, deren Verteilung bis heute weder transparent noch abschließend gerechtfertigt ist."

Beamte und Abgeordnete in der gesetzlichen Rente – Kritik und Zuspruch

Im Mai dieses Jahres hatte bereits Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) gefordert, dass man Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung einbeziehen müsse. Bas erklärte damals dazu"In die Rentenversicherung sollten auch Beamte, Abgeordnete und Selbstständige einzahlen. Wir müssen die Einnahmen verbessern." Die Kritik und Ablehnung an diesem Vorschlag waren enorm. 

So erteilte der Deutsche Beamtenbund der Bas-Forderung eine Absage und erklärte auf Nachfrage von inFranken.de, dass "eine Einbeziehung der Beamtinnen und Beamten in die gesetzliche Rentenversicherung zur Folge hätte, dass die Dienstherren den Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung zusätzlich zu tragen hätten.  Zugleich müssten "die Bruttobezüge der Beamtinnen und Beamten im Hinblick auf eine Beitragspflicht angehoben werden".

Aber auch Sarah Vollath, Sprecherin für Renten- und Alterssicherungspolitik der Linken im Bundestag schlug im Juni 2025 ebenfalls diese Richtung ein: "Dass Beamte, Selbstständige und Abgeordnete derzeit nicht einzahlen, ist alles andere als zeitgemäß."

Auch der Juso-Chef fordert Politiker auf für die Rente einzuzahlen

Zuspruch bekommt der CDU-Bundestagsabgeordnete Gebhard ebenfalls durch Juso-Chef Philipp Türmer.

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Auch er würde Beamte, Abgeordnete und Selbstständige in die Rentenversicherung einbeziehen, erklärte gegenüber dem Nachrichtenmagazin Spiegel

Es nicht die Lösung auf steigende Beiträge mit Kürzungen zu reagieren, man müsse versuchen "mehr Menschen in das Solidarsystem aufzunehmen".