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Beamte sollen Rente retten: Reform-Streit immer massiver


Autor: Dominik Jahn

Deutschland, Mittwoch, 05. November 2025

Verschiedene Politiker und Institutionen äußern sich zu den umstrittenen Forderungen, Beamte in das Rentensystem einzubeziehen.
Der Reform-Streit über die Einbeziehung von Beamten in die gesetzliche Rentenversicherung spaltet Politik und Wirtschaft, während der Deutsche Beamtenbund und führende Politiker hitzig debattieren.


Der Reform-Streit um die Rente geht in die nächste Runde. Nachdem Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) in einem Interview mit der Funke Mediengruppe gefordert hatte, dass man Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung einbeziehen müsse, war der Aufschrei groß. 

Laut dem Bericht hatte Christoph Ahlhaus, Vorsitzender des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft und CDU-Politiker, den Vorschlag gleich als "populistischen Unfug" bezeichnet. Doch es gab auch durchaus Zuspruch.

Pension der Beamten unter Beschuss

Schon zu Beginn dieses Jahres hatte sich Martin Werding, Professor für öffentliche Finanzen und Wirtschaftsweise, für eine umfangreiche Reform der Beamtenversorgung im Alter ausgesprochen, wie inFranken.de berichtet hat. 

Werding erklärte die Idee damals wie folgt: "Wir als Sachverständigenrat haben empfohlen, neuen Beamtinnen und Beamten zukünftig eine gesetzliche Rente zu geben, plus eine Betriebsrente. Alle Rentenreformen werden dann eins zu eins auf sie übertragen." Die Pension der Beamten steht damit immer wieder unter Beschuss.

Und auch jetzt sehen die Wirtschaftsweisen sinnvolle Ansätze in der Forderung Beamte zur gesetzlichen Rente dazuzuholen. So hält Monika Schnitzer die Einbeziehung von Beamten ins Rentensystem für "sinnvoll". Ihr Ziel wäre es Schluss mit Beamten-Pension zu machen und die Rente einheitlicher zu gestalten. 

Beamtenbund mit deutlicher Absage an die Renten-Forderung 

Wenig Verständnis kommt derweil aus den Reihen des Deutschen Beamtenbundes (dbb). Auch auf Nachfrage von inFranken.de bekräftigt man hier die klare Ablehnung des Vorschlages.

Ulrich Silberbach, dbb Bundesvorsitzender: "„Einer Zwangs-Einheitsversicherung erteilen wir eine klare Absage." Eine Einbeziehung der Beamtinnen und Beamten in die gesetzliche Rentenversicherung hätte laut Silberbach vielmehr zur Folge, "dass die Dienstherren den Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung zusätzlich zu tragen hätten und zugleich die Bruttobezüge der Beamtinnen und Beamten im Hinblick auf eine Beitragspflicht angehoben werden müssten."

Silberbach: "Somit wäre eine Systemumstellung insgesamt mit enormen Kosten verbunden. Woher das Geld dafür gerade jetzt kommen soll, sagt Frau Bas nicht."

Beamte: Einzahlen in die gesetzliche Rentenversicherung -weiterer Zuspruch

Befürworter für Beamte in der gesetzlichen Rentenversicherung dürften sich unterdessen auch in der Opposition finden lassen. So hatte Robert Habeck (Die Grünen) noch im Bundestagswahlkampf im Wahlprogramm festgehalten, dass Politiker und "perspektivisch" Beamte auch in die Rentenkasse einzahlen sollen. 

Und auch beim Sozialverband VdK begrüßt man den Vorstoß von Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD). Auf Nachfrage unserer Redaktion macht man deutlich, dass es aus VdK-Sicht dem Solidarprinzip widersprechen würde, "dass sich bestimmte Berufsgruppen – darunter Beamtinnen und Beamte sowie Politikerinnen und Politiker – der solidarischen Rentenversicherung entziehen können". 

VdK: "Gerade mit Blick auf die langfristige Stabilität der Rentenkasse brauchen wir breitere und verlässlichere Finanzierungsquellen anstatt Kürzungsdrohungen und eine ständige Verunsicherung der Menschen." 

Dass man die Forderung der Bundesarbeitsministerin bei der CDU als "populistisch" bezeichnet kann man beim Sozialverband nicht verstehen. Immerhin hätte der Sachverständigenrat bereits "in seinem Jahresgutachten 2023/2024 bestätigt, dass eine solche Reform deutliche positive Effekte auf die Finanzierung bis in die 2070er Jahre hätte".

Wie viele Beamte gibt es eigentlich in Deutschland?

In Deutschland gibt es aktuell rund 1,9 Millionen Beamte, zu denen auch Richter und Berufs- sowie Zeitsoldaten gezählt werden. Sie machen einen bedeutenden Teil des öffentlichen Dienstes aus, der insgesamt etwa 5,3 Millionen Beschäftigte umfasst.

Die Zahl der Beamten ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, was insbesondere auf Zuwächse in den Bereichen Bildung und innere Sicherheit zurückzuführen ist. Laut den Daten des Bundesministeriums des Innern (BMI) verteilen sich die Beschäftigte im öffentlichen Dienst nach Beschäftigungsbereich wie folgt:

  • Bundesbereich: 524.665
  • Landesbereich: 262.8940
  • kommunaler Bereich: 1.738.745
  • Sozialversicherungen: 377.615

Und bei Beschäftigte nach dem Beschäftigungsverhältnis im öffentlichen Dienst:

  • Beamte/Beamtinnen und Richter/innen: 1.763.735
  • Berufs- und Zeitsoldaten/-soldatinnen: 169.090
  • Arbeitnehmer/-innen: 3.337.145