Sind Rentner zu faul? "Arbeitsstunden insgesamt sind zu wenig"
Autor: Dominik Jahn
Deutschland, Dienstag, 03. Juni 2025
In der ARD-Sendung diskutiert Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär, kontrovers über die Arbeitsbereitschaft von Rentnern.
Sind Senioren zu faul? In der ARD-Sendung Caren Miosga hat CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann auf Nachfrage der Moderatorin mit Nachdruck betont, dass Rentner zu wenig arbeiten. Eine harte Ansage des 47-jährigen Politikers.
Konkret erklärte Linnemann dazu: "Wir wollen sie nicht zwingen. Aber die Arbeitsstunden insgesamt sind zu wenig. Wir wollen 2000 Euro allen Rentner in Deutschland, möglichst ab dem 1. Januar 2026, steuerfrei stellen." Die Regierung wolle einen Anreiz dafür schaffen, dass Senioren mehr arbeiten.
Für den Experten läuft mit dem Rentenalter "etwas schief"
Die Aktivrente soll einer der wesentlichen Punkte dabei sein. Unterstützung bekommt der CDU-Mann von Ökonom Moritz Schularick, Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft. Der Experte erklärt, dass Arbeitnehmende über 60 in Deutschland im Schnitt zehn bis 20 Prozent weniger arbeiten würden. Gerade wenn man auf die skandinavischen Nachbarländer schaut.
Dort sei die Erwerbsquote der über 60-Jährigen um zehn Prozent höher. Darum ist sich Schularick bei diesem Punkt für Deutschland sicher: "Da läuft etwas schief."
Erst vor wenigen Tagen wurde in Dänemark das Rentenalter auf 70 gesetzt für alle, die ab 1970 geboren wurden. Für die Jahrgänge der 1990er bedeutet das, sie erwarten dort erst ab 73 oder 74 in Rente gehen zu können.
Sozialverband warnt davor öffentlich Druck auf Rentner aufzubauen
Beim Sozialverband VdK schaut man durchaus kritisch auf die Äußerungen von Carsten Linnemann. Auf Nachfrage von inFranken.de erklärt der VdK, dass sich Rentner ihren Ruhestand in der Regel durch jahrzehntelange Arbeit verdient haben. Es würde sich aber zugleich ein deutlicher Anstieg der Erwerbstätigkeit in der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen zeigen.
Waren es in dieser Gruppe im Jahr 2013 rund 13 Prozent, lag der Anteil 2023 bereits bei 21 Prozent – deutlich über dem EU-Durchschnitt von 15 Prozent. Allerdings warnte der Verband davor solche Diskussionen über den Arbeitswillen der Rentner öffentlich zu führen. "Appelle an den Leistungswillen oder moralischer Druck in öffentlichen Debatten werden kaum dazu beitragen, diesen Anteil weiter zu erhöhen", erklärt der VdK gegenüber inFranken.de.