Neue Studien zur 4-Tage-Woche: Vielversprechende Ergebnisse? So könnte es weitergehen
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Sonntag, 27. Oktober 2024
In der Arbeitswelt gibt es oft Änderungen. Zur 4-Tage-Woche gab es ein Experiment mit 41 Firmen, das nicht überall auf Zustimmung stößt, aber allemal eine Innovation ist.
- Hat das Arbeitsmodell 4-Tage-Woche Win-win-Potenzial?
- Gesamtwirtschaftlich ein sinnvoller Ansatz?
- Müssen wir wirklich länger anstatt kürzer arbeiten?
- Stimmt das Gehalt nicht, schwindet die Zustimmung zur 4-Tage-Woche
- 4-Tage-Woche – Krisenlösung für Volkswagen?
Arbeiten wir bald länger oder kürzer? Anstatt fünf nur noch vier Tage pro Woche? Diese Frage bewegt die Arbeitswelt in Deutschland. Befeuert durch die positiven Ergebnisse eines Modellprojekts mit 41 Unternehmen wogt die Debatte hin und her. Die Gewerkschaften sehen darin einen Weg, um die Krise bei Volkswagen zu lösen. Arbeitgeberverbände und das Institut der Wirtschaft in Köln verweisen darauf, dass 20 Millionen Beschäftigte in den nächsten Jahren aus dem Erwerbsleben ausscheiden und wir deshalb alle länger arbeiten müssen. Das Pro und Kontra der Debatte zeigt, warum es nicht die eine wahre Lösung gibt.
Hat das Arbeitsmodell 4-Tage-Woche Win-win-Potenzial?
Julia Backmann, Professorin an der Universität in Münster am Lehrstuhl für die Transformation der Arbeitswelt, ist zufrieden. In einer sechsmonatigen Pilotstudie testeten 41 Unternehmen deutschlandweit die 4-Tage-Woche. Von März bis September 2024 haben vor allem kleine und mittelständische Betriebe verschiedene Arbeitszeitmodelle mit reduzierter Arbeitszeit bei gleichem Vollzeit-Gehalt getestet. Und das sind die wichtigsten Ergebnisse:
- Sowohl der Umsatz als auch der Gewinn der Unternehmen sind im Vergleich zum Vorjahr unverändert.
- 73 % der Unternehmen führen die 4-Tage-Woche nach Ende des Pilotprojekts weiter.
- 90 % der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verzeichneten ein erhöhtes Wohlbefinden durch die verkürzte Arbeitszeit.
Das Arbeitsmodell 4-Tage-Woche hat offensichtlich Win-win-Potenzial: Zum einen geht die Produktivität nicht in den Keller und das Modell hilft dabei, dass die Beschäftigten gesund bleiben und der Arbeitgeber attraktiv für Fachkräfte ist. Gleichzeitig gibt es kein One-Size-fits-all-Modell. In einem ist sich das Team von Wissenschaftlerin Backmann aber einig: Die 4-Tage-Woche ist eine sinnvolle, moderne Arbeitsweise.
Gesamtwirtschaftlich ein sinnvoller Ansatz?
Aber ist die 4-Tage-Woche ein Modell für alle Branchen oder gar für die gesamte Volkswirtschaft? Holger Schäfer vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln hat daran große Zweifel: "Alle bisherigen Experimente zur Vier-Tage-Woche haben eines gemeinsam: Sie sind nicht dazu geeignet, einen Beweis zu erbringen, dass das Konzept ein gesamtwirtschaftlich sinnvoller Ansatz ist."
Finde auf jobs.inFranken.de dein Karriereglück!Schäfer ist gegen die Vier-Tage-Woche, weil in den kommenden Jahren 20 Millionen Babyboomer in Rente gehen und dadurch eine große Lücke auf dem Arbeitsmarkt und in den Firmen entsteht. Und wenn der Rest der arbeitenden Bevölkerung dann noch einen Tag weniger arbeitet, verschärfe sich der Fachkräftemangel zusätzlich.