Neue Rentenzahlen lösen heftige Reaktionen aus
Autor: Dominik Jahn
Bayern, Samstag, 12. April 2025
In Bayern sind so viele Rentner von Altersarmut betroffen wie in keinem anderen Bundesland. Tafel-Chef Peter Zilles erläutert im Interview die Gründe.
Mini-Renten zum Teil auch nach 45 Versicherungsjahren. So lautete der Einstieg des Deutschen Gewerkschaftsbundes Bayern bei der Veröffentlichung des Renten-Reports 2025. Die Zahlen in dem Bericht können durchaus als alarmierend bezeichnet werden. Altersarmut gehört im Freistaat für viele Senioren zur bitteren Realität.
Der Großteil der Renten liegt demnach unter der Armutsschwelle von rund 1300 Euro. Auf Nachfrage von inFranken.de haben sich die Tafel Bayern und der Sozialverband VdK Bayern zur Situation, zu Zahlen und möglichen Veränderungen geäußert. DerVdK Bayern erklärt dazu, dass man das Thema Altersarmut bei Rentnern schon lange verfolgt, "denn im reichen Bayern liegt die durchschnittliche Rentenhöhe sogar unter dem Bundesdurchschnitt." Bayern habe im Vergleich zu allen Bundesländern weiterhin die höchste Armutsgefährdungsquote von Menschen ab 65 Jahren.
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Geldnot in der Rente: VdK Bayern mit klarer Forderung
VdK Bayern: "Vor allem die unterschiedlichen Mietpreise sorgen dafür, dass die Lebenshaltungskosten, und damit auch der Wert der Rente, regional deutlich auseinanderklaffen. Am härtesten trifft es diejenigen, bei denen niedrige Rentenansprüche und hohe Lebenshaltungskosten zusammenkommen." Beim VdK Bayern hat man klare Vorstellungen davon, was die Staatsregierung verändern muss: "Zum einen entstehen höhere Renten und damit höhere Kaufkraft im Alter durch bessere Löhne und höhere Erwerbsbeteiligung – insbesondere von Frauen." Es braucht demnach:
- Mehr Angebote zur Kinderbetreuung
- bessere Entlastung pflegender Angehöriger
- Aktive Bekämpfung von Niedriglöhnen
- Reguläre Beschäftigung statt Minijobs in Bayern
Zum anderen müssten die Lebenshaltungskosten "durch den massiven Ausbau von mehr und auch im Alter bezahlbarem und barrierefrei nutzbarem Wohnraum gesenkt werden". UND: Auch auf Bundesebene müsse sich etwas bewegen. Der VdK Bayern unterstützt dabei die Forderung des Sozialverbandes VdK Deutschland nach einem höheren Rentenniveau - 53 statt bisher 48 Prozent. Problematisch könnte es werden, wenn mit dem Nachhaltigkeitsfaktor eine bisher ausgesetzte Regelung wieder greift.
Tafel Bayern erklärt Veränderungen bei den Kunden
Ganz anders schaut man nochmal bei der Tafel Bayern auf die Zahlen im Renten-Report des DGB Bayern. Peter Zilles, Vorsitzender Tafel Bayern, erklärte am Montag, 24. März im Gespräch mit inFranken.de dazu: "Die Altersarmut über die wir hier reden ist ja kein neues Problem. Man wusste es seit über 20 Jahren. Es wird kommen, wenn es keine Renten-Reform gibt, die hat es nicht gegeben, nicht so wie man es benötigt hätte."
Eine Statistik der Tafel aus dem Herbst 2024 zeige laut Zilles eine gravierende Veränderung, die aber gut zu erklären sei: "Ich selber war überrascht über das Ergebnis. Früher konnte man sagen, dass etwa ein Viertel der Kunden bei der Tafel Senioren sind. Jetzt im Herbst 2024 war es ganz anders. Da waren es knapp 18 Prozent. Über sieben Prozent weniger." Wie kommt das?