Druckartikel: Mehr Geld in 2025? Diese fünf Trends prägen den Arbeitsmarkt

Mehr Geld in 2025? Diese fünf Trends prägen den Arbeitsmarkt


Autor: Klaus Heimann

Deutschland, Montag, 13. Januar 2025

Die Prognosen für 2025, was Wirtschaft und Arbeitsmarkt angeht, stimmen alles andere als optimistisch. Experten erwarten drei Millionen Arbeitslose - die Massenarbeitslosigkeit ist wieder da.
2025 steigt die Unsicherheit in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt.


Die deutsche Wirtschaft steckt in einer formidablen Konjunkturkrise: Bereits im Jahr 2023 war die Wirtschaftsleistung preisbereinigt um 0,3 % zurückgegangen. Für das Jahr 2024 sieht es vermutlich nicht besser aus. Zwei Rezessionsjahre in Folge gab es für die deutsche Wirtschaft, zuletzt 2002 und 2003, also vor zwanzig Jahren. Die Volkswirtschaft wandelt derzeit offenbar am Rande einer Rezession, anders lassen sich die Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg nicht interpretieren. Aber es gibt noch andere Einflüsse, die die Arbeitswelt 2025 verändern. Wir fassen die wichtigsten Faktoren im Überblick zusammen und gehen der Frage nach, was sie für dich als Beschäftigten bedeuten.

Arbeitgeber gewinnen an Macht

In den letzten Jahren waren Arbeitskräfte und vor allem gut ausgebildete Fachkräfte für die Firmen ein rares Gut. Aber das verändert sich gerade. Der positive Arbeitsmarkt für die Arbeitnehmer dreht sich zugunsten der Arbeitgeber. Firmen können auswählen und Beschäftigte müssen sich intensiver, vor allem auch länger nach einer neuen Stelle umsehen.

Die Zahl der Arbeitslosen steigt unter dem Eindruck von Branchenkrisen weiter an. Im Jahr 2024 lag sie im November bei 2,78 Millionen, wie die Bundesanstalt für Arbeit meldete. Im Jahr 2025 wird sie weiter steigen. Das IAB schätzt auf 2,84 Millionen. Wenn es im Jahr 2025 noch schlechter läuft, was zu erwarten ist, insbesondere wenn Amerika unter Präsident Donald Trump Zölle für deutsche Waren erhebt, steigt die Zahl über die drei Millionen-Marke. Das Risiko, den Job zu verlieren, steigt also. Und: Wer arbeitslos ist, hat es schwerer, einen vergleichbaren Job zu finden. 

Vier von zehn Firmen wollen Stellen streichen, so eine Prognose des Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Nur noch 17 % planen, Mitarbeiter einzustellen. Die Befragung verdeutlicht, dass der seit 2005 anhaltende Beschäftigungsaufbau in Deutschland zu Ende ist. "Die Beschäftigungsaussichten sind damit so schlecht wie seit der globalen Finanzkrise 2009 nicht mehr", warnt Ökonom Michael Grömling (IW) in der Bild-Zeitung. Auch das Ifo-Institut rechnet mit Stellenabbau. "Immer weniger Unternehmen bauen Personal auf", sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. "Dafür steigt der Anteil der Betriebe, die Arbeitsplätze abbauen wollen."

Wichtige Branchen stecken in der Krise

Das trifft nicht alle Branchen gleichermaßen. Firmen im Automobilsektor, in der Chemie, der Metallbranche oder im Baubereich fahren ihre Beschäftigtenzahlen zurück. Vor allem die Zulieferer für die Automobilbranche sind schwer betroffen. Die Firmen in Franken sind besonders gebeutelt. Neueinstellungen sind selten. Die Klage über einen Mangel an Arbeitskräften dürfte sich damit in diesen Segmenten weitgehend erledigen. 

Die Branchenkrisen und steigende Arbeitslosenzahlen führen dazu, dass die Firmen weniger neues Personal suchen, die Einstiegsentgelte absenken und insbesondere Berufsanfänger haben es schwerer, eine Festanstellung zu finden. Wenn überhaupt, bleibt oft nur eine befristete Beschäftigung oder ein Vertretungs-Job.

Wer Arbeit sucht, sollte mehr Aufwand in Bewerbungen investieren und sich auf mehr Frustrationen, Wartezeiten und Rückschläge einstellen. Wer einen neuen Job sucht, braucht also im kommenden Jahr mehr Flexibilität im Hinblick auf Arbeitsmodelle, Zeit und Geld.

Der Arbeitsmarkt ist gespalten

Aber es wird Wirtschaftszweige und Berufe geben, die weiterhin die alten Sorgen haben. So fehlen Fachkräfte in der Pflege, in der Erziehung (Schule, Kitas), im Gesundheitswesen, bei IT (insbesondere mit dem Schwerpunkt KI), in der Gastronomie und in Teilen des Handwerks. Das IAB erwartet in diesen Sektoren einen Zuwachs von knapp 200.000 Stellen. In den Feldern sind die Aussichten für Jobsuchende besser. Der Arbeitsmarkt ist also zweigeteilt. 

Eine andere Segmentierung auf dem Arbeitsmarkt ist die atypische Beschäftigung. Machten Minijobs, Leiharbeit, befristete Beschäftigung oder kurze Teilzeit im Jahr 2007 noch knapp 27 % der Beschäftigungsverhältnisse aus, waren es 2022 nur noch gut 21 %. Dieser Rückgang war nicht zuletzt der guten Wirtschaftskonjunktur und dem Mangel an Arbeitskräften geschuldet. Es ist zu erwarten, dass der Anteil an atypischer Beschäftigten unter dem Eindruck der Rezession wieder ansteigt.

Außerdem ist zu erwarten, dass die zeitlich befristeten Arbeitsverhältnisse zunehmen. Zuletzt war die Zahl auf knapp 38 % im Jahr 2023 zurückgegangen. Dieser Wert lag 2013/2014 noch bei rund 60 %. Eine Begründung, warum Firmen Befristungen wählen, ist die unsichere Konjunktur, aber auch, dass sie diese Zeit als verlängerte Probezeit nutzen. Besonders betroffen sind junge Menschen, Un- und Angelernte, sowie Akademiker und Akademikerinnen, Ausländer und Ausländerinnen sowie Beschäftigte über 65 Jahre. Es ist zu erwarten, dass die Zahl der befristeten Arbeitsverträge erneut ansteigt.

Die Entwicklung der Entgelte im Jahr 2025

"Die Tarifrunde 2025 wird eher eine kleine Tarifrunde, die insgesamt deutlich weniger Beschäftigte als gewöhnlich umfasst", kommentiert Thorsten Schulten, Leiter des WSI-Tarifarchivs. Nach seinen Daten fallen 7,5 Millionen Beschäftigte unter die Tarifverträge, die in der Tarifrunde 2025 auslaufen.

Zum Vergleich: 2024 gab es neue Tarifverträge für rund 12 Millionen Beschäftigte in nahezu allen großen Branchen. 2025 sind die Vergütungsbedingungen meistens nur in kleinen Tarifbranchen neu zu verhandeln. Die einzige Ausnahme bildet der Öffentliche Dienst, von dem etwa drei Millionen Arbeitnehmende betroffen sind. Insoweit sind für die Beschäftigten keine größeren Einbußen beim Entgelt zu erwarten. Allerdings gibt es auch keine Zuwächse mehr.

2025 steigt der Mindestlohn auf 12,82 Euro pro Stunde. Diese Anhebung verbessert die Einkommenssituation von Geringverdienern und verhilft ihnen zu etwas mehr Kaufkraft. Bis 2026 muss in Deutschland die Lohntransparenz-Richtlinie der Europäischen Union gesetzlich verankert sein. Vor allem soll sie dabei helfen, den Gender Pay Gap zu reduzieren, also die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen. 

Die Künstliche Intelligenz (KI) nimmt noch mehr Fahrt auf

2025 wird ein gutes Jahr für die Künstliche Intelligenz (KI). Sie wird ihren Siegeszug weiter fortsetzen. Deshalb müssen sich alle Beschäftigten mit dieser Technologie auseinandersetzen. Noch ist es eine Minderheit der Betriebe, die KI einsetzen. Das Statistische Bundesamt hat ermittelt, dass etwa jedes achte Unternehmen (12 %) in Deutschland im Jahr 2023 künstliche Intelligenz (KI) nutzte. 

Die Unternehmen, die KI einsetzen, verwenden diese Technologien vorrangig für die Buchführung, das Controlling oder die Finanzverwaltung (25 % der Unternehmen), die IT-Sicherheit (24 %), für Produktions- oder Dienstleistungsprozesse (22 %) sowie zur Organisation von Unternehmensverwaltung oder das Management (20 %). 

Am häufigsten nutzen die Unternehmen dabei KI-Technologien zur Spracherkennung (43 %), zur Automatisierung von Arbeitsabläufen oder zur Hilfe bei der Entscheidungsfindung (32 %) sowie Technologien zur Analyse von Schriftsprache (30 %).

KI ist nicht nur was für Computer-Freaks

"Es gibt ein großes und steigendes Interesse der Menschen an Künstlicher Intelligenz. Wer mit KI im Privaten positive Erfahrungen macht, will die Technologie auch im Beruf einsetzen", sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. "Unternehmen müssen darauf reagieren – und zugleich darauf achten, dass sich keine Schatten-KI verbreitet, mit entsprechenden Risiken für Datensicherheit und Datenschutz."

Hemmnisse für den KI-Einsatz gibt es nicht nur durch die fehlende Datenbasis, sondern ebenso beim mangelndem Know-how bei den Fachkräften. Datenbasierte Systeme, um die es zentral geht, haben zwar die Fähigkeit, auf der Grundlage von Daten selbstständig zu lernen, aber ohne personelle Unterstützung geht es dann doch nicht. Dabei ist KI keineswegs nur etwas für Computer-Freaks in der Firma, sondern auf die Lösung konkreter Probleme ausgerichtet und unterstützt die Chefs und Mitarbeitenden bei Arbeits- und Entscheidungsprozessen.

Dass es dabei oftmals um handfeste, praktische Lösungen geht, zeigt das Beispiel einer Bäckerei in Oberfranken. Dort war es möglich, durch KI und Bilderkennung die Backwaren-Rückläufer aus verschiedenen Filialen digital zu erkennen und die produzierten Mengen entsprechend anzupassen. Die KI schaffte es sogar, die unterschiedlichen Semmel-Sorten zu erkennen.

Sich mit Weiterbildung und Umorientierung auf die Veränderung vorbereiten

Obwohl die Beschäftigten den Wert von Weiterbildung inzwischen erkannt haben, nahmen, laut einer Forsa-Befragung 40 % der Befragten in den letzten zwei Jahren an keiner Qualifizierungsmaßnahme teil. Aber: Je wichtiger es im Beruf ist, beruflich fit zu bleiben, desto häufiger steht Weiterbildung auch im Fokus. Eine bekannte Tatsache aus der Bildungsforschung bestätigt sich erneut: Der bisherige Bildungsweg prägt das Weiterbildungsinteresse. Befragte mit Abitur bzw. Studium bilden sich beruflich häufiger weiter als geringer Gebildete.

Weitere zentrale Ergebnisse sind:

  • 60 % der Beschäftigten nahmen an Weiterbildung teil.
  • 23 % verzichteten wegen fehlender Beratung auf eine digitale Weiterbildung.
  • 82 % nutzen eine Präsenzveranstaltung.
  • 49 % absolvierten eine digitale Weiterbildung.

Bezogen auf alle Beschäftigten hat nur knapp jeder Dritte in den letzten Jahren eine digitale Qualifizierungsmaßnahme in Anspruch genommen, die der Arbeitgeber finanziert hat. Männer häufiger als Frauen. Ein Grund für den geringen Wert: In vielen Unternehmen mangelt es an der notwendigen Unterstützung. Und: Frauen arbeiten oftmals in Berufen, die eine geringere Weiterbildungs-Affinität haben. Trotzdem: Es geht kein Weg daran vorbei, sich für neue Trends durch Weiterbildung (beispielsweise KI) zu öffnen und keine Angst vor einer beruflichen Umorientierung zu haben. 

Start-ups sind der Garant für Innovationen

In Deutschland sterben mehr "Einhörner", als Neugeborene das Licht der Welt erblicken. So charakterisierte das Handelsblatt die aktuelle Lage in der Start-up-Welt. Wer sich in der Szene auskennt, weiß, dass es bei Einhörnern um solche Gründerfirmen handelt, die mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet sind. Und von denen gibt es hierzulande immer weniger. 

Die Insolvenzen sind zwar auf einem Rekordhoch, aber anstatt mehr Energie und Kapital in neuen Firmen zu investieren, dümpelt es so dahin. Und das sind dazu die harten Fakten: Die deutschen Start-ups erhalten erneut weniger Risikokapital, sie beschäftigen erstmals seit Jahren weniger Mitarbeiter und auch die Zahl der Milliarden-Start-ups ist rückläufig.

Innovative Start-ups, gerade im Umfeld von Hochschulen, gibt es in Deutschland eigentlich genug. Sie müssen allerdings auf Bedingungen treffen, in denen sie sich entwickeln können, um so die Lücken aufzufüllen, die Alt-Industrien, die aussterben, hinterlassen. Ein kleiner Lichtblick für alle Einhörner: Experten rechnen damit, dass die Investitionen im Jahr 2025 wieder steigen.