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Mehr Geld für Krankenkassen: Kann eine Sondersteuer auf Tabak helfen?


Autor: Dominik Jahn

Deutschland, Donnerstag, 09. Oktober 2025

Politik und Kassenkassen sehen eine Chance, das Gesundheitssystem zu stärken.
Die Bundesregierung erwägt eine Sondersteuer auf Tabak, um die Krankenkassen zu unterstützen und Rauchen unattraktiver zu machen. Experten mahnen zum gezielten Einsatz der Gelder.


Geht es um die finanzielle Lage der Krankenkassen, dann streiten sich Politik, Experten und Spitzen der Kassen um sinnvolle Lösungen. Jetzt zeigt sich die Bundesregierung offen dafür über eine Tabak-Sondersteuer mehr Geld ins System zu bringen.

Die gesundheitspolitischen Sprecher der Unions- sowie der SPD-Bundestagsfraktion, Simone Borchardt und Christos Pantazis haben entsprechende Überlegungen dazu dargestellt. 

Können Krankenkassen durch neue Tabaksteuer mehr Geld bekommen?

Gegenüber dem Fachdienst "Tagesspiegel Background" erklärt Borchardt: "Eine risikogerechte Besteuerung von Tabakprodukten ist überfällig." Man müsse in ihren Augen "das Verursacherprinzip stärker in den Mittelpunkt rücken".

Tabak und damit das Rauchen soll mit den erhöhten Kosten deutlich unattraktiver werden. 

Laut dem Tagesspiegel-Bericht stellte der Vorstandsvorsitzende und Wissenschaftliche Vorstand des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), Michael Baumann, bei einer Gesprächsrunde zur Nationalen Krebspräventionswoche in Berlin klar dar, dass Rauchen weiterhin „der bedeutsamste vermeidbare Risikofaktor“ für Krebs sei.

Geld aus Tabaksteuer müsse gezielt eingesetzt werden für und durch Krankenkassen

Wichtig für eine neue Sondersteuer für Tabak sei laut den Politikern, dass zusätzliche Steuern "konsequent in den Gesundheitsfonds fließen und gezielt für Prävention und Entwöhnung eingesetzt werden".

SPD-Sprecher Pantazis sieht in der Erhöhung der Tabaksteuer "ein wirksames Instrument", sie müsse aber "klug ausgestaltet" sein. 

Tino Sorge (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium und Schirmherr der Nationalen Krebspräventionswoche, kann sich eine solche Maßnahme gut vorstellen. Laut dem Bericht sieht er, "dass das Steuerthema eine Lenkungswirkung hat". Man müsse aber darum auch "die politische Debatte führen". Und auch er mahnt dazu, "dass man diese Steuermittel dann zielgerichteter ins Gesundheitssystem fließen lassen" müsse.

Tabaksteuer: Einigkeit bei den Krankenkassen

Auch von Seiten der Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV) kam eine solche Überlegung zuletzt wieder ins Gespräch. GKV-Chef Oliver Blatt: "An zwei Punkten sollte man aber über eine Änderung diskutieren. Wieso gehen Abgaben auf Alkohol und Tabak nicht wenigstens teilweise auch an die gesetzliche Krankenversicherung?  Bei Rauchen und Alkohol weiß jeder Konsument, was er tut."

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Auf Nachfrage von inFranken.de teilte man beim Verband der Ersatzkassen (vdek) diese Ansicht. Dazu heißt es: "Wir teilen die Position des Vorstandsvorsitzenden des GKV-Spitzenverbandes und Teilen der Koalition in Bezug auf die Tabaksteuer, um damit zum Beispiel Prävention und gesundheitsbewusstes Verhalten in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu fördern."

Der vdek erklärt weiter: Die GKV und Soziale Pflegeversicherung (SPV) wenden 30,3 Milliarden Euro jährlich für die Folgekosten durch Rauchen und Passivrauchen auf. Dazu kommen 66,9 Milliarden Euro durch indirekte Kosten durch Arbeitsunfähigkeit, Erwerbsminderungen und frühere Todesfälle. Laut Statistischen Bundesamt verdient der Staat jährlich etwa 14,67 Milliarden Euro (2021) an der Tabaksteuer. vdek: "Es ist richtig, dass die GKV und SPV davon auch einen Teil erhält."

Kürzungen bei den Leistungen der Krankenkassen drohen

Aktuell sind gerade immer wieder Kürzungen bei den Leistungen der Krankenkassen im Gespräch. Zu Kürzungen der Leistungen der Kassen hatte sich erst vor wenigen Tagen der CDU-Wirtschaftsrat sehr offensiv geäußert und eine Streichliste veröffentlicht.

Beim Spitzenverband der Kassen setzt man derweil auf eine Kosten-Notbremse

Es sei noch nicht zu spät, die Beiträge stabil zu halten, hatte Oliver Blatt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erklärt. Die Ausgaben in diesem Jahr seien aber enorm gestiegen. Sie sind demnach "weit schneller als die Einnahmen nach oben gegangen".