Krise der Krankenkassen durch den Staat mit Prognose schöngerechnet
Autor: Dominik Jahn
Deutschland, Dienstag, 21. Oktober 2025
Die deutschen Krankenkassen stehen unter Druck, die Zusatzbeiträge könnten steigen. Experten bezweifeln die Aussagekraft der Prognosen.
Rund um die Krise der Krankenkassen gibt es zurzeit viele Zahlenspiele. Der GKV-Schätzerkreis hat am 15. Oktober 2025 seine Prognose für die Zusatzbeiträge der Krankenkassen abgegeben. Viele Reaktionen auf die Schlüsse, die die Bundesregierung daraus zieht, waren sehr kritisch. Die Frage, die sich stellt: Rechnet sich der Staat die Krise der Kassen schön?
Der Chef der Techniker Krankenkassen, Jens Baas warnt davor, dass die Ausgaben die vermeintlich stabilen Beiträge "zunichtemachen" werden. Beim Geldratgeber Finanztip spricht man von bereits viel höheren Zusatzbeiträgen.
Sind Zusatzbeiträge der Krankenkassen schon über drei Prozent?
Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen erklärt zu einer Finanztip-Auswertung, bei der schon jetzt mehr als die Hälfte der Krankenkassen über dem Durchschnitt lagen: "Ein Zusatzbeitrag von 3,3 oder 3,5 Prozent schon heute ist keine Ausnahme mehr."
Der Schätzerkreis würde bei seiner Prognose auf den rechnerischen Durchschnitt schauen – "aber für viele Versicherte ist die Realität längst teurer".
Tenhagen, mit Blick auf 2026 und die Tatsache, dass die Bundesregierung mit ihrer Aussage über stabile Beiträge eine gewisse Sicherheit vermitteln möchte: "In Wahrheit geht es den Krankenkassen schlechter, als der vorgeschlagene durchschnittliche Zusatzbeitrag vermuten lässt. Bei etlichen Kassen werden Beiträge steigen müssen."
Warum sind stabile Beiträge bei den Kassen unwahrscheinlich für 2026?
Die Rechnungen, die der Staat anbietet, führen in seinen Augen nicht dazu, dass sich die Lage der Krankenkassen langfristig verbessert. Tenhagen: "Das Sparpaket der Bundesregierung ist eine Notlösung. Es soll die Kassen kurzfristig um rund zwei Milliarden Euro entlasten, indem die Meistbegünstigungsklausel gestrichen und so Krankenhausvergütungen begrenzt und Verwaltungsausgaben gedeckelt werden."
Doch das reicht nicht. Auch wenn die Kassen bei diesen Maßnahmen mitziehen wird die finanzielle Krise bleiben. Der Finanztip-Chefredakteur ist sich sicher: "Das reicht nicht, um die Finanzen der GKV langfristig zu stabilisieren. Ohne echte Strukturreformen wird sich die Beitragsspirale weiterdrehen."