Nach Kritik: Söder äußert sich zu Kinderstartgeld-Aus - und der Alternative
Autor: Ellen Schneider, Agentur dpa
München, Mittwoch, 26. November 2025
CSU und Freie Wähler kippten den Gesetzesentwurf für das Kinderstartgeld - zum Ärger vieler Familien. Aus der Sicht von Markus Söder hätte es jedoch nur eine Alternative gegeben.
Das gestrichene Familiengeld sollte in Bayern künftig eigentlich durch das Kinderstartgeld ersetzt werden - dass auch diese Pläne nun verworfen wurden, überrascht und ärgert aktuell viele Eltern im Freistaat. CSU und Freie Wähler kippten den Gesetzesentwurf - nun äußerte sich der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag (25. November 2025) zu den Hintergründen.
Bei einer Regierungserklärung zum Haushalt im Landtag in München verteidigte Söder die Finanzpolitik der Staatsregierung gegen jegliche Beanstandungen - insbesondere auch das abgeschaffte Kinderstartgeld. "Wir haben eine Priorität gesetzt", sagte der CSU-Vorsitzende. Bei der Haushaltsaufstellung habe man vor der komplexen Frage gestanden, wie man mehr Mittel ins System der Kinderbetreuung bringe, ohne neue Schulden aufzunehmen.
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Söder betonte, dass ohne die jetzt beschlossene Umverteilung der Mittel die Gefahr bestanden hätte, dass Kindertagesstätten wegen stark gestiegener Betriebskosten hätten schließen müssen - das wäre also die Alternative gewesen. "Daher haben wir entschieden, das Familiengeld komplett umzuwandeln und das gesamte Geld jetzt in die Betreuung zu investieren." Dafür gab es im Landtag scharfe Kritik. SPD-Fraktionschef Holger Grießhammer betonte, die Mittel hätten auch an anderer Stelle umgeschichtet werden können. Die zusätzlichen Mittel für die Kitas hätten von anderer Stelle aus dem Etat kommen müssen, nicht aus dem Geldbeutel der Eltern.
Mit der abrupten Streichung des Kinderstartgelds lasse Söder die Familien im Stich, sagte Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze nach der Regierungserklärung des Ministerpräsidenten im Landtag. "So geht man mit Familien nicht um." Diese benötigten Verlässlichkeit. Die Staatsregierung stopfe dagegen mit ihrem Beschluss einfach nur Lücken. Schulze forderte stattdessen eine Leistung für Familien, die nur einkommensabhängig gezahlt werde – das bisherige Familiengeld bekamen auch wohlhabende Familien.
Online-Petitionen mit unzähligen Unterschriften zeigen auch die große Unzufriedenheit vieler Eltern mit der Entscheidung, das Familiengeld sowie das Kinderstartgeld abzuschaffen. Der junge Familienvater Oliver Bernt aus dem oberfränkischen Grub am Forst (Kreis Coburg) ist der Initiator der aktuell meist unterschriebenen Petition auf der Plattform change.org. Mehr als 141.000 Menschen haben bereits unterzeichnet. Einfach so hinnehmen will er die Entscheidung nicht, sagt der 32-Jährige. "Mich hat die Not der Familien motiviert", betont Bernt.
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Aber auch er sei persönlich betroffen, wenn das von der Staatsregierung angekündigte Geld nun doch nicht kommt. Am 6. September ist Bernts drittes Kind geboren worden - Frederik. Als einen "Moment voller Liebe, Hoffnung und Vertrauen in die Zukunft", beschreibt er das Ereignis. Die bayerische Staatsregierung habe stets die Wahlfreiheit für Familien betont. So hätten er und seine Frau sich entschieden, die Elternzeiten aufzuteilen: Seine Frau, die als Gesundheits- und Krankenpflegerin tätig ist, wollte zwei Jahre nehmen, er vier Monate. Das Kinderstartgeld hatten sie ursprünglich als Überbrückung für die Zeit ohne Elterngeld eingeplant. Zur Familie gehören noch zwei Töchter.
"Viele Familien haben ihre Elternzeiten danach ausgerichtet", sagt Bernt, der als Ausbilder in der Versicherungsbranche tätig ist. Und jetzt, ohne das Geld, könnten die meisten nicht einfach früher in den Beruf zurückkehren, um wieder Einnahmen zu erzielen. Zumal auch die Lebenshaltungskosten stetig stiegen, "das merkt man bei jedem Einkauf im Supermarkt". Und einen Betreuungsplatz zu bekommen - das sei ja nochmal ein anderes Thema.