Kinderstartgeld-Aus: Söder lässt Vater aus Franken im Landtag abblitzen
Autor: Ellen Schneider
München, Freitag, 28. November 2025
Ein Vater aus Franken kämpft für den Erhalt des Kinderstartgelds und findet dabei zahlreiche Unterstützer. Markus Söder tauchte zum vereinbarten Termin jedoch nicht auf.
Das gestrichene Familiengeld sollte in Bayern künftig eigentlich durch das Kinderstartgeld ersetzt werden - dass auch das nun nicht geschehen wird, ärgert im Freistaat viele Eltern. CSU und Freie Wähler kippten den Gesetzesentwurf - zahlreiche Menschen setzten sich daraufhin via Online-Petitionen gegen die Abschaffung der geplanten Leistung ein.
Der Initiator der erfolgreichsten Petition zu dem Anliegen auf der Plattform change.org ist Oliver Bernt, ein junger Familienvater aus dem oberfränkischen Grub am Forst (Landkreis Coburg). Zusammen mit Jennifer Barther aus München wollte er dem bayerischen Ministerpräsidenten die mehr als 200.000 Unterschriften übergeben. Wie die Petitionsplattform in den sozialen Medien mitteilt, sei das vom Büro der Landtagspräsidentin so angekündigt worden. Zum Termin tauchte Söder demnach jedoch nicht auf.
Eltern übergeben Unterschriften im Landtag: "War vor allem eins: enttäuschend"
In einem Video-Post der Petitionsplattform change.org, in dem Bernt und Barther in München zu sehen sind, bedauert Bernt: "Ich finde es auch traurig, dass der Herr Ministerpräsident jetzt doch nicht mit uns sprechen will. Genauso wie beim Kinderstartgeld: Wir werden im Regen stehen gelassen."
Statt Markus Söder nahmen Staatskanzleichef Florian Herrmann und Sozialministerin Ulrike Scharf die Unterschriften entgegen. "Die Petitionsübergabe in München war vor allem eins: enttäuschend", äußern sich die Verantwortlichen von change.org im Netz. "Es scheint so, als seien der Staatsregierung und insbesondere der CSU die Familien im Freistaat egal", sagte Bernt dem Sonntagsblatt zufolge gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zudem hat Herrmann den Petitions-Startern demnach "gemeinsame Sache mit den Grünen" vorgeworfen, anstatt die Existenzängste der Familien ernstzunehmen, kritisierte Bernt.
In seiner Regierungserklärung zum Haushalt im Landtag in München verteidigte Söder die Finanzpolitik der Staatsregierung gegen jegliche Beanstandungen - insbesondere auch das abgeschaffte Kinderstartgeld. "Wir haben eine Priorität gesetzt", sagte der CSU-Vorsitzende. Bei der Haushaltsaufstellung habe man vor der komplexen Frage gestanden, wie man mehr Mittel ins System der Kinderbetreuung bringe, ohne neue Schulden aufzunehmen. Das bundesweite Kindergeld soll übrigens im Januar 2026 erneut steigen.
Söder zu Kinderstartgeld-Aus: "Wir haben eine Priorität gesetzt"
Söder betonte, dass ohne die jetzt beschlossene Umverteilung der Mittel die Gefahr bestanden hätte, dass Kindertagesstätten wegen stark gestiegener Betriebskosten hätten schließen müssen - das wäre also die Alternative gewesen. "Daher haben wir entschieden, das Familiengeld komplett umzuwandeln und das gesamte Geld jetzt in die Betreuung zu investieren." Dafür gab es im Landtag scharfe Kritik. SPD-Fraktionschef Holger Grießhammer betonte, die Mittel hätten auch an anderer Stelle umgeschichtet werden können. Die zusätzlichen Mittel für die Kitas hätten von anderer Stelle aus dem Etat kommen müssen, nicht aus dem Geldbeutel der Eltern.
Mit der abrupten Streichung des Kinderstartgelds lasse Söder die Familien im Stich, sagte Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze nach der Regierungserklärung des Ministerpräsidenten im Landtag. "So geht man mit Familien nicht um." Diese benötigten Verlässlichkeit. Die Staatsregierung stopfe dagegen mit ihrem Beschluss einfach nur Lücken. Schulze forderte stattdessen eine Leistung für Familien, die nur einkommensabhängig gezahlt werde – das bisherige Familiengeld bekamen auch wohlhabende Familien.