Inflationsrate steigt: Kann man mit Sachwerten sinnvoll gegensteuern?
Autor: Joachim Tiefenthal
Deutschland, Dienstag, 15. März 2022
Wenn die Inflation steigt, verliert Geld zunehmend an Wert. Neben der Kaufkraft reduziert sich somit auch das Geldvermögen. Mit Investitionen in Sachwerte kann man sich gegen den Wertverlust absichern.
- Inflation einfach erklärt
- Wie Inflation entsteht
- Geldwerte und Sachwerte
- Strategie gegen Wertverlust
Inflation (aus dem lateinischen inflatio) bedeutet soviel wie "aufblähen" und beschreibt den Prozess einer Geldentwertung in indirekter Folge einer zunehmenden Geldmenge. Inflation wird auch als Teuerungsrate bezeichnet, weil sie mit einem Prozentwert zum Ausdruck bringt, um wie viel sich der künstliche Warenkorb, in dem sich 650 Positionen befinden, verteuert hat. Der Warenkorb wird vom Statistischen Bundesamt fiktiv zusammengestellt und enthält einen repräsentativen Querschnitt aller gekauften Waren und Dienstleistungen in Deutschland. Vor allem sind es aktuell Energiekosten (Strom, Gas) und Benzinpreise, die den Warenkorb preislich nach oben drücken.
So entsteht Inflation
Märkte (auch Geldmärkte) funktionieren einfach gesagt nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Je mehr von etwas vorhanden ist, desto geringer sein Wert (Preis). Knappe Güter dagegen besitzen einen hohen Wert und sind entsprechend preislich teurer. Fällt z.B. wegen einer langen Trockenperiode die Getreideernte geringer aus, wird Getreide knapp und damit auch Brot teurer. Nimmt auf dem Geldmarkt die Geldmenge zu, steigt das Geldangebot, der Wert aber sinkt. Weil die Anbieter von Waren auf gleichem Niveau verdienen möchten, und auch sie höhere Beschaffungskosten haben, sind die Folge Preissteigerungen. Wenn zugleich noch im Gesamtkreislauf Löhne und Gehälter langsamer steigen als die Preise, nimmt zudem die Kaufkraft weiter ab.
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Beispiel: In einer Volkswirtschaft beträgt die Geldmenge 1.000 €. Du verdienst 50 € im Monat und kannst dafür beispielsweise 50-mal für je 1 € in einem Restaurant essen. Steigt nun die Geldmenge um 100 € auf 1.100 € (also um 10%), wird das Restaurant, um auf seinem gleichen (nominalen) Niveau bleiben zu können, den Preis auch um 10% auf 1,10 € pro Besuch anheben (100/1000 + 1 = 1,1). Weil deine Gehaltserhöhung aber z.B. nur 2% beträgt, kannst du jetzt mit 51 € nur noch 46-mal im Restaurant essen gehen. Obwohl du mehr verdienst, kannst du dir aufgrund der überproportionalen Preissteigerung weniger leisten. Dein Geld ist weniger wert. Inflation bezeichnet also in dem Beispiel ein gestiegenes Preisniveau in Folge einer Geldmengenausweitung.
Die Steuerung der Geldmenge ist in Europa Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB). Priorität hat dabei die Preisstabilität und damit auch eine stabile Inflationsrate. Diese soll "niedrig, stabil und berechenbar" bei mittelfristig 2 % liegen. Da die Inflation derzeit mit knapp 5 % deutlich über diesem Wert liegt, macht sich die Sorge einer fortschreitenden Geldentwertung breit. Die Deutsche Bundesbank rechnet erst in den Jahren 2023 und 2024 wieder mit einer Inflationsrate etwas oberhalb von 2 %.
Unterschied zwischen Geld- und Sachwerten
Zu deinen Geldwerten zählt in erster Linie dein Bargeld, das du entweder auf deinem Girokonto, deinem Sparbuch oder aber, mit Blick auf die niedrigen Zinsen nur geringfügig besser, auf deinem Festgeldkonto hast. Auch festverzinsliche Anleihen, eine klassische Lebensversicherung oder ein Bausparvertrag zählen zu Geldwerten. Unter Sachwerten versteht man hingegen Immobilien, Grundstücke, Aktien oder auch Schmuck, Oldtimer, Gold und Kunst (Gemälde, Skulpturen etc.).
Bei Geldwerten bist du Gläubiger (einzige Ausnahme ist das Bargeld in deinem Portemonnaie; daher heißt es auch "Nur Bares ist Wahres"). Bei Sachwerten bist du Eigentümer. Dein Geld auf dem Konto ist streng genommen nur eine Verbindlichkeit deiner Bank dir gegenüber. Sie verwahrt es für dich und zahlt dir dafür Zinsen. Aktuell leider eher weniger bzw. sie verlangt ggf. sogar sogenannte "Strafzinsen". Zwar bist du Eigentümer des Kontos, aber nicht des Guthabens. Bei den Sachwerten, wie Autos, Häusern oder auch Aktien bist du aber der Eigentümer - selbst wenn du sie mit Krediten (einem Geldwert) finanziert hast.