Pläne von Union und SPD: Expertin kritisiert mangelndes Engagement für Familien
Autor: Ellen Schneider
Deutschland, Donnerstag, 15. Mai 2025
Kindergeld, Elterngeld und Co.: Eine Expertin kritisiert, dass die tatsächlichen Herausforderungen in Sachen Familienpolitik von der neuen Bundesregierung nicht ausreichend adressiert werden.
Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung finden sich zahlreiche Pläne zur Unterstützung von Familien: So wollen Union und SPD das Kindergeld erhöhen und bürokratische Hürden abbauen - für im Ausland lebende Familien sollen die Zahlungen jedoch gekürzt werden.
Die Kindergrundsicherung, wie sie unter der Ampel-Koalition geplant war, wird 2025 als Konsequenz des Bruchs der Ampel nicht durchgesetzt. Eine "Verabschiedung des Gesetzentwurfs ist nicht mehr zu erwarten", heißt es vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Genau das kritisiert Sandra Schuhmann, Vorständin Soziales der Diakonie Bayern.
Kritik an Plänen von Union und SPD: "Problem der Kinderarmut wird nicht angegangen"
Sie betont: "Der Koalitionsvertrag enthält viele Verbesserungen für Familien – oft aber nur als Absichtserklärung." Zwar sei beispielsweise die Erhöhung des Elterngeldes sowie der Neu- und Ausbau von Kindertagesstätten geplant. "Das Problem der Kinderarmut wird aber nicht angegangen", bemängelt Schumann in einer Mitteilung der Diakonie.
Laut Unicef leben in Deutschland 2,1 Millionen Kinder in armutsgefährdeten Haushalten – das betrifft jedes siebte Kind unter 18 Jahren. Dem BMFSFJ zufolge gilt hierzulande sogar jedes fünfte Kind als arm.
Auch wenn die Zahlen leicht gesunken seien, bleibe Kinderarmut ein drängendes Thema, so Schuhmann. Die geplante Erhöhung des Teilhabebetrags für Freizeitaktivitäten von 15 auf 20 Euro sei dabei lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein.
Anträge müssen vereinfacht werden – mehr Einsatz für Familien
Ein wichtiger Schritt sei jedoch die geplante Vereinfachung von Anträgen auf familienpolitische Leistungen. "Wir wissen: Viele Familien nehmen Leistungen, die ihnen zustehen, nicht in Anspruch, weil sie entweder gar nicht bekannt sind oder aber die Antragswege zu kompliziert und zu umständlich sind."
Schuhmann betont zudem die zentrale Rolle von Familien in der Gesellschaft. Sie seien Orte, an denen demokratische Werte vermittelt und Kompromisse erlernt würden. Ein mangelndes politisches Engagement für Familien könne jedoch das Vertrauen in die Demokratie schwächen: "Was einzelne Menschen betrifft, gilt erst recht für Familien: Wenn sie sich als abgehängt und nicht wahrgenommen empfinden, wächst die Politikverdrossenheit und sinkt das Vertrauen in eine demokratische Gesellschaft."