Gender-Pay-Gap: So groß sind die Unterschiede bei der Bezahlung von Männern und Frauen
Autor: Evelyn Isaak
Deutschland, Donnerstag, 02. Februar 2023
In vielen Bereichen der Gesellschaft gibt es immer noch geschlechtsspezifische Ungleichheiten - zum Beispiel in der Bezahlung. Wie viel das ausmacht und wie viel weniger Frauen noch immer verdienen im Vergleich zu Männern, erklären wir dir hier.
- Definition und Berechnung des Gender-Pay-Gaps
- Aktuelle Zahlen in Deutschland
- Der Equal Pay Day
- Betroffene Branchen und Folgen der Lohnlücke
- Fazit
Fairness in der Bezahlung: Ein Prinzip, welches längst nicht alle Frauen genießen. Seit dem Jahr 2006 wird die geschlechtsspezifische Lohndifferenz vom Statistischen Bundesamt berechnet und veröffentlicht. Was genau der sogenannte Gender-Pay-Gap aussagt, wie er sich entwickelt hat und was du sonst noch darüber wissen musst, haben wir für dich zusammengefasst.
Der Begriff des Gender-Pay-Gaps und die Methodik dahinter
Egal, ob du schon einmal selbst betroffen warst, es von Bekannten oder Verwandten gehört hast: Das Phänomen, dass Frauen in demselben Bereich schlechter bezahlt werden als Männer, ist sicher auch dir schon einmal begegnet. Dieser Umstand wird allgemein als "Gender-Pay-Gap" bezeichnet, auf Deutsch übersetzt auch "Lohnlücke" genannt.
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Der Gender-Pay-Gap wird von dem Statistischen Bundesamt als die Differenz zwischen dem durchschnittlichen Bruttoverdienst von Männern und Frauen definiert. Ausgedrückt wird der geschlechtsspezifische Verdienstunterschied in Prozent des durchschnittlichen Bruttoverdienstes des Mannes; wobei Sonderzahlungen wie Urlaubsgeld nicht einberechnet werden.
Unterschieden wird zwischen dem bereinigten und dem unbereinigten Gender-Pay-Gap. Die sogenannte unbereinigte Lohnlücke wird bemessen am Bruttostundenlohn aller erwerbstätigen Männer und Frauen. So wird der Brutto-Stundenverdienst beider Geschlechter einer bestimmten Gruppe, beispielsweise nach Alter oder Branche, ermittelt. Anschließend wird der Gender-Pay-Gap mit dieser Formel berechnet: ((Durchschnittlicher Brutto-Stundenverdienst der Männer – durchschnittlicher Brutto-Stundenverdienst der Frauen) / durchschnittlicher Brutto-Stundenverdienst der Männer) x 100. Bei der Berechnung des bereinigten Gender-Pay-Gap werden strukturelle Faktoren zwischen den Geschlechtern herausgerechnet. Als beispielhafte Faktoren führt das Statistische Bundesamt unter anderem die Unterschiede bei Berufen, dem Umfang der Beschäftigung und dem Bildungsstand auf.
Höhe und Entwicklung der Lohnlücke und der Equal Pay Day
Die Erfassung des Gender-Pay-Gap im Jahr 2021 zeigte, dass Frauen immer noch 18 % weniger pro Stunde verdienten als Männer, so das Statistische Bundesamt. Die Zahl bezieht sich auf die unbereinigte Lohnlücke. Damit liegt der Gender-Pay-Gap in Deutschland höher als in den meisten anderen EU-Ländern. Das von der EU im Jahr 2016 ermittelte durchschnittliche Lohngefälle betrug 16,2 %. In diesem Jahr lag es in Deutschland bei 21 %, während es beispielsweise in Frankreich 15,2 %, in Italien 5,3 % und in Polen 7,2 % betrug. Die bereinigte Lohnlücke hingegen lag laut dem Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr in Deutschland bei nur 6 %.
Der allgemeine Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen wird durch den Equal Pay Day symbolisch gekennzeichnet. Im Jahr 2022 war dieser am 7. März 2022. Mit diesem Datum wird jener Tag markiert, an welchem die geschlechtsspezifische Lücke ausgeglichen wäre. Ausgegangen wird von der Lohnlücke von 18 %, welche umgerechnet 66 Tage wären. Der Tag weist auf die Ungerechtigkeit hin, dass Frauen theoretisch vom 1. Januar an 66 Tage umsonst arbeiten.