Geld überweisen: Wie viel geht noch ohne Nachweis ans Finanzamt?
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Sonntag, 29. Dezember 2024
Wenn du Geld überweist und einzahlst, gibt es eine magische Grenze von 10.000 Euro. Überschreitest du diese Summe, gibt es Kontrollfragen von der Bank.
Als Privatperson kann ich jeden Betrag von meinem Girokonto auf ein anderes Konto überweisen – das ist eine weitverbreitete Meinung. Natürlich kannst du das. Es gibt dafür zwei Bedingungen: Dein Kontostand oder dein Überziehungskredit müssen dafür ausreichen. Zweiter Punkt: Es gibt eine gesetzliche Obergrenze von 10.000 Euro pro Überweisung bei deiner Bank.
Du darfst sie nur überschreiten, wenn du dafür gegenüber deiner Bank eine plausible Erklärung hast. Aber warum ist das so? Warum diese Einschränkung im Geldverkehr? Wir sagen dir, warum der Gesetzgeber die 10.000-Euro-Grenze eingeführt hat und was es mit der geplanten Bargeldobergrenze in den Ländern der Europäischen Union ab 2027 auf sich hat.
Die Anti-Geldwäsche-Behörde Financial Intelligence Unit (FIU) in Köln
Es gibt Eisdielen, Restaurants, Automatencasinos oder Barbershops, die an möglichst wenig Kundschaft interessiert sind. Trotzdem gehen diese Läden nicht pleite. Oftmals versteckt sich hinter der bürgerlichen Fassade eine Alibifirma, die Kriminelle dafür nutzen, Geld zu "waschen". In Siegen in Nordrhein-Westfalen flog ein Eiscafé auf, in dem drei mutmaßliche Mitglieder der italienischen Mafiaorganisation 'Ndrangheta über Jahre hinweg Geld aus dem Drogenhandel gewaschen haben sollen. Die Täter stehen seit Sommer 2024 vor dem Landgericht Dortmund.
Geldwäsche ist strafbar. Trotzdem versuchen Kriminelle auf diesem Weg, illegal erwirtschaftetes oder beschafftes Geld und Vermögenswerte in den normalen Finanz- und Wirtschaftskreislauf einzuschleusen. Dafür nutzen sie verschiedene Konten, Firmen und Länder. Es geht ihnen darum, die Herkunft des Geldes zu verschleiern. Das Geld stammt aus Drogenhandel, Prostitution, Korruption, Betrug, Raub, Steuerhinterziehung, Glücksspiel oder Waffenhandel.
Der Schweizer Daniel Thelesklaf ist seit Sommer 2023 Chef der deutschen Anti-Geldwäsche-Behörde Financial Intelligence Unit (FIU) in Köln. Er erläutert im Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland, wie Geldwäsche in Deutschland funktioniert. Für den Geldwäsche-Klassiker nutzen Täter nach Informationen von Thelesklaf oftmals Restaurants: "Ich gebe dem Besitzer jeden Abend 1000 Euro, die er als Umsatz verbucht und auf dem Geschäftskonto einzahlt. 100 Euro bekommt er als Provision, der Rest geht später an mich zurück." Die Krönung dabei sei, wenn dem Geldwäscher der Betrieb selbst gehört.
Banken müssen Einzahlungen und Überweisungen über 10.000 Euro melden
Der Staat und die Finanzbehörde haben großes Interesse daran, Geldwäschern das Handwerk zu legen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist Geldwäsche laut Geldwäschegesetz (GWG) ein Straftatbestand nach Paragraf 261 des Strafgesetzbuchs (StGB) und verboten. Für die Staaten der EU ist die Verfolgung der Geldwäsche deshalb wichtig, um die Organisierte Kriminalität (Clan-Kriminelle) einzudämmen. Auch die Terrorismusfinanzierung wird schwieriger, wenn es den Behörden gelingt, Geldwäsche vorzubeugen und zu bekämpfen.
In diesen Zusammenhang gehören auch die Auflagen bei Überweisungen von einem Girokonto, die mehr als 10.000 Euro betragen. Gleiches gilt für denjenigen, der mehr als 10.000 Euro in bar bei seiner Bank vorbeibringt. Sie oder er muss nachweisen, woher das Geld stammt. Bei einer anderen Bank als der Hausbank gilt diese Regel schon ab 2.500 Euro. Ist die Einzahlung gestückelt und überschreitet den Betrag von 10.000 Euro, gibt es Nachfragen.