Einheitlicher Strompreis? Das steckt hinter der aktuellen Energie-Debatte
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Mittwoch, 01. Oktober 2025
In Deutschland wird über die Einführung von bis zu fünf Strompreiszonen diskutiert, da unterschiedliche Bedingungen im Norden und Süden bestehen. Es gibt starke Meinungsverschiedenheiten über die Auswirkungen eines einheitlichen Strompreises und das Redispatch-System.
- Streit um regionale Strompreiszonen: Norden fordert, Süden lehnt ab
- Einheitlicher Strompreis versus lokale Preisunterschiede
- Engpässe im Stromnetz durch unterschiedliche Verteilung erneuerbarer Energien
- Redispatch-Maßnahmen kosten Milliarden und belasten Verbraucher
Die Strompreise in Deutschland stehen aktuell im Mittelpunkt einer hitzigen politischen Debatte. Während einige Bundesländer regionale Preiszonen fordern, setzen andere weiterhin auf einen einheitlichen Strompreis. Der Ausbau erneuerbarer Energien ist deutschlandweit sehr unterschiedlich verteilt und sorgt immer wieder für Engpässe im Stromnetz. Diese Probleme führen zu teuren Umverteilungsmaßnahmen, die letztlich die Verbraucher belasten. Energieexperten plädieren deshalb für regionale Preissignale, um den Strommarkt effizienter zu gestalten. Doch noch ist unklar, wie die Politik auf diese Herausforderungen reagieren wird und welche Auswirkungen das für die Stromkunden haben könnte.
Kommen bis zu fünf Strompreiszonen für Deutschland?
Die Bundesregierung lehnt den Vorstoß der vier Bundesländer und der EU, bis zu fünf Preiszonen beim Strom einzuführen, rundweg ab. Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche betont bei der Präsentation ihres Gutachtens zur Energiewende: Die Kosten für Strom müssen zwar sinken, aber es werde keine Teilung in unterschiedliche Stromzonen geben. Damit haben sich Bayern und Baden-Württemberg gegenüber den vier norddeutschen Bundesländern durchgesetzt.
Reiche setzt damit den Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD um, in dem es heißt: "Wir halten an einer einheitlichen Stromgebotszone fest." Markus Söder (CSU) und Winfried Kretschmann (Grüne) reagierten mit einer gemeinsamen Erklärung auf den Teilungsvorstoß der norddeutschen Ministerpräsidenten: "Von diesem Vorschlag halten wir gar nichts und deswegen werden wir uns mit aller Macht dagegenstellen. Eine Schwächung der wirtschaftlich starken Regionen im Süden und Westen durch höhere Strompreise kann nicht im Interesse der norddeutschen Bundesländer liegen."
Anderer Meinung ist die Wirtschaftsweise und Professorin an der Technischen Universität Nürnberg, Veronika Grimm, im Verbund mit elf anderen Wissenschaftlern. Sie hält dagegen: "Die meisten Energieökonomen sind sich einig: Notwendig wären regional differenzierte Preissignale in Deutschland – also mehrere Preiszonen –, um die zahlreichen Investitions- und Produktionsentscheidungen der Akteure im Strommarkt zu koordinieren." Dass dies nicht geplant sei, mache ihr Sorgen, so die Wirtschaftsweise im Interview mit dem Tagesspiegel Background. Regionale Strompreise hält die Wissenschaftlerin und Aufsichtsrätin beim Turbinenbauer Siemens Energy für notwendig.
Schafft ein einheitlicher Strompreis Probleme?
Aber: Was steckt hinter dem Streit um unterschiedliche Zonen? In Deutschland gibt es nur eine sogenannte Stromgebotszone – anders als in anderen europäischen Ländern, wie zum Beispiel Italien, Dänemark und Schweden. Das bedeutet, dass deutsche Stromanbieter zu einem einheitlichen Preis am Markt verkaufen. Und zwar völlig unabhängig davon, ob Windanlagenbetreiber ihren Strom günstiger erzeugen kann als der Gas- oder Kohlekraftwerksbetreiber.
Garantiert die günstigsten Tarife: Hier geht es zum Stromvergleich von Check24Dieses System hat lange wunderbar funktioniert. Jetzt aber stößt es an seine Grenzen. Denn: Im Süden des Landes wird weniger erneuerbarer Strom (vor allem aus Windkraft) erzeugt als im Norden. Das hat zum Teil geografische Gründe, wie Markus Söder nicht müde wird zu betonen: In Schleswig-Holstein an der Nordseeküste ist es einfacher, Strom aus Windenergie zu produzieren als in den bayerischen Alpen. Dass in Nordrhein-Westfalen mittlerweile kumuliert über 7.800 Megawatt (MW) Windkraftleistung installiert sind, in Baden-Württemberg jedoch nur 1.875 MW, lässt sich allerdings durch geografische Bedingungen nur schwer erklären.