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DGB-Rentenreport: Großer Teil der Renten unter Armutsschwelle


Autor: Agentur dpa

München, Freitag, 14. März 2025

Das wahre Ausmaß der Altersarmut ist umstritten. Die gesetzliche Rente jedenfalls ist häufig mager. Das zeigt ein neuer Rentenreport des DGB aus Bayern.


Die gesetzliche Rente liegt in Bayern nach einer Auswertung des DGB sehr häufig unter der Armutsschwelle von gut 1300 Euro. Im Jahr 2023 bekamen demnach fast drei Viertel der Rentnerinnen und über 40 Prozent der Männer weniger als 1200 Euro im Monat, wie der DGB-Landesverband in München mitteilte. 

Männliche Neurentner in Bayern erhielten im Schnitt demnach 1351 Euro im Monat, Frauen nur 905 Euro, ein Drittel weniger. Die stellvertretende Landesvorsitzende Verena di Pasquale betonte, dass es sich um Durchschnittswerte handelt. "Viele erhalten aber eben auch noch weniger als diese ohnehin schon mageren Durchschnittswerte." Armutsgefährdet ist in Deutschland nach amtlicher Definition, wer über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügt. 

DGB-Rentenreport: Neurentnerinnen in Bayern erhalten im Schnitt weniger als 1000 Euro im Monat

Die bayerischen Durchschnittsrenten liegen traditionell etwas unter dem bundesweiten Schnitt, ein Erbe der von der Landwirtschaft geprägten Vergangenheit, als es im heute wohlhabenden Südbayern nur wenig Industrie gab. Grundlage des alljährlichen Rentenreports sind die amtlichen Statistiken, die Zahlen für 2024 liegen noch nicht vor. 

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Di Pasquale beklagte wachsende Altersarmut. "Nicht nur an Bayerns Tafeln wird es immer voller", sagte sie. "Immer mehr Menschen im Freistaat beantragen auch Leistungen zur Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung." Demnach waren dies 2005 insgesamt noch rund 79.000 Menschen, im Jahr 2023 bereits über 145.000. 

Das tatsächliche Ausmaß der Altersarmut ist unter Ökonomen umstritten: So leben über 40 Prozent der Bevölkerung im eigenen Haus beziehungsweise in der eigenen Wohnung, zudem bauen viele Menschen im Laufe des Arbeitslebens zum Teil beträchtliches Vermögen auf. 

Armut im Alter: Wie real ist das Problem tatsächlich?

"Der großen Mehrheit der Menschen stehen jedoch nur die Beträge der gesetzlichen Rente zur Verfügung", sagte di Pasquale. "Diese ist nach wie vor die dominierende Einkommensquelle im Alter." Laut Statistischem Landesamt erhielten 2,75 Millionen Bürgerinnen und Bürger ab 65 Jahren in Bayern 2023 Rente, gesetzlich, privat oder betrieblich. Das entspricht in etwa einem Fünftel der Bevölkerung des Freistaats. 

Innerhalb Bayerns gibt es demnach beträchtliche Unterschiede. Die höchsten Renten erhielten 2023 im Schnitt neu verrentete Männer im Landkreis Eichstätt mit durchschnittlich 1684 Euro. Schlusslicht war der Kreis Berchtesgadener Land mit 1037 Euro. Frauen bekamen im Landkreis München mit durchschnittlich 1050 Euro am meisten, 338 Euro mehr als im Landkreis Regen auf dem letzten Platz.

Der DGB-Landesvorsitzende Bernhard Stiedl forderte eine Eindämmung des Niedriglohnsektors und eine Stärkung der Tarifbindung, weil besser bezahlte Arbeitsplätze später auch höhere Renten zur Folge haben. "Viel zu viele Menschen sind trotz Arbeit arm, was sich später auch auf die Rentenhöhe auswirkt."

Was die mögliche künftige neue Bundesregierung in Sachen Rente plant, haben wir hier zusammengefasst. Ein Renten-Fehler kann derweil bis zu 40.000 Euro kosten.

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